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Das Erste, das gar nicht Erster war

Anlässlich des 60. Geburtstags blicken wir auf die Geschichte der ARD zurück und decken interessante Fakten auf.

Man kann die Geschichte der ARD nicht von der Geschichte des deutschen Fernsehens trennen. Zumindest nicht von der Geschichte nach dem Zweiten Weltkrieg. Sie beginnt sogar schon vor den ersten Wiederbelebungsversuchen des Mediums.

Am 09. Juni 1950 schlossen sich die damaligen westdeutschen Rundfunkanstalten Bayerischer Rundfunk (BR), Hessischer Rundfunk (HR), Radio Bremen (RB), Süddeutscher Rundfunk (SDR), Südwestfunk (SWF) und der Nordwestdeutsche Rundfunk (NWDR) zur „Arbeitsgemeinschaft der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten der Bundesrepublik Deutschland“ zusammen. Die ARD war geboren. Doch es sollte nicht die ARD sein, die die ersten Ausstrahlungen vornimmt.

Rund einen Monat nach der Gründung der ARD beginnt der NWDR mit den ersten Testsendungen für die rund 300 Fernsehgeräte in Deutschland. Er ist es auch, der ab 25. Dezember 1952 das erste tägliche Programm auf die Beine stellt. Erst am 31. Oktober 1954 nimmt das Gemeinschaftsprogramm der ARD unter dem Namen „Deutsches Fernsehen“ seinen Betrieb auf. Bis zum Juni 1961 bleibt es der alleinige Anbieter eines Fernsehprogramms in Deutschland. Um die Programmvielfalt zu erhöhen, wird ein zweites Gemeinschaftsprogramm unter dem Titel „ARD 2“ eingeführt. Dieses überlebt jedoch nicht lang und wird rund zwei Jahre später durch das neue ZDF ersetzt.

Bis zum Jahr 1984 hieß das Gemeinschaftsprogramm schlicht „Deutsches Fernsehen“. Erst nach der Einführung des Privatfernsehens wurde der Zusatz „Erstes Deutsches Fernsehen“ hinzugenommen. Seit 1996 lautet der Titel des Senders nur noch „Das Erste“. Derzeit betreibt die ARD selbst vier eigene Sender, sowie einen Onlinekanal. Sie ist obendrein an den Kanälen Arte, Phoenix, 3sat, Ki.Ka und Deutsche Welle-TV beteiligt.

Im Laufe der 60-jährigen Geschichte entwickelte sich das Gemeinschaftsprogramm inhaltlich und technisch immer weiter. Im Programm der ARD wurden im Jahr 1958 unter anderem erstmals magnetische Bandaufnahmen verwendet, die es möglich machten, Teile des Programms aufzuzeichnen. Vor dem Einsatz dieser Technik musste das Programm komplett live produziert werden. Dies galt auch für die erste Serie im deutschen Fernsehen «Unsere Nachbarn heute Abend: Familie Schölermann».

Ende der 60er Jahre trieb die ARD neben dem ZDF die Einführung des Farbfernsehens voran. Am 01. Juli 1980 nahm sie (ebenfalls zusammen mit dem ZDF) den ersten Videotext in Betrieb und stieß auf große Kritik der Zeitungsverleger, die in dem neuen Angebot eine große Konkurrenz für den traditionellen Zeitungsmarkt sahen. Daher beinhaltete das erste Teletext-Angebot eine ausführliche Presseschau.

Das Gemeinschaftsprogramm war zudem eines der ersten, das in Stereo und über einen Satelliten übertragen wurde. Ende der 90er Jahre brachte die Inbetriebnahme von ARD Digital den Ausbau des Digitalfernsehens maßgeblich voran. Seit Beginn des Jahres strahlt das Erste sein Programm parallel auch hochauflösend auf und ist damit erneut einer der Pioniere.

