Ein Blick auf die WM 2006 verrät, welche Spiele in diesem Jahr besonders hohe Quoten einfahren werden - und welche nicht.
Statistisch gesehen glauben nur noch rund 20 Prozent der Deutschen an einen Finalsieg ihrer Fußball-Nationalmannschaft in Südafrika. Das wird die meisten aber nicht davon abhalten, die nächsten Wochen trotzdem auf Fanmeilen und vor dem Fernseher zu verbringen.
Heute geht es in Südafrika endlich los. Vier Wochen lang bietet das Fernsehen für die Fußball-Fans unter uns das volle Programm, wer keinen Fußball mag, schaut dagegen in die Röhre. Oder eben auch nicht, denn dort wird abseits des Sportspektakels in den nächsten Wochen sicherlich kein hochwertiges Programm verbraten werden, denn König Fußball ist aus Quotensicht unschlagbar. Wer gewinnt sie denn nun, die Weltmeisterschaft? Die deutsche Mannschaft, der in den letzten Wochen das Verletzungspech an den Stiefeln klebte? Die Franzosen, die sich mit einem regelrechten, aber nicht regelgerechtem Kunstgriff zur WM schummelten? Weltmeister Italien? Europameister Spanien? Dazu hat sicherlich jeder Fan seine eigene Meinung.
Wer Quoten-Weltmeister wird, ist dagegen schon entschieden bevor das erste Spiel überhaupt gelaufen ist. Natürlich werden die Spiele mit deutscher Beteiligung die höchsten Quoten einfahren, auch wenn RTL, das keine Deutschland-Partien im Programm hat, sich sicherlich wünschen wird, dass das dieses Mal anders ist. Doch die Zuschauerzahlen der letzten Fußball-Weltmeisterschaft sind eindeutig: Acht mal konnte die 20-Millionen-Marke geknackt werden, sieben Mal war das deutsche Team zu sehen. Einzig das Finale zwischen Italien und Frankreich konnte da mithalten und platzierte sich mit 25,88 Millionen Zuschauern auf Platz 2 hinter dem verlorenen Halbfinale der deutschen Elf. Aber das Finale überträgt RTL ja genauso wenig.
Mal von Deutschland abgesehen: Welche Teams locken denn eigentlich die meisten Zuschauer vor den Fernseher? Erstellt man ein lineares Modell der Vorrundenergebnisse der WM 2006, dann zeigt sich, dass nach Deutschland, das alleine 15,8 Millionen Zuschauer beisteuerte, das Fußball-Mutterland den meisten Zuschauerzuspruch fand, allerdings mit weitem Abstand: 5,1 Millionen schalteten wegen England ein. Ein Spiel zwischen Deutschland und England hätte also rund 21 Millionen Zuschauer gehabt, jedenfalls um 15 Uhr. Für jede Stunde, die ein Spiel später startete, waren noch einmal gut eine Million Zuschauer zusätzlich dabei. Ebenfalls beliebt waren Spiele mit der Beteiligung Kroatiens, der Niederlande, Ecuadors und Brasiliens - wobei Ecuador sicherlich den Bonus hatte, in der deutschen Gruppe zu spielen. Von geringstem Interesse waren die Spiele von Angola, Polen und überraschenderweise auch der Elfenbeinküste.
Um eine Prognose über die Quoten der kommenden Gruppenspiele zu wagen, habe ich die Teilnehmer von 2006, die sich dieses Mal nicht qualifizieren konnten, möglichst äquivalent durch die zurückgekehrten Nationen ersetzt. Schwedens Zuschauerkoeffizienten bekam Dänemark, Uruguay ersetzt Ecuador und Nordkorea durfte natürlich den Platz des Iran einnehmen. Wenig überraschend: Die drei Vorrundenspiele der Deutschen werden die höchsten Quoten einfahren. Den Höhepunkt der Vorrunde wird es bereits am Sonntag geben, wenn Deutschland gegen Australien spielt: gut 25 Millionen Zuschauer werden prognostiziert. Mein Bauchgefühl sagt mir, dass es doch ein paar weniger sein werden. Viel interessanter sind die Partien ohne deutsche Beteiligung. Hier sind die Tops und Flops der kommenden Vorrunde:
Das sieht doch gar nicht mal so unwahrscheinlich aus, auch wenn man bei den 13.30 Uhr Spielen lieber noch mindestens eine Million aufschlagen sollte. Dass Südafrika gegen Uruguay das erfolgreichste Spiel nach denen der Deutschen sein soll, überrascht etwas, man muss allerdings beachten: Keines der beiden Teams war bei der WM dabei, auf deren Daten diese Prognose beruht; eigentlich wurde dort Kroatien gegen Ecuador berechnet. Und das Australien-Spiel steht auch nur pro forma in der Liste - es läuft parallel zum letzten Gruppenspiel Deutschlands. RTL hat übrigens gut gewählt. Alle Vorrundenpartien werden auf über 10 Millionen Zuschauer kommen.
Das Traumfinale aus Quotensicht wäre auf jeden Fall Deutschland gegen England. Die Quoten würden sicherlich durch die Decke krachen wie nie zurvor. Und das ZDF würde trotzdem wieder nörgeln, dass die Quotenmessung kein Public Viewing mit einbezieht.
Und wer wird nun Weltmeister? Ich orientiere mich bei meinem Tipp mal an den Lesern des kicker, die diese Nation noch vor den Franzosen auf Platz 9 der WM-Favoriten wählten: Honduras.
Statistisch gesehen verabschiedet sich in die WM-Pause und kehrt am 9. Juli pünktlich zum Finale zurück.