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Die Kritiker: «Ein Sommer in Marrakesch»

Story


Marrakesch: Ein rosafarbenes Juwel vor dem schneebedeckten Atlasgebirge. In dieser romantischen Stadt möchte Tina für ihre Tochter Anna und deren Sandkastenliebe Markus die Hochzeit ausrichten. Welch eine Überraschung, als Anna ihrer Mutter eröffnet, dass es sich bei ihrem Verlobten um den Berber Karim handelt. Sie hat Karim während des Architekturstudiums in Deutschland kennengelernt und sich wegen ihm von Markus getrennt.

Für Tina bricht eine Welt zusammen. Sie fürchtet, Anna an eine ihr unbekannte Welt zu verlieren. Und tatsächlich will der Onkel des Bräutigams, Rafiq, die Hochzeitsplanung übernehmen. Es soll eine traditionelle Berberhochzeit werden. Tina ist außer sich und Annas Vater, Tinas Ex-Mann Rudi, ist ihr in dem Konflikt keine Stütze.

Während Rudi die Sache gelassen angeht, entbrennt zwischen Tina und Rafiq ein regelrechter Wettstreit darüber, nach welchen Bräuchen und Traditionen die Hochzeit stattfinden soll. Dabei taucht Tina in ein Märchen wie "1.000 und eine Nacht" ein und verliebt sich. Alles könnte so einfach sein, wenn nicht Rudi seine längst vergessenen Gefühle für seine Ex-Frau wieder entdecken würde...

Darsteller


Jutta Speidel («Um Himmels Willen») ist Tina
Peter Sattmann («Bleib bei mir») ist Rudi
Luise Helm («Liebe, Babys und ein großes Herz - Neue Wege») ist Anna
Wladimir Tarasjanz («Underdogs») ist Rafiq
Mehdi Moinzadeh («Ayla») ist Karim
Adriana Altaras («KDD - Kriminaldauerdienst») ist Aisha
Christoph Gaugler («Stauffenberg») ist Philip Santayana

Kritik


Das eigentlich schon uralte Thema des Kulturclashs bietet prinzipiell viele dramaturgische Möglichkeiten. In diesem Fall des Aufeinandertreffens von deutschen und maghrebinischen Lebensweisen und -ansichten ließen sich etwa Geschichten um die archaischen Strukturen der Landbevölkerung der Berber, Probleme des radikalen Islamismus sowie die typisch deutsche Intoleranz und Ablehnung gegen alles Fremde und Unvertraute erzählen. Doch in «Ein Sommer in Marrakesch» wird keine einzige dieser Vielzahl an interessanten Plotlines genutzt.

Stattdessen bleibt man hier bei Klischees und stumpfsinnigen Handlungssträngen über unrealistische und maßlos überzogene Mutter-Tochter- und Vater-Sohn-Konflikte. Selbstverständlich inklusive unheimlich alberner Dialoge, die in ihrer Debilität in einer unfreiwilligen «Star Wars»-Parodie gipfeln (Der interessierte Leser wird die Stelle auf Anhieb finden). Aspekte wie die Problematik bikultureller, speziell westeuropäisch-arabischer Liebesbeziehungen sowie das kulturhistorisch bedingte deutlich andere Frauenbild in der westarabischen Gesellschaft oder die dort allgegenwärtige Korruption im Regierungsapparat werden allenfalls lieblos angerissen. Vielmehr interessiert sich die Autorin Stefanie Sycholt brennend für Brautkleider, dämliche Intrigen und alberne Rührseeligkeiten ohne jegliche emotionale Tiefe. Der Gipfel des Blödsinns liegt dann darin, dass eine Vielzahl von Szenen mit amerikanischen Schnulzsongs unterlegt sind, was angesichts des Settings, eine nicht gerade besonders amerikafreundlichen Gegend der Welt, wohl alles andere als stimmig ist.

Plot und Figuren sind somit außerordentlich hirnrissig geraten, was auch durch die allenfalls passablen schauspielerischen Leistungen nicht mehr kompensiert werden kann. Jutta Speidel fehlt die Klasse, mit der sie um den Kitsch hätte herum manövrieren können. Wünschenswert wäre es auch gewesen, wenn Luise Helm ihre Rolle vielleicht etwas emanzipierter angelegt hätte, während die Darsteller der Berberfamilie leider allesamt vollständig type-gecastet wirken. Was natürlich wiederum auf gewisse Art und Weise zu dem vor Stereotypen strotzenden Drehbuch ganz gut passt.

Das ZDF strahlt «Ein Sommer in Marrakesch» am Sonntag, den 2. Mai 2010, um 20.15 Uhr aus.
01.05.2010 09:56 Uhr Kurz-URL: qmde.de/41672
Julian Miller

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