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Startschuss für die Senderin

Der Frauensender sixx ist gestartet. Quotenmeter.de stellt das Programm noch einmal vor und bewertet es: Lohnt es sich, einzuschalten? Und welche Marktanteile kann sixx schon bald erreichen?

Da ist sie nun, die Senderin. In wenigen Stunden gesellt sich ein Programm namens sixx zu den zahlreichen Fernsehstationen Deutschlands. Der selbsternannte „weiblichste Fernsehsender der ProSiebenSat.1-Gruppe“ will den Frauen zeigen, wie ihr TV-Programm zukünftig aussieht. Und wie könnte man einen Frauensender besser starten als mit einer Free-TV-Premiere des Kinofilms von «Sex and the City» am ersten Sendetag? sixx zeigt mit diesem Programmhighlight schon, wer als Zielgruppe angepeilt wird: Selbstbewusste Frauen der ProSieben-Generation, die sich für gute Serien und ein hochwertiges Programm interessieren.

Dies sollen sie bei sixx bekommen. Denn der Programmplan der ersten Wochen verspricht viel und beinhaltet nur wenig Trash, wie ihn die Zuschauer sonst beispielsweise im Nachmittagsprogramm der großen Vollprogramme finden. Zwar gibt es morgens bis 12.00 Uhr Teleshopping, aber danach wartet die Senderin mit «Grey’s Anatomy», «Zacherl: Einfach kochen», «Besser Essen» und der «Rachael Ray Show» auf. Letztere ist ein echtes Programmhighlight: Die Sendung wird von Talk-Queen Oprah Winfrey coproduziert und hat in den vergangenen beiden Jahren den Daytime Emmy für die beste Entertainment-Talkshow gewonnen – gegen den Morning-Klassiker «Live with Regis & Kelly» und sogar gegen die «Ellen DeGeneres Show», die gemeinhin als beste Talkshow Nordamerikas gilt. Die Auswahl der oben genannten Nachmittagsprogramme liest sich deutlich besser als jene von ZDFneo. Und dieser Sender ist immerhin öffentlich-rechtlich.

Der zweite Nachmittagsblock beginnt um 16.00 Uhr am Werktag mit weiteren US-Serien in Wiederholung: «Grey’s Anatomy», die «Desperate Housewives» (Foto) und Sitcoms wie «Office Girl», «Will & Grace», «Party of Five» und «Hope and Faith». Der Großteil dieser Serien ist US-Ware der Güteklasse A, wenn auch als Wiederholung. Aber gerade bei Sitcoms stört dies den Zuschauer nur marginal, wie kabel eins jeden Tag beim Blick auf die Nachmittagsquoten erfreut feststellen darf.

In der Primetime setzt sixx ebenfalls größtenteils auf frauenaffine US-Serien. Mit einer Mischung aus bekannten und erfolgreichen, modernen Klassikern und neuen Free-TV-Premieren will man die Zuschauer möglichst mehrmals in der Woche an sich binden. Nachdem am Nachmittag also die modernen „Klassiker“ zu sehen waren, versucht man sich abends an den neuen Shows. Jeder Abend steht unter einem bestimmten Motto; so geht der „Mädelsabend“ am Montag mit den Serien «Gossip Girl» und «90210» (Foto) ins Quotenrennen. Außerdem zeigt man eine niederländische «Sex and the City»-Kopie namens «S1ngle» als Premiere. Donnerstags stehen frühere ProSiebenSat.1-Erfolge wie «Charmed», «Ghost Whisperer» und «Medium» auf dem Programmplan. Und sonntags kommen im „sixx PACK“ (irgendwo musste dieses naheliegende Wortspiel einfach untergebracht werden) die Serien «Ugly Betty», «Eli Stone», «Pushing Daisies» und «Nip/Tuck» zum Zuge.

