► zur Desktop-Version ►
TV und so: Hochprozentig
Beim «Doppelpass» wurde das DSF zu Sport1. Das Bier dort schmeckt künftig doppelt so gut…
Am Sonntag war es endlich soweit. In Deutschlands beliebtestem Fußball-Talk, dem «Doppelpass», wurde das DSF in Sport1 umgetauft. Raider heißt jetzt Twix – sonst ändert sich nix? Das wird sich noch zeigen müssen. Die Ambitionen des Senders und die Erwartungen seiner Zuschauer sind hoch, nachdem die einstige Premium-Marke DSF mit nächtlichen Schmuddelfilmchen und Call-In-Dauerberieselung heruntergewirtschaftet wurde. Sport1-Chef Zeljko Karajica will den Sender wieder als ernstzunehmendes Sportprogramm mit bestem Live-Entertainment etablieren und Zuschauer zurückgewinnen. Da schmeckte das Sponsoring-Krombacher beim «Doppelpass» zum symbolischen Anpfiff von Sport1 gleich doppelt so lecker.
Zumindest beim hochprozentigen Fußball-Talk können wir uns sicher sein, dass alles so bleibt, wie es ist. Schließlich ist der «Doppelpass» mit wöchentlich über einer Million Zuschauer die wohl erfolgreichste Sendung des ehemaligen DSF. Das heißt: Auch weiterhin bekommt das Studiopublikum noch vor der Sendung sein erstes Kühles Blondes, auch weiterhin sitzt der eine oder andere Talkgast schon samstagabends am Tresen. Und weiterhin bestimmen laut Fußballpapst Udo Lattek Neid und Missgunst die nicht erfolgreichen Teams – zuletzt den FC und den HSV.
Überhaupt ist es verwunderlich, dass Lattek die Sendung nicht mittlerweile auf einem güldenen Thron mit einem Zepter in der Hand verbringen darf. Denn wenn Udo redet, haben die versammelten Fußball-Klugscheißer aus den Medien ruhig zu sein und der Predigt zu horchen. Udo ist das Gesetz im «Doppelpass». Dass die anwesende Journaille dann zum Ende der Sendung das Bier herbeisehnt, ist umso verständlicher.
Manchmal ekelt es einfach an, wenn selbsternannte Experten gleichsam mit Lattek als die besseren Trainer daherreden und genau wissen, warum es bei diesem und jenem Club nicht läuft. Ich bin mir sicher: Würden wir heute einen zehn Jahre alten «Doppelpass» senden, wir bekämen so ziemlich die gleichen Argumente und Erklärungen für den Erfolg oder Misserfolg dieser oder jener Mannschaft. In England wird sehr viel über Taktik und Spielformationen geredet – in Deutschland ist eine solche Berichterstattung verpönt und erst mit der «Liga Total Spieltaganalyse» (montags ebenfalls bei Sport1) halbwegs salonfähig geworden.
Aber so ist unsere deutsche Fußball-Kultur nun einmal. Die versammelte phrasendreschende Altherren-Auswahl im «Doppelpass», angeführt von Wonti und dem heimlichen König Udo, gehört irgendwie dazu, auch wenn sie nicht wirklich ernst genommen werden kann. Sie ist Unterhaltung, fast eine komödiantische. Und wenn von den zwei Stunden Sendezeit nur eine halbe auf ein Thema abseits des FC Bayern München verwendet wird, dann sind wir Fans doch umso glücklicher. Prost!
Tag für Tag erleben wir im Fernsehen skurrile Situationen und verrückte Ereignisse. Unser Quotenmeter-Praktikant nimmt den Wahnsinn der TV-Welt zum Anlass, um seine Gedanken aufzuschreiben. Also gibt es jeden Mittwoch die Ansichten eines Fernsehjunkies in „TV und so“. Nur auf Quotenmeter.de.
14.04.2010 00:00 Uhr
Kurz-URL: qmde.de/41323
Quotenmeter.de-Praktikant
Artikel teilen
Tags
• TV und so
◄ zurück zur Startseite ◄