Story
Die gut betuchte Birgit Amberg ist mit Frederik kinderlos verheiratet und finanziert ihrem Gatten einen Autosalon. Ilona Weber ist die Geliebte Frederiks und hat ihren arbeitslosen Ehemann Jürgen über die Jahre dulden und hassen gelernt. Als Birgit Frederiks Verhältnis entdeckt, dreht sie durch und stößt ihren Mann aus dem Hochhaus-Fenster seines Liebesnests. Zur selben Zeit verwickelt die verzweifelte Ilona Weber ihren eifersüchtigen Ehemann in einen tödlichen Unfall und begeht Fahrerflucht. Während die Polizei in beiden Fällen ermittelt, lernen sich Birgit und Ilona auf ungewöhnliche Weise kennen. Sie lauern einander auf und sehen in der jeweilig anderen Frau die Chance, ein Alibi für die Tatzeit zu bekommen. Birgit soll den Unfall gestehen und kann dafür mit einer Bewährungsstrafe rechnen, Ilona tritt als Geliebte Frederiks nicht in Erscheinung und kommt damit für beide Unfälle nicht als Täterin in Frage. Wider Erwarten überlebt Frederik den Sturz. Die Frauen stehen unter großem Druck. Als er aus dem Koma erwacht, sieht es zunächst so aus, als würde er sich an nichts erinnern. Doch der invalide Frederik treibt ein Spiel mit Ilona und Birgit, das schwer zu durchschauen ist.
Darsteller
Uwe Ochsenknecht («Zeiten ändern Dich») ist Frederik Amberg
Lisa Martinek («Meine Tochter nicht!») ist Birgit Amberg
Nina Proll («Buddenbrooks») ist Ilona Weber
Max von Thun («Seine Mutter und ich») ist Daniel Czerny
Sophie Rois («Die kleine Monsterin») ist Solveig Jablonski
Johannes Krisch («Schnell ermittelt») ist Jürgen Weber
Johannes Silberschneider («Nebeneinander») ist Sander
Kritik
Die hochkarätig besetzte schwarze Komödie ist der Fernsehfilm der Woche im ZDF. In der deutsch-österreichischen Produktion in Zusammenarbeit des Mainzer Sender mit dem ORF geben sich Eifersucht, Rache und Verstrickungen die Klinke in die Hand. Hervorzuheben ist vor allem die brillante Schlusspointe, die unverwechselbar gut gewählt ist und das eigentliche Highlight dieses Films darstellt. Denn ansonsten bliebt «Böses Erwachen» als Komödie leider oftmals eher blass. Dies ist zum Teil dem Drehbuch von Detlef Michel, aber auch an manchen Stellen der Umsetzung geschuldet. Während der Einstieg in die Geschichte recht flott gelingt und die verzwickten Situationen schnell hergestellt sind, zudem actionreich veranschaulicht werden, tut man sich mit dem Humor dann im Mittelteil des Films etwas schwer. Vielmehr ist es die Situationskomik und die Verbissenheit der beiden Frauen, die in ihrem Agieren witzig anmutet. Für einen als schwarze Komödie ausgelegten Film ist das zu wenig. Denn den besten Spruch bringt Max von Thun, der den Polizisten Daniel Czerny spielt. Auf die gespielte Fassungslosigkeit der Birgit Amberg, dass ihr Mann fremd gegangen ist, entgegnet er schlicht: „Männer tun so etwas“ und fügt auf den bösen Blick der Ehefrau hin ein „Frauen tun das auch“ dabei. Ansonsten verweilt man in den Dialogen aber eher in Streitigkeiten, eifersüchtigen wie rachsüchtigen Aussagen oder lässt Betroffenheit und Trauer äußern, auch wenn sie von den Charakteren nie wirklich ernst gemeint ist, was die Schauspieler aber gut rüber bringen.
Der Film von Regisseur Urs Egger geht somit eher in die Richtung eines seichten Thrillers als einer schwarzen Komödie. Schließlich ist das auch das Fabel des Schweizer Regisseurs, der in seiner Vita eher Dramen und Thriller stehen hat als Komödien. So mag das Drehbuch in Teilen für eine schlichte Komödie geeignet sein, bei der Umsetzung hat man den Schwerpunkt aber eindeutig auf die dramatischen Momente sowie den Krimi-Atmosphäre gelegt. So ist kein Thriller entstanden, der beim Zuschauer Gänsehaut auslöst oder nur so von Spannung trotz, aber auch keine Komödie, die das Publikum zum Lachen bringt. Zugegeben, an manchen Stellen mag man ein Schmunzeln nicht verbergen können, doch wenn die beiden ermittelnden Polizisten ins Spiel kommen, schlägt man eine Richtung ein, die anmutet eine Krimi-Geschichte erzählen zu wollen. Dass das nicht die primäre Absicht des Films ist merkt man sofort, denn es gibt jene Momente, die dem Zuschauer klar machen, dass der Streifen sich selbst nicht immer ganz ernst nimmt. Es ist natürlich auch den Schauspielern zu verdanken, dass dies übermittelt werden kann. Denn die sture, verbissene Art, mit der die Charaktere teilweise agieren, hat einen komödiantischen Touch. Die Rolle des Ehemanns, der vor Seitensprüngen nie gefeit ist, übernimmt Uwe Ochsenknecht überzeugend. Ihm gelingt es später auch das verdeckte Spiel der aus dem Koma erwachten Hauptfigur voran zu treiben, so dass auch der Zuschauer dieser bewussten Täuschung erliegt. Eine Täuschung versuchen auch die beiden Frauen Ilona und Birgit den ermittelnden Polizisten gegenüber, was offensichtlich mit Leichtigkeit gelingt. Ein Merkmal für die nicht immer vorhandene Ernsthaftigkeit im Film, der eigentlich nur eine skurrile Geschichte erzählen möchte, die keiner glauben würde („Manche Dinge gibt’s, die gibt’s gar nicht“). Als ihr Plan aufgeht, schafft Lisa Martinek als Birgit mit einem Lächeln stets den Zuschauer in ihren Bann zu ziehen und liegen die Sympathien am Ende auch bei der verlassenen Ehefrau, die ihren mittlerweile im Rollstuhl sitzenden Ehemann zurück bekommen hat und zu Hause betreut.
Diese Sympathie ist vor allem förderlich, um das geniale Ende von «Böses Erwachen» möglich zu machen. Erst hier blitzen die Qualitäten des Films als schwarze Komödie auf, denn im Schlussteil gibt es Schlag auf Schlag überraschende Wendungen, die als Gags besser zünden als jeder Spruch, der zuvor krampfhaft über die Lippen der Figuren ging, um zumindest den Hauch von Komik zu versprühen. Wenn die bis zur Schlussviertelstunde eher träge Erzählweise des Films überstanden wurde, kommt man als Liebhaber des schwarzen Humors und der guten Pointen mit den letzten 15 Minuten voll auf seine Kosten. Schade eigentlich, dass man mit dem ZDF-Fernsehfilm erst hier so richtig warm wird, zumal zuvor jede Menge Potenzial verschenkt wurde. Doch das macht das gute Finale im Film wett. Doch da man als Zuschauer deutlich spürt, dass es dem Film fern liegt eine bierernste Geschichte zu erzählen, den Sprung zu einer ordentlichen Komödie bei der Umsetzung jedoch versäumt hat, ist auch dem Spielfilm das böse Erwachen am Ende garantiert und die gute Schlusspointe nur ein kleiner Trost.
Das ZDF zeigt «Böses Erwachen» am Montag, den 19. April 2010 als Fernsehfilm der Woche um 20.15 Uhr.