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Wer kriegt die TV-Rechte an Kinofilmen? Warum ist der Videotext so hässlich? Plus Infos zu «Avatar 2» und «Spiderman 4».
Daniel: Ich habe eine Frage bezüglich des Teletexts. Wieso ist er so "kastig"? Wieso hat niemand Interesse daran, das Design zu verbessern?
Christian Richter: Die Ursache liegt im Übertragungsweg für den Dienst. Als der Teletext im Jahr 1980 von ARD und ZDF eingeführt wurde, gab es ausschließlich analoges Fernsehen. Die Inhalte des Textes wurden daher über die sogenannte Austastlücke übertragen. Dahinter verbirgt sich der Zeitraum, den der Elektronenstrahl in der Bildröhre eines analogen Fernsehgeräts benötigt, um wieder an seinen Ausgangspunkt zurückzukehren. In dieser Zeit wird das Bild dunkel geschaltet, was jedoch so schnell abläuft, dass es für das menschliche Auge unsichtbar ist. In dieser Lücke, die eben nicht für das eigentliche Fernsehbild genutzt werden kann, lassen sich weitere Informationen wie z.B. ein VPS-Signal, ein EPG oder eben auch der Teletext verbreiten. Da diese Lücke jedoch nur sehr „klein“ ist, können dort nur sehr geringe Menge an Daten übertragen werden. Insgesamt stehen für den Text 25 sichtbare Zeilen mit je 40 Zeichen zur Verfügung. Zwei davon sind jedoch für Kopf- und Fußzeile reserviert.
Bei digitalen Programmen ist eine wesentlich umfangreichere Übertragung solcher Informationen und damit auch ein ansprechenderes Design möglich. Da jedoch noch immer ein großer Anteil der deutschen Bevölkerung analogen Rundfunk nutzt, kann eine vollständige digitale Umstellung noch nicht erfolgen.
Daniel: Ich habe eine Frage bezüglich der Blockbuster, die zurzeit im Kino laufen. Free-TV-Sender wie RTL oder ProSieben haben sich schon jetzt Rechte an «Avatar» oder dem neuen «Star Trek» gesichert. Wie lange muss ein Film im Kino laufen, bevor sich ein Sender entschließt ihn zu kaufen? Bekommt der höchstbietende Sender die Rechte?
Christian Richter: In den meisten Fällen ist bereits vor dem Kinostart geklärt, welcher Sender die Free-TV-Premiere zeigen wird. Dies liegt an umfangreichen Verträgen, die die Sender mit den Filmstudios abschließen – sogenannte Output-Deals. Die ProSiebenSat.1 Media AG hat beispielweise solche Abkommen mit CBS, Paramount, Disney, MGM, Lucasfilm, Dreamworks, Tobis Film und Kinowelt. Damit ist schon jetzt klar, das die Fortsetzung von «Die Chroniken von Narnia», die Neuverfilmung von «A-Team», Roland Emmerichs «2012» sowie die Realverfilmung von «Tim und Struppi» bei der Sendergruppe zu sehen sein werden. Durch einen Vertrag mit Constantin-Film ist der Konzern außerdem zur Uraufführung zahlreicher deutscher Kinofilme berechtigt. Bereits Ende 2008 stand daher fest, dass die noch nicht fertiggestellten Werke «Jerry Cotton» und «Zeiten ändern Dich» bei ProSiebenSat.1 ausgestrahlt werden. Allein der Vertrag mit Sony Pictures International sichert dem Konzern jährlich über 20 Free-TV-Premieren zu. Darunter wird auch der noch nicht abgeschlossene vierte Teil von «Spiderman», sowie «Terminator: Die Erlösung» und «Illuminati» sein.
RTL hat hingegen einen Lizenzvertrag mit NBC Universal International Televison Distribution geschlossen, der dem Sender nicht nur das Zugriffsrecht auf viele Serien, sondern auch auf den Film «Inglorious Basterds» beschert.
Viel Aufregung gab es im vergangenen Jahr um das Abkommen mit Warner Bros. Das größte Produktionsstudio war bisher bei ProSiebenSat.1 unter Vertrag, entschied sich dann jedoch eine Kooperation mit RTL einzugehen. Damit erhält RTL die Rechte an allen Spielfilmen des Studios, die ab dem Jahr 2010 in den US-Kinos starten, unter denen auch die neuen «Harry Potter»-Teile sind. Zusätzlich beinhaltet das Paket viele weitere Klassiker. Als Revanche schnappte ProSiebenSat.1 jedoch RTL den Deal mit der Firma Twentieth Century Fox weg, die bisher jahrelanger Partner von RTL war.
Neben den Sendern selbst sind jedoch auch Filmhändler am Markt tätig, die ebenfalls Output-Deals abschließen können. So hat die Tele München Gruppe unter anderem einen Vertrag mit CBS-Films abgeschlossen, der ihr jährlich bis zu sieben Filme sichert. Die Gruppe ist zwar Miteigentümer an RTL II und betreibt den Sender Tele 5, muss die Filme jedoch nicht zwangsläufig auf diesen Sendern zeigen lassen. Es ist nämlich auch möglich, dass sich die Rechteinhaber nachträglich, untereinander über einzelne Ausstrahlungsrechte einigen.
Auf der nächsten Seite: Infos zum zweiten Teil von «Avatar» und «Damages» bei sixx.