Das Titelblatt der aktuellen Ausgabe des Satire-Magazins «Titanic» sorgte für Entsetzen in der katholischen Kirche.
Das Titelblatt der letzten Ausgabe des Satire-Magazins «Titanic» ist mittlerweile wohlbekannt. Ebenso die köstliche Empörung deutscher Kirchen-Obermuftis, die sich realitätsverfremdend als inmitten einer Hetzkampagne wie zu Kultuskampfzeiten darstellen. Der Aufschrei ist groß: Darf man den christlichen Glauben auf derart blasphemische Weise verhöhnen? Muss man denn nicht zumindest vor den hohen Kirchenvertretern Halt machen? Die Antworten auf diese Fragen sollten für jeden klar denkenden Demokratieanhänger offensichtlich sein: Ja, man darf so etwas auf diese Weise darstellen. Und nein, auch die Kirchenbonzen, die sich zudem momentan in einer sittlich wie juristisch hochgradig heiklen Position befinden, dürfen vor beißender Satire nicht verschont werden.
Der Aufschrei der hochrangigen Vertreter der katholischen Kirche ist dabei ebenso laut wie lächerlich. Nehmen wir als Beispiel Bischof Mixa, einen Mann, der schon einmal für 18.000 Euro Teppiche kauft und dann kleinlaut zugeben muss, dass er seinen Finanzhaushalt wohl nicht ganz im Griff hatte. Einen Mann, der schon einmal in einem Anfall wahnhafter Dogmatik die Totenzahlen des Holocausts mit Abtreibungsfällen gegenüberstellt. Einen Mann, der bis vor wenigen Tagen kein Problem darin sah, dass er in den 1970ern seinen Schützlingen “Watschen” erteilte, weil das damals ja ganz normal und üblich war. Doch seit wann richtet sich die katholische Kirche in ihren Ansichten und Handlungen denn danach, was gerade üblich ist? Jetzt setzt auf einmal Reue bei dem “durchgeknallten Oberfundi” (O-Ton Claudia Roth, Bündnis90/Die Grünen) ein und am späten Mittwochabend bot er seinen Rücktritt an. Was natürlich damit zusammenhängt, dass der Rückhalt in seiner Organisation von Tag zu Tag schwindet. Bis vor Kurzem galt er dagegen als absoluter Vorzeigebischof und Saubermann, wenn auch mit hier und da etwas abartigen Thesen, der noch feierlich von Schulen eingeladen wurde, um dort eben diese zu verbreiten.
Angesichts dessen ist es dann geradezu lächerlich, wenn man fordert, dass derartige Personen aufgrund ihrer Funktion über der Satire zu stehen haben. Und ebenso bescheurt ist die Forderung, eine «Titanic»-esque Verhöhnung der Dogmen und Institutionen zu verbieten, die die viel berichteten abscheulichen Missbrauchstaten erst möglich machten. Auch wenn die katholische Kirche es immer noch gebetsmühlenartig wiederholt, handelt es sich hier nicht um Einzelfälle, sondern um ein systematisches Missbrauchskartell innerhalb der katholischen Kirche. Dass diese dann noch in der Situation, in der sie sich derzeitig befindet, mit Klagen, Anzeigen und so ziemlich allen erdenkbaren sonstigen Arten von rechtlichen Schritten droht, setzt der Lächerlichkeit und dem dogmatischen Wahnsinn die Krone auf. Sollte «360 Grad» dessen Opfer werden, werden Sie die Ersten sein, die es lesen. Ich freue mich jedenfalls schon darauf.
360 Grad erscheint immer freitags nur bei Quotenmeter.de