Synchronisation, Identitätsraub, Unzucht und Liebe: «Cop Out», «Date Night», «Dorian Gray», «Coco & Igor». Quotenmeter.de mit den wichtigsten Kinoneustarts der Woche.«Das Bildnis des Dorian Gray»
Die erste Fassung des einzigen Romans von Schriftsteller Oscar Wilde wurde im Jahre 1890 veröffentlicht. Eine bittere Ironie, das die im Werk verurteilten Motive von falschen ethischen Grundsätzen und Hedonismus letztlich als Beweismittel fungierten, um Wilde zu Fall zu bringen: «The Picture of Dorian Gray» war Teil des Unzucht-Prozesses gegen den Theaterautor und Familienvater, der seine Homosexualität offen auslebte. Das Buch galt als anrüchig und schandhaft und war auch seitens vieler Kritiker der damaligen Zeit ob seiner Langatmigkeit nicht sonderlich geschätzt. Doch bis heute findet Wildes Prosa Einzug in die unterschiedlichsten Kulturgüter, handle es sich um Oper, Ballet oder Film. Regisseur der gefühlt hundertsten Neuauflage, die im britischen Original schlicht «Dorian Gray» getauft wurde, ist Oliver Parker. Dieser hat ein weiteres Mal mit Produzent Barnaby Thompson zusammen gearbeitet, mit dem er zuvor bereits Wildes Stücke «An Ideal Husband» (1999) und «The Importance of Being Ernest» (2002) auf die große Leinwand brachte. Gemeinsam haben sie auch Englands geschätzte und äußerst erfolgreiche Komödie «Die Girls von St. Trinian» (2007) in Szene gesetzt.
Colin Firth, der auch in «The Importance of Being Ernest» mit von der Partie war, übernimmt in «Das Bildnis des Dorian Gray» eine der Hauptrollen und verkörpert Lord Henry Wotton, der das Potential in der Titelfigur erkennt und es zu fördern beginnt. Dorian, der es vermag, ein Selbstporträt statt seiner altern zu lassen und im Folgenden seinen Trieben freien Lauf lässt, wird dargestellt von Ben Barnes, den man unter anderem als Prinz Kaspian aus dem zweiten Teil der Filmreihe «Die Chroniken von Narnia kennt». Barnes fand Gefallen am Lampenricht, als er mit seiner Band 'Hyrise' beim britischen Vorentscheid 2005 teilnahm. Die erste Runde war zwar auch das Ende für die Boygroup, aber der damals 22-jährige Sänger wusste die Presse für sich zu nutzen und besteigt nun nach und nach die Stufen Hollywoods. Werkgetreu scheint sein neuestes Engament allerdings nicht zu sein: Toby Finlay, dessen erster Screenplay es ist, schuf mit Emily Wotton (Rebecca Hall), der Tochter des Lords, eine gänzlich neue Figur, in die Doran sich zudem verliebt. Wer darüber hinweg sehen kann, darf sich auf ein düsteres Drama einstellen.
OT: «Dorian Gray» von Oliver Parker; mit Ben Barnes, Colin Firth, Rebecka Hall, Ben Chaplin, Rachel Hurd-Vood und Emilia Fox.«Cop Out»
'Geladen und entsichert' lautete der deutsche Beititel zu Kevin Smiths neuester Arbeit, mit der, neben dem Fakt einer Studioproduktion selbst, eine weitere interessante Premiere einhergeht: Das einzige Format, in dessen Rahmen der 39-Jährige als Regisseur fungierte, ohne das Drehbuch geschrieben zu haben, war bislang die Pilotepisode der kurzlebigen Serie «Reaper». Im Bezug auf Filme war Smith stets als Director und Autor tätig und sorgte als Editor meist auch in der Post-Produktion für den nötigen Feinschliff. Das Drehbuch zu «Cop Out» schrieben allerdings die Brüder Mark und Robb Cullen, die sich für nicht wenige Serienprojekte wie etwa «Heist», «Lucky» und «Hitz» verantwortlich zeichnen, die aber nie den Sprung über die erste Staffel vollbrachten. Smith ist begeistert über die verfassten Dialoge der Cullens, der Film zeige seiner Ansicht nach, wie es wäre, wenn die von ihm in «Clerks» erfundenen Charaktere Dante Hicks und Randal Graves Polizisten wären. Die Hauptrollen gingen jedoch nicht an deren Darsteller, sondern Bruce Willis und Tracy Morgan. Zu ersterem erübrigt sich jeder weitere Kommentar, Willis ist in einem Buddy-Movie gut aufgehoben. Morgan machte in sieben Staffeln «Saturday Night Live» Karriere und steht nun für die vielfach ausgezeichnete Comedyserie «30 Rock» vor der Kamera, in der er Tracy Jordan verkörpert, einen weitesgehend geisteskranken Schauspieler. Ebenfalls keine schlechte Wahl für das Genre.