Neben den wichtigen technischen Errungenschaften ist es jedoch vor allem das Programm, an das sich die meisten Menschen erinnern. Legendäre Sendungen wie «Was bin ich?» (ab 1955), «Einer wird gewinnen» (ab 1954), «Am Laufenden Band» (ab 1974) oder «Raumschiff Orion» (ab 1966) sind noch immer nicht in Vergessenheit geraten. Die Formate «Tagesschau» (ab 1952 noch im NWDR), «Tatort» (ab 1970),«Die Sendung mit der Maus» (in der ARD ab 1972) oder «Lindenstraße» (ab 1985) prägen auch das Bild des heutigen Programms. In den 80er Jahren erfreuten sich die importierten US-Serien «Dallas» und «Miami Vice» mit bis zu 16 Millionen Zuschauern enormer Beliebtheit, während in den 60er Jahren die Verfilmungen der Durbridge-Krimis oft Einschaltquoten von über 90 Prozent erreichten.

Auf all diese Höhepunkt wird Reinhold Beckmann in den beiden Sondersendungen (Donnerstag, der 15. April 2010, und Samstag, der 17. April 2010, jeweils um 20.15 Uhr) anlässlich des Geburtstages ausführlich eingehen. Es sollen die Shows der „100.000 Höhepunkte“ werden. Zumindest die Gästeliste ist beeindruckend umfangreich. Florian Silbereisen, Frank Elstner, Kurt Krömer, Barbara Schöneberger, Tim Mälzer, Simone Thomalla, Tom Buhrow, Jens Riewa, Iris Berben, Joachim Fuchsberger, Anne Will, Fritz Wepper, Janina Hartwig, Jan Fedder, Karl Dall, Paola und Kurt Felix, Friedrich Nowottny, Ulrich Wickert und Dieter Hallervorden wurden bisher angekündigt. Ein Höhepunkt wird eine Partie «Tele-Tennis» zwischen Günther Jauch, Thomas Gottschalk und Boris Becker werden. Das Spiel stammt aus Gottschalks erster Fernsehsendung «Telespiele».

Zusätzlich zu den Primetimeshows blickt die ARD in vier langen Themennächten auf ihr Programm zurück. Diese laufen von Donnerstag bis Sonntag jeweils ab kurz nach 23.00 Uhr und enden am nächsten Morgen um 05.30 Uhr. In den Schwerpunkten „Information & Kabarett“ (Donnerstag), „Film & Serie“ (Freitag), „Unterhaltung & Talk“ (Samstag) und schließlich „Feature & Dokumentationen“ (Sonntag) wird es ein Wiedersehen mit Inge Meysel in ihrer Serie «Die Unverbesserlichen», «Kir Royal», «Liebling Kreuzberg», «Klimbim», «Sketchup», «Total Normal», «Am laufenden Band», «Verstehen Sie Spaß?» und «Schmidteinander» geben. In der freitäglichen Nacht ist zudem die Ausstrahlung des Fernsehfilms «Das Millionenspiel» mit Dieter Thomas Heck und Dieter Hallervorden angekündigt. Dieser sorgte im Jahr 1970 für großes Aufsehen. Solche Themennächte sind im Programm des Ersten übrigens erst seit Anfang 1995 möglich, da zu diesem Zeitpunkt die sogenannte Nachtlücke geschlossen und ein 24-Stunden-Betrieb aufgenommen wurde.

Die kommenden Tage versprechen daher spannend für alle Fernsehnostalgiker zu werden. Schließlich werden Sendungen wiederholt, die es lang nicht mehr zu sehen gab. Zum Glück ist die Technik in den vergangenen Jahren soweit vorangeschritten, dass man dank Festplatten-, DVD- oder Videorekordern das Programm problemlos aufnehmen kann. Von diesen Möglichkeiten konnten die Menschen vor 60 Jahren nur träumen.
14.04.2010 14:50 Uhr Kurz-URL: qmde.de/41335
Christian Richter

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Das Erste

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