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Die Kritiker: «Kommissar Stolberg: Bei Anruf Mord» (6x01)

Story
Ein großes Aufgebot an Polizisten und Beamten der Spurensicherung belagert zu später Stunde sämtliche Räume eines noblen Düsseldorfer Bungalows. Markierungen werden gesetzt, Fotos gemacht und Spuren gesucht. Inmitten dieser arbeitenden Menschenmenge, auf dem Sofa des Wohnzimmers, liegt die Leiche von Ulrich Gehrmann. Der renommierte Oberstaatsanwalt wurde im eigenen Haus erschossen. Violetta, seine Ehefrau, hatte das Zimmer etwa für eine Minute verlassen, um einen Anruf entgegenzunehmen. Diese Gelegenheit nutzte der Täter offenbar, um sich geräuschlos seinem Opfer zu nähern und ebenso lautlos und ungesehen zu verschwinden.

Stolberg und seine Kollegen nehmen die Ermittlungen auf. Der Verdacht der Kommissare richtet sich rasch auf Kazim Erkal, das Oberhaupt eines türkischen Verbrecher-Clans, dessen ältester Sohn - aufgrund des beharrlichen Wirkens von Oberstaatsanwalt Gehrmann - zu mehrjähriger Haft verurteilt wurde. Noch im Gerichtssaal hatten Freunde und Verwandte der Familie Rache geschworen. Viel mehr aber als mündliche Drohungen haben die Ermittler nicht in der Hand. Trotzdem werden Kazim Erkal, sein jüngster Sohn Sami und Schwiegertochter Dilara befragt. Vehement und sichtlich erregt über den Verdacht streiten sie jegliche Beteilung am Mord ab. Und tatsächlich kann Stolberg dem Clan nichts nachweisen.

Darsteller
Rudolf Kowalski («Bella Block») ist Hauptkommissar Martin Stolberg
Annett Renneberg («Donna Leon») ist Catharina Brandt
Eva Scheurer («Die Strandclique») ist Dr. Hannah Voskort
Marie-Lou Sellem («Die Seele eines Mörders») ist Violetta Gehrmann
Marita Marschall («Die Spezialisten: Kripo Rhein-Main») ist Fabienne Brodersen
Irene Kugler («Die Nonne und der Kommissar - Todesengel») ist Gerda Serwe
Florian Panzner («Commissario Laurenti») ist Rajko Cranz
Adnan Maral («Türkisch für Anfänger») ist Kazim Erkal
Manuel Cortez («Gonger») ist Sami 'Sam' Erkal
Sabine Wolf («Der Mann an ihrer Seite») ist Alida Becker
Nicole Ernst («Schmetterlinge im Bauch») ist Ira Serwe

Kritik
Seit 2007 schlüpft Rudolf Kowalski nun schon in die Rolle des eigenbrötlerischen und auf den ersten Blick sehr spröden Ermittlers Stolberg. Stets auf den aktuellen Fall bedacht und ohne große emotionale Achterbahnfahrten setzen sich die Hauptfigur sowie die gesamte Serie auch bewusst gegen den Trend der sonst im deutschen TV so beliebten „Krimiserien“. Andernorts verlieren sich die Fälle häufig um Sumpf der privaten Abgründe der Protagonisten - die Verbrechensaufklärung, auf die es ja bei den Ermittlerserien eigentlich auch ankommen sollte – rückt mit zunehmender Sende- und Staffeldauer immer weiter in den Hintergrund.

Den einen oder anderen Zuschauer mag das vielleicht wundern, doch der Erfolg der «Stolberg»-Reihe gibt den Produzenten und dem Sender ZDF Recht. Knapp unter fünf Millionen Zuschauer waren in der vergangenen Staffel im Schnitt dabei und zeigen deutlich, das die deutschen TV-Zuschauer durchaus dazu bereit sind, reine Krimiunterhaltung zu genießen und private Verstrickungen der Hauptfiguren mal völlig außer Acht zu lassen. Mit der am Freitag beginnenden sechsten Staffel hat sich natürlich am Konzept der Serie nichts verändert.

Weiterhin bieten Regisseur Michael Schneider («SOKO Köln») und Drehbuchautor Sönke Lars Neuwöhner («Böseckendorf - Die Nacht, in der ein Dorf verschwand») ansprechende und zum Teil auch sehr spannende Fälle. Die namensgebende Hauptfigur Stolberg erhält genügend Spielraum, an den Tatorten umherzuwandern, Beobachtungen zu machen und die Verdächtigen ein ums andere Mal vorzuladen. Das erzeugt trotz aller möglichen Vorbehalte gegen diese Inszenierungsart Spannung beim Zuschauer und fesselt fast bis zum Ende. Fast, nur deshalb, weil der aktuelle Mordfall am Schluss doch irgendwie zu konstruiert wirkt, die letzte Wendung zu plötzlich kommt. Nach gut 45 Minuten Handlung vorweg ist es schade, dass die Schlussviertelstunde nicht mehr mit der vorher gezeigten Qualität mithalten kann.

Und dennoch bietet der neue «Kommissar Stolberg» wieder genau das, was man als Zuschauer von dieser Serie erwarten darf. Wo andere Serien auf Tempo, Bildgewalt und Lautstärke setzen, bleibt «Kommissar Stolberg» schon fast übertrieben altmodisch. Das ist gut so und macht Lust auf mehr. Eben eine Bank im überbordenden Meer der oftmals visuell und akustisch überkonzipierten Konkurrenzserien.

Das ZDF zeigt die vier neuen Folgen von «Kommissar Stolberg» ab Freitag, den 16. April 2010, immer um 20:15 Uhr.
15.04.2010 10:20 Uhr Kurz-URL: qmde.de/41359
Torben Gebhardt

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Stolberg

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