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Die Kino-Kritiker: «When in Rome - Fünf Männer sind vier zuviel»

Screwball-Romantik statt Fußball: In ihrer neuen Liebeskomödie muss sich «Veronica Mars»-Darling Kristen Bell einem Liebesfluch stellen.

Wenn man der Filmpiraterie eins zu verdanken hat, dann den „Kinostart-Qualitätscheck“. Dieser gibt dem neugierigen Kinobesucher einen Einblick, wie groß das Vertrauen eines großen Hollywoodstudios in seine neuste Produktion ist. Wenn Filme aus einem der führenden Konzerne in der US-Filmindustrie in Deutschland lange nach dem US-Kinostart in die Kinos kommen, hatte das früher nichts zu bedeuten. Vielleicht suchte die deutsche Dependance einfach einen attraktiven Starttermin. Heutzutage dagegen suggeriert eine große Distanz zwischen US-Start und hiesigem Kinostart starkes Misstrauen seitens des Verleihs. Seltene Ausnahmen bilden unter anderem Filmen, die sportlichen Großereignissen wie der Fußball-WM ausweichen. «When in Rome - Fünf Männer sind vier zuviel» startete am 29. Januar dieses Jahres in die USA. Erst jetzt läuft er als Alibikinofutter gegen König Fußball in Deutschland an, während auf der anderen Seite des Atlantiks schon die DVD verkauft wird. Gewisse Vermutungen liegen nahe, doch stimmen sie mit der Wahrheit überein?

Die in ihre Arbeit vernarrte New Yorker Kuratorin Beth (Kristen Bell, «Veronica Mars») hat stets nur Pech in der Liebe. Das ewige Liebesleiden, ein wirklich peinlicher Auftritt als Trauzeugin auf der übereilten Hochzeit ihrer jüngeren Schwester Joan (Alexis Dziena) und ein paar Gläser zuviel Frust-Sekt verleiten sie in Rom zu einem folgenschweren Fehler: Sie entwendet fünf Münzen aus dem legendären Liebesbrunnen, worauf einem alten italienischen Glauben zufolge ein Bann liegt. Der Sage nach stiehlt man mit der Münze zugleich das Herzen desjenigen, der während seiner unglücklichen Suche nach der richtigen Person fürs Leben eben jene Münze in den Brunnen warf. Zunächst klingt solch ein Fluch eher unbedrohlich, doch als Beth der exzentrische Wurstkönig Al (Danny DeVito, «Bee Cool»), der überdrehte Straßenmaler Antonio (Will Arnett, «Die Eisprinzen»), das hohle und selbstüberzeugte Model Gale (Dax Shepard, «Idiocracy»), der kein Ende kennende Straßenmagier Lance (Jon Heder, «Napoleon Dynamite») und Ex-Sportler und Sportkolumnist Nick (Josh Duhamel, «Las Vegas») nach New York folgen und keine Gelegenheit auslassen, sie auf unangebrachte Weise anzugraben, ändert sich diese Sichtweise. Wie soll man sich endlich wieder für die Liebe öffnen, wenn ein Hals über Kopf verliebter und verzauberter Wirrkopf nach dem anderen auftaucht?

Romantikkomödien halten den fortwährenden Geschlechterstreit am Leben. In diesen Filmen verkommen Männer und Frauen regelmäßig zu unausstehlichen Stereotypen, die nicht zusammengebracht werden können. Und auch vor der Kinoleinwand schüren solche Filme den Streit zwischen Mann und Frau, sehen die meisten Männer doch das Kino-Date als reine Bestrafung an. Verständlich, wer bezahlt schon gerne dafür, um neben seiner Auserwählten zu sitzen, während auf der Kinoleinwand hundert Minuten lang gepredigt wird, wie schrecklich Männer doch sind, und wie sehr sie sich zum Affen machen müssten, um eine Frau wirklich verdient zu haben.

