Story
Frank Wittmann ist Fischmeister in der dritten Generation. Mit seiner Frau Sophie und der Tochter Ute führt er seine Teichwirtschaft mit Fleiß und Hartnäckigkeit durch wirtschaftlich schwere Zeiten. Als der erste Kormoran in die Teichanlage einfällt, greift er zur Waffe, um sich gegen die „Fischräuber“ zu wehren – obwohl die Vögel durch bestehende Verordnungen geschützt sind. Zur gleichen Zeit erscheint Franks Bruder Willy auf dem elterlichen Hof. Der renommierte Teeverkoster hat seinen Geschmackssinn verloren und steht vor dem Nichts. Er will sich am Ort seiner Kindheit eine Auszeit nehmen und wird im neuen Gästehaus einquartiert. Willy trifft auf Corinna, eine Freundin von Ute, die im alten Teehaus serviert. Zwischen beiden entwickelt sich eine Liebesgeschichte. Frank Wittmann hat indes Ärger mit Henning Holmsen, dem Leiter der örtlichen Polizeiwache. Holmsen hat den toten Kormoran entdeckt. Seine Tochter Ute hat schon länger ein Verhältnis mit Bernhard Drews, dem ehemaligen Mitarbeiter ihres Vaters. Nach etlichen Betrügereien hatte Wittmann Bernhard vom Hof gejagt. Bernhard hat angefangen, Nerze zu züchten. Ute hofft, dass ihr Onkel Willy bei Frank ein Wort für Bernhard einlegen kann, aber ihr Vater denkt gar nicht daran, Bernhard eine zweite Chance zu geben. Auch Ute muss erkennen, dass Bernhard sie nur ausnutzt. Als sie ihn in flagranti mit einer anderen Frau ertappt, rächt sie sich und lässt seine Nerze frei. Bernhard droht Frank, dass er Anzeige erstatten wird. Als Ute ihn umstimmen soll, geschieht ein Unglück nach dem anderen.
Darsteller
Jan Fedder («Großstadtrevier», «2 für alle Fälle») ist Frank Wittmann
André Hennicke («SOKO Leipzig») ist Willy Wittmann
Jodie Leslie Ahlborn («Der Dicke») ist Ute Wittmann
Daniela Schulz («Gonger 2 – Das Böse kehrt zurück») ist Corinna Sabri
Kirsten Block («SOKO Köln», «Der Staatsanwalt») ist Sophie Wittmann
Josef Heynert («Countdown – Die Jagd beginnt») ist Bernhard Drews
Rainer Piwek («Großstadtrevier», «Der Lehrer») ist Henning Holmsen
Kritik
Der Drehort des ARD-Mittwochfilms «Die Auflehnung» ist gut gewählt. Zu Beginn sieht der Zuschauer die malerische Umgebung einer Teichlandschaft in Norddeutschland, ehe später eine weitere längere Sequenz in der Großstadt Hamburg erfolgt. Bildlich wurde der Kontrast der Reise des Willy Wittmann von der „großen weiten Welt“, wie im Film oftmals erwähnt wird, aufs ruhige Land veranschaulichend gezeichnet. Dass es aber auf dem Land nicht immer ruhig ist, zeigen die Konflikte die sich im Laufe des Films auftun. Zu Beginn ist Jan Fedder als Frank Wittmann in einer Paraderolle zu sehen: Dem «Großstadtrevier»-Polizisten mit dem Elvis-Dauerwelle und dem stets mürrischen Verhalten kauft man diese Reise von der „großen weiten Welt“ in die Teichlandschaft auf den ersten Blick nicht unbedingt ab, doch schnell merkt man, dass das Schauspiel von Jan Fedder wunderbar in die Rolle des misstrauischen Familienvaters passt, der für sein Geschäft kämpft, koste es was es wolle. Auch die launige Art passt gut in die Teichlandschaft, verspürt man doch hier auch etwas Eintönigkeit. So ist an der Figur, die Jan Fedder hervorragend verkörpert, fast alles vom «Großstadtrevier»-Polizisten geblieben – allein die Uniform wurde mit der Fischkutter-Kleidung eingetauscht wie auch die Umgebung. Dass dieses Image des «Großstadtrevier»-Beamten Dirk Matthies dem Schauspieler Jan Fedder nachhängt, mag aber auch ein Nachteil des Films sein. Denn ein Krimi-Streifen soll es nicht sein, vielmehr ist «Die Auflehnung» eine Drama-Verfilmung des Romans von Siegried Lenz.
Natürlich hat Drehbuchautor Lothar Kurzawa auch einige Anpassungen vornehmen müssen, doch die Grundthematik bleibt dieselbe, denn nahezu jede Figur in dem Film möchte sich gegen sein eigenes Schicksal auflehnen – im stillen Protest oder eben mit brachialer Gewalt. Doch ist dies eben die hauptsächliche Aussage des Dramas, was aber erst zum Ende richtig deutlich wird. Zuvor versäumt man es leider die Figuren genauer zu zeichnen, viel mehr beschäftigt man sich mit ihren Konstellationen, die man aber besser begreifen würde, hätte man die Charakterzeichnung etwas mehr forciert. Die Rebellion der Figuren im Film gegen Natur oder bestehenden Strukturen der Gesellschaft kommt ebenfalls erst in der letzten halben Stunde richtig in Fahrt, denn hier geht es dann Schlag auf Schlag, so dass der Zuschauer aus der Langeweile zuvor herausgerissen wird und endlich so etwas wie Spannung im Film verspürt. Die eher ruhige Inszenierung von Regisseur Manfred Stelzer mit sehr langen, aber auch sehr guten Kameraeinstellungen von Wedigo von Schultzendorff, dem an dieser Stelle ein Sonderlob gebührt, ist für manchen Zuschauer gewöhnungsbedürftig. Denn an manchen Stellen muss man einen langen Atem haben, um in der gewollt eintönig wirkenden Kulisse und der alltäglich anmutenden Handlung nicht zu ermüden.
Dass die Kameras die Landschaft in ihren Fokus nehmen und auch die Emotionen in den Gesichtern der Charaktere zeigen, offenbart auch schnell die Gegensätze der beiden Brüder Frank und Willy Wittmann. Vielleicht hätte man diese noch deutlicher herausstellen sollen. Am besten an jener Stelle, wo der Film im Mittelteil einen langen Leerlauf aufweist, der die älteren Zuschauer vielleicht an den klassischen Filmstil erinnern mag, bei den jungen Zuschauern aber eher ein Gähnen hervorlockt. Dabei soll das Drama im Ersten beide Generationen ansprechen, das misslingt jedoch. Ein Stück Heimatverbundenheit kommt bei den Erzählungen der beiden Liebesgeschichten auf. Der schüchterne Willy Wittmann hat bei der Freundin seiner Nichte zwar keine Chance, doch macht es seine Figur auf eine Weise sympathisch, wie er trotzdem eine Liaison in der Einseitigkeit versucht. Auf der anderen Seite ist Frank Wittmanns Tochter, die mit dem ehemaligen, nun verhassten Mitarbeiter Bernhard eine Beziehung hat, in dieser aber enttäuscht wird. Die Klischees werden hier bedient, während gerade dieser Liebeskummer zur finalen Tragödie beiträgt. Das gelungene Ende und die gezeigte friedvolle Zukunftsperspektive beider Brüder ist nicht nur ein schöner Abschluss einer dramatischen Geschichte, sondern symbolisiert auch die lebensnahe Erzählweise.
Das Erste zeigt «Die Auflehnung» am Mittwoch, den 28. April 2010 um 20.15 Uhr.