Die Holländer konnten im Duell bei der von Kerner moderierten Spielshow gewinnen. Viel Unterhaltung hatten die Spiele jedoch nicht zu bieten.
Deutschland gegen Holland – keine Sorge, ein Fußball-Länderspiel eine Woche vor der Weltmeisterschaft in Südafrika fand nicht statt. Einen Wettkampf mit dem runden Leder hat man also nicht verpasst, denn zur deutsch-holländischen Begegnung kann es beim Weltturnier auf dem afrikanischen Kontinent erst im Halbfinale kommen. Ein Länder-Kampf sollte die Sat.1-Show
«Deutschland gegen Holland – Das Duell», die Johannes B. Kerner am Mittwochabend zur besten Sendezeit live aus Berlin präsentierte, aber schon werden. Viel verpasst hat man aber auch hier nicht. Jeweils eine deutsche und holländische Gruppe gemischt aus Prominenten und solchen, die es mal waren, traten gegeneinander an. Sie mussten ihr Können oder Nicht-Können in elf Spielen der Live-Show unter Beweis stellen. Dabei wirkten die Spiele und auch der Modus des Duells wie ein Abklatsch von «Schlag den Raab», bei dem statt zwei Kontrahenten eben zwei Teams gegeneinander antraten. Zugegeben, die Stimmung bei den beiden Fanlagern in der Halle war prächtig. Doch der berühmte Funke sprang auf den Fernsehzuschauer nicht über. Zunehmend chaotisch und phasenweise eintönig präsentierte sich die Show, die im Vorfeld ein spannendes Nachbarland-Duell versprach, dieses Versprechen aber nicht ansatzweise halten konnte.
„Das Spiel beginnt in 3, 2, 1…“, zählten die beiden Fangruppen vor jedem Spiel-Duell herunter (wie dies bei «Die perfekte Minute» auch erfolgt) und versuchten so künstlich dem Zuschauer etwas gute Stimmung ins Wohnzimmer zu transportieren. Doch die war spätestens dann vorbei, als sich die Kandidaten jeweils ohne große Emotionen den Spielen widmeten. Es war ohnehin eine Mischung aus Geschick, Glück und unmöglichen Wissensfragen, die das Duell zwischen Deutschland und Holland entscheiden sollten. Dass man viel auf den Zufall gesetzt hat, merkte man schon an der Planung der Show. Denn nach eineinhalb Stunden waren erst drei der elf Spiele ausgespielt. Hier hatte man wohl auf jene Zufallsmomente gesetzt, wodurch Missgeschicke der Kandidaten, die für Deutschland oder Holland antraten, zu einer schnellen Entscheidung im Spiel führen würden. Dem war nicht so, viele Spiele zogen sich so teils unerträglich in die Länge. Dem auf Unterhaltung getrimmten Zuschauer vor dem Fernseher fiel das Nicht-Gähnen immer schwerer. Vielleicht lag es aber auch an der Aufstellung der beiden Teams. Denn mit Til Schweiger, Stefan Kretzschmar, Andrea Sawatzki, Jeanette Biedermann, Hans Klok, Harry Wijnvoord, Lena Gercke, Matthias Steiner, Youri Mulder, Kaya Yanar, Ulla Kock am Brink, Annette Frier, Ex-Fußballer Erik Meijer oder «Bailando»-Loona hatte man zwar eine bunte Mischung parat, aber alles andere als Teams, die sich in ihren Stärken und Schwächen ergänzten. Viele Einzelspieler eben, doch "elf Freunde" waren es eben nicht. Die Promi-Spielpaten schafften es jedenfalls nicht die Zuschauer zu begeistern, obwohl im Teilnehmerfeld durchaus Potenzial dazu vorhanden gewesen wäre. Einige von ihnen suchten vielleicht auch nur die Fernseh-Präsenz, die ihnen in der nahen Vergangenheit fehlte.