Allerdings tendiert Hollywood in jüngeren Jahren zu „männerkompatiblen” Romantikkomödien, wie Nick Stollers «Nie wieder Sex mit der Ex», Kevin Smiths «Zack and Miri Make a Porno» oder Judd Apatows «Beim ersten Mal». In diesen Filmen bemühten sich die Macher darum, die sanfte Seite im Mann zu zeigen und beide Hälften des Kinopublikums gleichermaßen zu unterhalten. Mit dieser Kategorie der Romantikkomödie steht «When in Rome - Fünf Männer sind vier zuviel» jedoch nur über Hauptdarstellerin Kristen Bell in Verbindung, die in «Nie wieder Sex mit der Ex» als anstrengende Zicken-Ex brillierte und sich auch gekonnt selbst parodierte. In «When in Rome - Fünf Männer sind vier zuviel» ist davon leider nichts zu spüren, doch zum Glück genauso wenig von dem Geschlechterstreit entfachenden Potential solcher Filme wie im von Katherine Heigl produzierten «Die nackte Wahrheit». Stattdessen fällt «When in Rome - Fünf Männer sind vier zuviel» in eine dritte Subkategorie des einträglichen Genres: Harmlos, aber unspektakulär. Insofern ist «When in Rome - Fünf Männer sind vier zuviel» ideal als Alibi-Kinoprogramm für die WM-Zeit und zugleich ein nettes Beispiel für eingangs besprochene Verzögerungspolitik. Denn wirklich erfolgreich war die unauffällige Liebeskomödie in den USA nicht gerade. Was schwerlich überrascht.

Das übernatürliche Grundkonzept bietet zwar viele Möglichkeiten neue Reize in die übliche Romantikkomödienhandlung einzuarbeiten, jedoch nutzen Regisseur/Autor Mark Steven Johnson und die Co-Autoren David Diamond & David Weissman diese Gelegenheit nur, um fünf unterschiedlich überzeichnete Figuren an Kristen Bell zu binden. Deren cartoonartigen Anstalten rangieren von schal über bemüht-amüsant bis hin zu überraschenden Volltreffern, wie dem Einsatz eines italienischen Mittelklassewagens. Trotzdem tendieren die Nebenfiguren dazu, anstrengend zu werden, statt neben der blassen Bell etwas Farbe und Schwung in den Film zu bringen. Außerdem versäumt «When in Rome - Fünf Männer sind vier zuviel» es, einige seiner potentiell besten Szenen voll auszuschöpfen. Während etwa die obligatorischen Montagesequenzen ganz amüsant anzusehen sind und sich knapp über Genredurchschnitt ansiedeln, wird die Steilvorlage eines Abstechers in ein vollkommen verdunkeltes Restaurant völlig verschenkt.

Der große Pluspunkt von «When in Rome - Fünf Männer sind vier zuviel» ist sein Tonfall. Zunächst mag die leichte Schrulligkeit dieser Romantikkomödie befremdlich sein, vor allem da sie auf einen überaus langatmigen Anfang folgt, doch sobald man sich auf diese an Liebeskomödien der 60er erinnernde Skurrilitäten einlässt, kann «When in Rome - Fünf Männer sind vier zuviel» durchaus etwas Wind ins Genreeinerlei bringen. Insbesondere, da sich die Romantikkomödien der vergangenen Jahren, sofern sie nicht aus dem Haus Apatow oder der Feder Kevin Smiths stammen, mit einem ihrer Kitschigkeit konträr laufenden Pseudorealismus selbst bloßstellen. Den guten Absichten zum Trotz gelingt es dem Regisseur nicht, den Screwball-Einschlag zu genüge fruchten zu lassen. Seine trockene Regie lässt die Szenen mit Bells verrückten Verehrern oft genug wie Fremdkörper erscheinen, wodurch sich auch ihre mitunter anstrengende Wirkung bedingt. Das zeigt sich unter anderem darin, dass gerade Danny DeVitos Würstchenmagnat als einzige Figur aus diesem Raster keine nervigen Momente hat. Die jahrelange Erfahrung des charismatischen Schauspielers schimmert nun mal auch ohne entsprechende Regieführung durch, während Jon Heder, Will Arnett und Dax Shepard ja selbst in ihren Paradefilmen die Geister scheideten.

Abschließend lässt sich sagen, dass «When in Rome - Fünf Männer sind vier zuviel» qualitativen Durchschnitt liefert, ohne selbst eine durchschnittliche, typische Romantikkomödie der Gegenwart zu sein. Die Idee hinter dem Aufhänger der Geschichte und die Konzeption der männlichen Nebenfiguren sind auf so angenehme Weise von gestern, dass sie fast wieder frisch wirken. Außerdem gibt es keine Charakterisierungen oder Storywendungen, an denen man sich reiben könnte, der Film versprüht durchaus angenehme Laune. Die Umsetzung der verschiedenen Ideen im Film ist dagegen so uninspiriert und pro forma, dass «When in Rome - Fünf Männer sind vier zuviel» sich dennoch nicht sonderlich aus der gewaltigen Masse der Romantikkomödien hervorhebt.

«When in Rome - Fünf Männer sind vier zuviel» ist seit dem 17. Juni in vielen deutschen Kinos zu sehen.
18.06.2010 11:30 Uhr Kurz-URL: qmde.de/42689
Sidney Schering

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Kino-Kritiker When in Rome

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