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Die Kritiker: «Mankells Wallander: Diebe»

Inhalt:


Das vage Bild einer Frauenleiche, bei dem es sich allerdings auch um eine gestohlene Schaufensterpuppe handeln könnte. Ein vermisster Schwarzarbeiter und seine verzweifelte Gattin, überfordert mit den beiden Kindern. Eine Bürgerwehr, bestehend aus drei Männern, die dem 'Feuerwerk-Effekt' erliegen. Anhaltspunkte für Verbrechen existieren en masse, doch Beweise, geschweige denn Leichnahme, findet Kurt Wallander nicht. Dennoch ist der Ermittler von einer Verbindung überzeugt – seine Einheit und auch Staatsanwältin Katarina Ahlsell, der er sich zunehmend annähert, versuchen Wallander zu seinem eigenen Schutz vom Verdächtigen Olle Södergren loszusagen. Denn dieser scheint sich trotz allem im Recht zu befinden.

Angefangen hat alles mit einer Serie von Hauseinbrüchen in einer kleinen Siedlung von Ystad. Die Familienväter Ralf, Peter und Olle nehmen sich nach dem Versagen der Polizei vor, selbst für Ordnung zu sorgen. Sie überraschen den vermeintlichen Übeltäter, verletzten ihn stark und flüchten anschließend. Immer tiefer verstricken sich die drei Männer in ihren Bemühungen, ein Alibi zu kreieren. Währenddessen setzt sich Polizist Svartman für Maja, die Frau des verschwundenen Jarek ein und Wallander begleitet Katarinas Sohn Elias zu seinen Fußballspielen.

Darsteller:


Krister Henriksson («Die Treulosen») ist Kurt Wallander
Lena Endre («Verdammnis») ist Katarina Ahlsell
Stina Ekblad («Gossip») ist Karin Linder
Mats Bergman («Fanny und Alexander») ist Nyberg
Douglas Johansson («Die Rache des Tanzlehrers») ist Martinsson
Nina Zanjani («Farsan») ist Isabelle
Sverrir Gudnason («6 Points») ist Pontus
Jacob Ericksson («Vergebung») ist Olle Södergren
Shanti Roney («Hotet») ist Ralf

Kritik:


Ganz im Gegensatz zum vorangehenden dritten Episodenfilm 'Der Kurier' handelt es sich bei 'Diebe' um ein eher ruhiges Werk, das die persönliche Note des Protagonisten Wallander in den Mittelpunkt rückt. Hauptdarsteller Krister Henriksson bügelt frühere Missgeschicke gänzlich aus und erspielt sich die Sympathien des Publikums. Neben den neuen Entwicklungen in dessen Privatleben, spannt sich ein selbst für den Zuschauer seltsam undurchsichtiger Fall, der vor allem durch seine inneren Konflikte, das heißt die Regsamkeit der verwickelten Figuren, zu überzeugen weiß. Zuletzt lässt Autor Stephan Landgren beide Storylines vollständig zusammentreffen und setzt sich so auch über einen eigenen Denkfehler hinweg. Interessant an 'Diebe' ist auch die sprachliche Ebene, die sich von anderen Folgen doch markant unterscheidet. Zum einen fällt das finnische 'Hei Hei', das als informelles 'Auf Wiedersehen' benutzt wird, durchgehend und macht den Deutschen aufmerksam. Andererseits wird in deutlicherem Maße geflucht und ein Vergleich zu einer Sexualpraktik gezogen, was man bei «Wallander» nicht als die Regel bezeichnen kann. Es dient zu demonstrieren, dass der nebulöse Fall dem Kommissar spürbar an die Nieren geht.

Besonders innovativ ist das Fundament des Verbrechens nicht. Als Anhänger der zahlreichen deutschen und amerikanischen Krimi-Produktionen, kommt man an vielen Storyschablonen nicht vorbei: Eine Gruppe von Männern begeht aus mal mehr, mal minder gutem Willen eine Straftat und gibt sich im weiteren Verlauf Rückendeckung. Eben diese leidet aber unter den verschiedenen Stereotypen. Die Rede ist vom harten, ängstlichen und opportunistischen Kerl. Auch 'Diebe' scheint mit Ralf, Peter und Olle das Muster zu übernehmen. Interessant ist, dass man erst bei Olle an eine Schlüsselrolle glaubt. Als sich die drei jedoch zur nächtlichen Patrouille aufmachen, avanciert Peter zum Angsthasen. Es folgt eine kurze Verfolgsjagd, die in der Gegenüberstellung von Opfer Jarek und den Jägern mündet. Sicher ist, dass einer der drei Männer die Kontrolle verlieren und über die Strenge schlagen wird. Man erwartet dies von Ralf, doch Olle übernimmt die Funktion – Peter wird anschließend zum Mitläufer. Als Zuschauer weiß man ähnlich viel wie Wallander und sein Team und glauben kann man eigentlich nur ersterem – ein wahres Schattenspiel. Ein Spiel, an dem Wallander verzweifelt. Keine Leichen von Jarek oder der offenbar, aber nicht zweifellos toten Frau, die mit dessen Handy fotografiert wurde. Die heftige Reaktion auf die Ablehnung seiner Verbündeten und Untergebenen kommt überraschend, auch wenn sie freilich nicht von Dauer sein kann.

Gelungen ist der Kontrast zwischen Beruf und Freizeit, die Wallander mit Elias verbringt, den er zum Fußball begleitet. Trainer der Mannschaft ist zwar Ralf, was zu einer Überschneidung führt, die man über das Kinder/Eltern-Spiel aber schnell vergisst. Kurt Wallander, erbost über die Schwalbe eines Jungen – fantastische Zerstreuung eines Falles. Die letztendliche Auflösung ist überaus gelungen, auch wenn einige Puzzlestücke erst nach der Verhaftung des Täters im rekapitulierenden Gespräch zusammengesetzt werden. Alles in allem steht 'Diebe' der Folge 'Der Kurier' etwas in Sachen Action nach. Der eigentliche Grund, Henning Mankells Geschichten zu folgen, ist aber seine Figur Wallander. Und diese hat in 'Diebe' definitiv eine ihrer packendsten Sternstunden.

Das ZDF zeigt «Mankells Wallander: Diebe» am Sonntag, den 23. Mai, um 21:45 Uhr.
20.05.2010 15:05 Uhr Kurz-URL: qmde.de/42078
Marco Croner

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Tags

Wallander Diebe Henning Mankell

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