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360 Grad: Spießigkeit kennt keine Grenzen

«Hausmeister Krause» meldet sich nächsten Monat bei Sat.1 zurück. Julian Miller über das Paradebeispiel deutscher Spießercomedy.

Deutsche Comedy gilt auf internationaler Ebene generell als etwas seltsam, da sie bis auf wenige Ausnahmen von abgedroschenem Möchtegern-Standup, ins Unermessliche überzeichneten Figuren und zotenhaften, aufgesetzten Punchlines lebt. Die Krönung dieser Lustigkeitsmisere bildet wohl die gleichzeitig schrille wie biedere Spießersitcom «Hausmeister Krause – Ordnung muss sein», deren letzte Folgen, nachdem sie eine gefühlte Ewigkeit im Archiv von Sat.1 herumgammelten, ab Juli spät nachts zu sehen sein werden. Gewissermaßen in einer Death-Slot-Programmierung auf kontinentaleuropäisch. Da, wo die Serie auch hingehört.

«Hausmeister Krause» ist die Quintessenz dessen, was in der deutschen Comedy schief läuft. Denn Plots und Figuren sind allesamt vollkommen realitätsfern und überdreht. So kann die Serie ihr Ziel, der deutschen Spießbürgergesellschaft einen Spiegel vorzuhalten, auch nie erreichen. Denn nie schafft man in dem dramaturgischen Chaos auch nur einen halbwegs ernsthaften Moment, der es den Figuren erlaubt, sich mit einer Thematik ernsthaft auseinanderzusetzen. An der Gratwanderung zwischen Witz und Skurrilität und einem ernsthaften und glaubwürdigen Umgang mit den Themen, wie sie für eine gute Sitcom unabdingbar ist, hat sich «Hausmeister Krause» nie versucht. Und wenn es handlungstechnisch ganz eng wird, macht sich Janine Kunze eben einen Schlitz ins Kleid.
Schlimmer als diese Sat.1-Serie sind nur noch Tom Gerhardts Proletenfilme wie «Voll normaaal» und «Ballermann 6».

Auch die Figur des Hausmeisters Krause funktioniert nur bedingt und ist allenfalls eine schlechte Persiflage auf den homosexuellenfeindlichen, archaischen und prüden Deutschen in einer Mietskaserne, der seinen Alltag militaristisch durchorganisiert. Krause intrigiert, streichelt seinen Dackel und trinkt Bier. Alles davon wirkt unauthentisch und aufgesetzt und jeder müde Lacher gilt als Triumph. Ebenso sind seine Frau Lisbeth und seine Kinder lediglich Karikaturen und keine Charaktere. Voll normaaal für deutsche Comedy eben.

360 Grad erscheint immer freitags nur bei Quotenmeter.de
11.06.2010 00:00 Uhr Kurz-URL: qmde.de/42536
Julian Miller

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360 Grad

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