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Hingeschaut: «Dr. House» ist geheilt?

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Die sechste Staffel der beliebten US-Serie beginnt mit dem Heilungsprozess des Gregory House in der psychiatrischen Anstalt und endet vor dieser.

Zu Beginn der zweiten Folge von „Einer flog in das Kuckucksnest“ vertraut er sich dem Stationsarzt an. Seine eigenen Spielchen und rebellischen Pläne legt er auf Eis und möchte die Therapie nun durchziehen, um „geheilt“ zu werden. Als sein Zimmergenosse Alvie erkennt, dass House die Medikamente nun tatsächlich nimmt, fragt er ihn, ob man ihn gebrochen habe. „Nein, ich war schon gebrochen“, entgegnet House vielsagend. An dieser Stelle wird klar, dass wir in dieser zweiten Folge einen veränderten Gregory House erleben werden. Dem „Arsch“ ist der Zynismus leid geworden, er beugt sich und gibt zu, dass er „gerne glücklich wäre“, dass er es satt hat gemein und einsam zu sein. Infolgedessen nimmt er auch Kontakt zu den anderen Patienten auf, wo er sie zuvor noch gedemütigt und stets auf ihnen rumgehackt hat. Ein Wandel beginnt. Spätestens dann, wenn er sich Mitte der Episode in Lydia (Franka Potente) verliebt, die regelmäßig die stumme Patientin, ihre Schwägerin, besucht. Sie spielen Klavier, sie unterhalten sich und werden zunehmend vertrauter, später auch intimer. House baut eine Beziehung auf, wird verletzt als sie zerbricht. Dass House erstmals echtes Vertrauen zu einem Mitmenschen hat und Schmerz über den Verlust dessen empfindet, ist der Grund dafür, dass Dr. Nolan ihn am Ende der Folge als „geheilt“ aus der Anstalt entlässt.

Die Trennung mit Tränen macht House zu schaffen, während er sich für die anderen Patienten einsetzt und versucht sie aus der melodramatischen Stimmung in dieser Episode zu befreien. Er spendet Dr. Nolan am Sterbebett dessen Vaters Trost. Bei der Talentshow in der psychiatrischen Anstalt wird Dr. House aktiv Teil einer Gemeinschaft und hat Spaß ohne dabei seinen Mitmenschen auf den Schlips zu treten wie er es noch bei einer Wohltätigkeitsveranstaltung getan hat. Dem gestürzten "Superman" kann geholfen werden, denn Dr. House bringt es über die Lippen sich bei ihm für seine Privattherapie auf dem Rummel zu entschuldigen, was ihm vorher schwer fiel. Ein weiterer Schritt zur Besserung. Im gleichen Zuge verhilft der junge Mann der stummen Schwägerin von Lydia wieder zum Sprechen. Es scheint sich alles zum Guten zu wenden. Doch die Besserung der einst Stummen bedeutet auch den Verlust der innigen Beziehung zu Lydia für House, da ihre Familie wegzieht.

Diese gefühlvolle Episode zeigt gänzlich einen anderen Dr. House, der eine dramatische 180-Grad-Wendung seiner selbst durchgemacht hat. Der Heilungsprozess, den House durchlebt, hat sicher auch der Serie an sich gut getan, denn die wöchentliche Schlechte-Laune-Dosis von «Dr. House» hatte für manchen Zuschauer möglicherweise ihren Anreiz verloren. Die frechen Sprüche von Gregory House fehlten auch im zweiteiligen „Einer flog in das Kuckucksnest“ nicht, sind sie neben den fachlichen Analysen der Fälle auf hohem Niveau doch genau das, was die US-Serie ausmacht. Der Wandel von der Melodramatik zur vorerst (fast) heilen Welt findet aufgrund dem Ende der Liaison mit Lydia nicht zu einem Happy End, doch auch das ist nicht untypisch für die Serie. Für den Charakter Gregory House war dieser Staffelauftakt dennoch ein großer Schritt zur Heilung. Denn auch seinen Mitinsassen hat er die Augen geöffnet, möchte auch sein ehemaliger Zimmerkollege Alvie nun die Medikamente nehmen. In der Schlusssequenz ist Gregory House zu sehen, wie er in einen Bus steigt und mit einem Grinsen im Gesicht davon fährt. Im Hintergrund ist die psychiatrische Anstalt zu sehen, die er hinter sich lässt.

Eine wunderbare Einstellung, die den Heilungsprozess, den House durchschritten hat, untermalt. Denn hier, vor den Toren von Mayfield, hat alles begonnen, was die Hauptfigur der „Dramedy“ hinter sich gelassen hat. Hier endet nun auch die Doppelfolge in der Psychiatrie. Doch „geheilt“ ist Dr. House nicht gänzlich, würde dies doch der US-Serie eine ganz andere Farbe geben. Auf dem guten Weg der Besserung befindet er sich aber, wenn er in den nächsten Episoden wieder auf seine Patienten trifft und seine Kollegen wieder um sich herum geschart hat. Nach diesen außergewöhnlichen Folgen muss die Serie «Dr. House» nun drauf bedacht sein, nicht direkt wieder zur Routine zurück zukehren. Man wird vor allem dann sehen, was Greg House dazu gelernt hat, wenn es um seine Beziehung zu Dr. Cuddy geht, die schon in der fünften Staffel (wenn auch nur im Traum) angeschnitten wurde.
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14.04.2010 10:00 Uhr Kurz-URL: qmde.de/41326
Jürgen Kirsch

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Dr. House

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