Johannes B. Kerner war dagegen der souveräne Moderator, der stets um etwas Ordnung in der Sendung bemüht war. Die Vielzahl von Prominenten mit ihren Eigenheiten im Zaum zu halten – und das auch noch in einer Live-Sendung – war sicher nicht einfach, zumal der sportliche Wettkampf ab und an eben doch emotionale Momente bereit hielt, die nicht planbar waren und die straff geplante Sendung aus ihren Fugen zu reißen drohten. Kerner konnte dies durch seine Moderation verhindern. Doch je mehr sich die Spiele verzögerten, umso mehr drohte auch er mit «Deutschland gegen Holland – Das Duell» hinsichtlich der vorhersehbaren Überziehung (sie blieb aufgrund der vorzeitigen Entscheidung doch gering) zum Thomas Gottschalk von Sat.1 zu werden. Der Vergleich hinkt beim Moderationsstil aber gewaltig. Es ist sicherlich keine falsche Entscheidung vom Bällchensender, aufgrund der teuren Verpflichtung des Moderators ihm auch mit solchen Shows in der Primetime eine Chance im Programm zu geben. Doch für eine lustige Spielshow wirkte die Moderation viel zu trocken, eine auf mehr Ernsthaftigkeit ausgelegte Show sollte es in dem Falle also schon sein. Keine Witze, keine Sprüche. Von einem Spiel gab es die auf den Moderationskarten vorbereitete Überleitung zum nächsten Spiel und die Erklärung dessen. Bis jenes Spiel dann alle verstanden hatten und den jeweiligen Spieler für die anstehende Aufgabe auserkoren hatten, waren wieder jeweils gefühlte zehn Minuten vorbei. Das langweilte. Wo Thomas Gottschalk noch den einen oder anderen flotten Spruch parat hat oder auch Matthias Opdenhövel bei Raabs Spielshow mit Witzen nur so um sich wirft, tritt Johannes B. Kerner für ein solches Unterhaltungsformat zu seriös auf und mimt den objektiven Spielleiter (Beispiel: „Hier gibt es eine Frage und wir können die Frage so beantworten…“; „Das Spiel ist gewonnen. Ich erklär es nochmal kurz“) und überlässt die subjektiven Kommentare Frank Buschmann aus dem Off, der zum heimlichen Gewinner der Show avancierte. Denn immerhin brachte der Kommentator etwas frischen Wind in das Format, das ansonsten in seiner Trägheit vermutlich untergegangen wäre. Während die Sendung ein lahmes Tempo vorgibt, drückt Frank Buschmann auf das Gaspedal mit flotten Sprüchen zwischendurch und lebhaften Kommentaren. Ein großes Plus für die Sendung, die ansonsten an Unterhaltung abgesehen von den Musik-Acts Marit Larsen, den Scorpions, den Atzen und zum Schluss "Right Said Fred" nicht sehr viel zu bieten gehabt hätte.
Zurück zu den Spielen selbst. Obwohl der Modus (Gewinnt man das erste Spiel bekommt man einen Punkt. Gewinnt man das zweite Spiel, gibt es zwei Punkte usw.) an «Schlag den Raab» erinnert waren auch die Duelle zwischen Deutschland und Holland ein der Raab'schen Spielshow ähnlicher Mix aus Geschick, Sport und Wissen, wobei wie eingangs schon erwähnt vor allem das Glück (des Tüchtigen) oftmals spielentscheidend war. Immerhin gab es neue kreative Spiele, wenn auch nicht ausnahmslos. Holzblöcke im Wasser versenken, auf einer Riesenkonsole die Geschicklichkeit testen oder Hunderassen erraten (präsentierte übrigens Pochers Freundin Sandy Meyer-Wölden) – all das hatte nichts mit deutschen oder holländischen Tugenden zu tun, sondern waren einfach nur Spiele, die der Unterhaltung dienten. Durch Zufall, Geschick und Glück waren sie nicht unlösbar. Doch wie bereits erwähnt nahm die Sendung dadurch wenig Fahrt auf, Spannung kam kaum auf und ein wirklicher Mehrwert eines solchen Duells war auch nicht zu erkennen. „Wer braucht am längsten?“ wäre beispielsweise ein Wettvorschlag gewesen, der ironischerweise über jedem Duell schweben konnte. Als das dritte Spiel namens „Deutschland oder Holland“, bei dem beispielsweise erraten werden musste, in welchem Land man mehr Sex hat oder welches Land in einer animierten WM-Torszene ein Tor geschossen hat, zur Kopfsache werden sollte, konnte man nur hoffen, dass diese unmögliche, weil auf Raten statt Wissen gestützte Fragerunde ein schnelles Ende hat, doch auch hier ließ man sich viel Zeit. Genauso wie beim ewig lang wirkenden langsamen Fahren mit Auto samt Wohnwagen – das konnten natürlich die Holländer besser. Ganz ohne Fußball ist man dann doch nicht ausgekommen. Beim Elfmeterschießen gab es die One-Man-Show des Til Schweiger, der Deutschland nicht blamierte und bis auf einen Schuss alle Bälle vom Punkt versenkte. Wenn das für Jogis Jungs im möglichen WM-Halbfinale gegen die Niederlande ähnlich läuft, dürfte Deutschland ohnehin das wichtigste Duell zwischen beiden Ländern gewonnen haben. In der Show aber war noch kein Ende in Sicht. Bis zum Schluss blieben Deutschland und Holland punktemäßig dicht beieinander. Das letzte Spiel beinhaltete das Schätzen von Entfernungen. Zum Finale kam immerhin noch leichter Nervenkitzel auf, mehr aber auch nicht. Holland hatte mehr Glück und gewann den Pokal, der die ganze Show über in der Mitte zwischen den beiden Couchs links wie rechts, auf denen die Teams saßen, stand. Die holländischen Promi-Paten jubelten. Leider konnten die Fernsehzuschauer kaum mitfiebern.