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«Kirschs Blüten»: König Fußball regiert

Die Übertragungen von Fußball-Spielen kommen im Fernsehen an - aber nicht immer, meint Kolumnist Jürgen Kirsch.

König Fußball regiert die Welt. Das hat man auch in der vergangenen Woche gesehen. Über 10 Millionen Zuschauer fand das Champions League-Spiel des Meisterschaftskandidaten FC Bayern München gegen Lyon. Die Zweite Halbzeit konnte sogar einen Marktanteil in der wichtigen Zielgruppe über 30 Prozent ergattern – das gibt es nicht alle Tage bei Sat.1. Die Rechte an der Übertragung der Champions League waren sicherlich nicht billig, so dass mit diesen guten Zahlen eigentlich gerechnet werden muss, um in der Gewinnzone zu bleiben. Doch mit Zahlen ist das im Fußball so eine Sache. Dieser Sport ist keineswegs berechenbar. Gerade in den K.O.-Runden der Pokalspiele gibt es fast keine Planungssicherheit. Denn es ist nie gesagt, dass der Favorit – in dem Fall Bayern München – auch gewinnt. Da stolpert eine Supermannschaft auch mal gegen einen Fußball-Zwerg, wenn auch ob der Halbfinalteilnahme der Münchner zumindest in diesem Wettbewerb noch nicht gesehen. Es ist somit nie gesagt, dass die Superquote des Tages nach dem Spiel auch in der nächsten Woche wiederholbar ist, sollte denn das deutsche Team ausgeschieden sein. Auch wenn die «ran»-Übertragungen in Sachen Reichweite die Beliebtheit von «Deutschland sucht den Superstar» übertreffen, spielt das Risiko immer mit. Bei der Castingshow sind die acht Mottoshows plus Finale vorgegeben, mit ihnen kann der Sender fest in seinem Programm rechnen und seine guten Quoten programmieren. Sat.1 hingegen muss Woche für Woche mit den deutschen Teams in den europäischen Wettbewerben zittern, um ein-, zweimal in der Woche herausragende Einschaltquoten zu verzeichnen. Denn schon eine Woche später kann für den Bällchensender die gute Fußball-Quote vorbei sein.

Ähnlich wird das auch bei der Weltmeisterschaft 2010 in Südafrika sein. Es ist belegbar, dass ARD, ZDF oder RTL mit den Übertragungen von Partien mit deutscher Beteiligung in der Regel weit bessere Einschaltquoten erzielen, als bei den Übertragungen aller anderen Spiele des weltweiten Wettbewerbs. Da steht dann auch die deutsche Nationalelf in der Verantwortung dessen, wie viel Spaß die an den Übertragungsrechten beteiligten deutschen Free-TV-Sender haben werden. Denn gerade erschwinglich waren auch diese nicht, sind die Gebührengelder der Öffentlich-Rechtlichen in dem Fall für den Fußball-Fan gut angelegt. Der Fußball macht seine eigenen Gesetze, so ist es auch im Hinblick auf die Weltmeisterschaft gar nicht mal so sicher, dass gute Einschaltquoten garantiert sind. Interessiert sich das deutsche Fußball-Volk eher weniger für die gezeigte Partie oder ist sie ermüdend und langweilig, dann schalten viele nicht nur ab, sondern vielleicht auch gar nicht erst ein. So gesehen bei den Europa League-Übertragungen. Die Nullnummer des Hamburger SV war kein fußballerischer Leckerbissen in der letzten Woche, sonst dient vielmehr als Schlafmittel. Das ging auch am Zuschauer auf Sat.1 nicht spurlos vorbei, der dem Bällchensender zwar immer noch gute Einschaltquoten einbrachte, aber häufiger abschaltete als einen Tag zuvor beim Bayern-Spiel. Es kommt eben immer auch auf das Spiel an – oder eben die Mannschaften, die gegeneinander antreten wie auch den Wettbewerb. Denn im Vergleich zur Champions League-Spiel des FC Bayern gegen Lyon war das HSV-Spiel für den neutralen Fußball-Fan eher nur ein Tropfen auf den heißen Stein.

Manchmal funktioniert Fußball auch gar nicht: Gerade dann, wenn zwei Spiele gleichzeitig auf zwei Sendern laufen. Davon mag kabel eins ein Lied singen. Denn für den für zwei Wochen noch amtierenden deutschen Meister Wolfsburg gingen nicht nur die Europa League-Spiele mehr oder weniger in die Hose, sondern auch kabel eins hatte daran quotentechnisch wenig Spaß. Da war jeweils das HSV-Spiel interessanter. Fußball im Fernsehen steht also immer in einer Relation zu dem, was der Zuschauer gerade sehen will und dem, was das Fußball-Spiel ansich bietet oder verspricht. Doch für Weltmeisterschaft soll das kein Wehrmutstropfen sein: Denn dann wird König Fußball auch die Fernsehlandschaft regieren.

«Kirschs Blüten» gehen auch in der nächsten Woche wieder auf – immer Dienstags nur bei Quotenmeter.de!
27.04.2010 00:00 Uhr Kurz-URL: qmde.de/41595
Jürgen Kirsch

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Kirschs Blüten

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