Offensichtlich ist, dass sich sixx viele Serien geangelt hat, die bei den großen Sendern ProSieben und Sat.1 gescheitert sind. Mit diesen Formaten wird ein Großteil der Primetime gestaltet. Dieser programmliche Schachzug ist Risiko und Chance zugleich, denn einerseits haben diese Serien unfreiwillig bewiesen, dass sie keine großen Zuschauerhits sind, andererseits können diese Sendungen leichter als frisches Programm verkauft werden, weil sie von nur wenigen Zuschauern bisher gesehen wurden und noch relativ unbekannt sind. Sicherlich hätte man auch die Klassiker «Grey’s Anatomy» oder «Desperate Housewives» in die Primetime hieven können, aber hier wäre die Erfolgschance wohl noch geringer.

Komplett auf Risiko will sixx-Senderchefin Katja Hofem-Best allerdings nicht gehen, weswegen ursprünglich angekündigte Serien-Premieren nun doch nicht an den Start gehen: «October Road» und «Summerland Beach» wurden kurzfristig aus der Primetime verbannt. Und an den Tagen, an denen abends keine Serien ausgestrahlt werden, füllt sixx sein Programm mit Dokus und Reportagen, Spielfilmen und Magazinen auf.

Ein kleines Problem dürfte sixx anfangs mit der Reichweite haben: Der Kabelnetzbetreiber Kabel Deutschland, der neun Millionen Kunden zählt, kann den Sender vorerst nicht einspeisen. Erst am 25. Mai ist man über KDG empfangbar – die Quoten der ersten Tage von sixx sollten dann allerdings wegen der deutlich geringeren technischen Reichweite nicht allzu aussagekräftig sein. Keine Angst also, wenn hinter einigen Serien die Reichweite 0,00 Millionen Zuschauer stehen wird. Diese Zahl wird erst ein Problem, wenn auch Kabel Deutschland-Kunden in die Messung einberechnet werden.

Mit welchen Quoten darf sixx also überhaupt rechnen? Das männliche Pendant DMAX, das allerdings auch im analogen Free-TV ausgestrahlt wird, kommt im Fernsehjahr 2009/10 bisher auf 1,1 Prozent Marktanteil bei den 14- bis 49-Jährigen. Einen ähnlich hohen Marktanteil sollte sixx schon mittelfristig erreichen können, auch angesichts des wirklich hochwertigen Programms. Wichtig ist es für einen Frauensender, eine gewisse Identität zu schaffen, die der Zielgruppe vermittelt, dass dieses Programm für sie gemacht ist. DMAX hat mit den «Ludolfs» ein ideales Aushängeschild, das bei sixx erst noch gefunden werden muss. Ob Ex-MTV-Moderatorin Anastasia, die dienstags «sixx – Das Magazin» präsentieren wird, als neues Sendergesicht aufgebaut werden kann, wird sich noch zeigen müssen. In diese Richtung sollte aber unbedingt gegangen werden, um langfristigen Erfolg zu haben und die Zuschauer an sich zu binden.

Bemerkenswert ist, dass sixx sich auf Scharnierwerbung und Sonderwerbeformen konzentrieren will. Das heißt, dass innerhalb von Sendungen keine Werbung zu sehen ist, sondern nur zwischen zwei Formaten. Das Programmschema an Serienabenden sieht also so aus, dass um 20.15 Uhr, um 21.00 Uhr und 21.45 Uhr eine neue Folge gestartet wird – wie im Pay-TV. Dieser Vorteil durch fast werbefreies Programm sollte noch stärker kommuniziert und beworben werden als jetzt.

Ob sixx auf der Fernbedienung schnell auf Platz sechs landet, so wie es der Sendername forciert, darf bezweifelt werden. Schließlich gibt’s auch noch die Männer. Ob der neue Frauensender wegen des weiblichen Fernsehprogramms zu Beziehungskrisen führt? Wenn ja, wäre es wohl das größte Kompliment, das man der neuen Senderin sixx machen kann.
07.05.2010 10:10 Uhr Kurz-URL: qmde.de/41808
Jan Schlüter

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sixx

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