Vergleicht man den englischen und deutschen Trailer, so wird das Problem offensichtlich. Die Synchronisation und vor allem Morgans deutsche Stimme werden dem Original in keinster Weise gerecht, man wäre unter anderem mit Florian Halm, der Morgan ihn «30 Rock» seine Stimme leiht, besser aufgestellt gewesen. Davon abgesehen versprechen die bisher gezeigten Szenen eine herrlich schwarze Komödie mit gut aufgelegten Filmhelden. Erzählt wird von den Cops Jimmy Monroe (Willis) und Paul Hodges (Morgan), die nach neun Jahren Partnerschaft im Dienste des NYPD suspendiert werden. Auf Grund von Geldproblemen, machen sie sich auf die Suche nach dem Dieb, der Jimmys eine überaus wertvolle Baseballkarte entwendet hat. Eine amüsante Randnotiz: Eigentlich sollte der Film den Titel «A Couple of Dicks» tragen, was Warner Bros. in «A Couple of Cops» änderte. Dies stieß auf herbe Kritik, also kehrte man zu «A Couple of Dicks» zurück. Nur wenig später wechselte man zu «Cop Out». Ob sich der Gang ins Kino lohnt, lesen Sie am Freitag in der Quotenmeter.de-Kritik.
OT: «Cop Out» von Kevin Smith; mit Bruce Willis, Tracy Morgan, Sean William Scott, Rashida Jones, Adam Brody und Kevin Pollak.
«Date Night»
Neben «Date Night» hat Josh Klausner nur wenige Referenzen als Drehbuchautor vorzuweisen. 1999 entstand unter seiner Feder und Regie der mit diverse Logiklöchern versehene Psychothriller «The 4th Floor». Einige seiner komödiantischen Ideen flossen anschließend in «Shrek der Dritte». «Für immer Shrek», der vierte Teil der Animationsreihe, entstammt nun gänzlich seiner kreativen Ader. Letztere sei durchaus in Frage gestellt, immerhin entschied man sich bezüglich Part vier für ein 'What happened'-Theme, in der schlicht das Universum verrückt spielt und sich niemand an den grünen Oger erinnert. Seine jüngste Arbeit dürfte da etwas mehr Charme zu bieten haben, was man auch Regisseur Shawn Levy zu verdanken hat, der bereits ergfolgsgekrönt «Nachts im Museum» und dessen Fortsetzung iszenierte. Potential ist in der altbekannten Verwechslungs-Story noch immer vorhanden, schenkt man dem «Date Night»-Trailer glauben. Vor allem die im Comedy-Genre bewanderte Besetzung verspricht hervorragenden Slapstick. Den Hauptdarsteller Tina Fay und Steve Carell wird es darüberhinaus kein Problem bereiten, etwas stumpfere Dialogzeilen für sich zu nutzen. Berühmt geworden durch «The Daily Show with Jon Stewart» etablierte Carell seinen Namen mit «The Office» und «Jungfrau (40), männlich, sucht...». Fay war knapp ein Jahrzehnt Autorin für «Saturday Night Live», feiert nun einen Erfolg nach dem anderen mit der von ihr kreierten Serie «30 Rock» und machte vor zwei Jahren zudem mit ihrer Sarah Palin Imitation auf sich aufmerksam.
Vervollständigt wird der Cast durch Mark Wahlberg, der seinen Weg durch den Film ohne Oberteil bestreitet, Ray Liotta als Bösewicht, James Franco und Mila Kunis als Ehepaar sowie viele andere. Zur Story: Claire und Phil Foster sind glücklich verheiratet, haben einen wunderbaren Sohn und fühlen sich zutiefst gelangweiligt. Als sie in einem der angesagtesten Restaurants Manhattans ohne Reservierung auftauchen, nehmen sie kurzerhand die Identität der Trippelhorns an, um an einen Tisch zu gelangen. Eine geglückte Farce, denn auch zwei Kriminelle halten die beiden für ihre Ziele. Da die Fosters ihrem Gegenüber allerdings nicht die geforderte Ware übergeben können, entsteht eine wilde Jagd durch die Nacht. Unterhaltsamer als Fays letzte Komödie «Baby Mama» wird «Date Night» auf jeden Fall.
OT: «Date Night» von Shawn Levy; mit Steve Carell, Tina Fey, Mark Wahlberg, Ray Liotta, James Franco, Mila Kunis und Mark Ruffalo.«Coco Chanel & Igor Stravinsky»
Von Vornamen zu Nachnamen, von Buch zur Film: Annähernd ein ganzes Jahr nach dem US-Start im Rahmen des Cannes Film Festival, finden «Coco Chanel & Igor Stravinsky» auch den Weg in ausgewählte deutsche Filmtheater. Basis für das Werk ist die Lektüre «Coco & Igor» des britisches Schriftstellers Chris Greengalgh, veröffentlicht 2002. Dieser verfasste auch den Screenplay, während die Idee selbst von Carlo de Boutiny und Regisseur Jan Kounen adaptiert wurde. Letzterer steht hinter französischen Filmen wie «Dobermann» (1997) und «Blueberry und der Fluch der Dämonen» (2004). Vor drei Jahren verschaffte ihm «39,90» etwas mehr künstlerische Aufmerksamkeit, während sonst oftmals sein Interesse an speziellen Kulturen Perus im Vordergrund steht.
Coco Chanel zeigt sich von Anfang an begeistert von Komponist Igor Stravinskys 'Fühlingsweihe'. Als sie eben diesen sieben Jahre nach der Uraufführung wieder trifft, entflammen die Gefühle und die beiden beginnen eine intensive Affäre. Für Hauptdarstellerin Anna Mouglalis die wohl inzwischen bekannteste Rolle, war sie außerhalb ihrer Heimat doch zuvor weitesgehend unbekannt. Mads Mikkelsen wird meist als Antagonist von James Bond (Daniel Craig) aus «Casino Royale» erkannt und spielte nun zuletzt im «Kampf der Titanen». Doch für extraordinäre dänische Filme tritt der 44-Jährige auch kontinuierlich vor die Kamera, darunter die bitterbösen «Adams Äpfel» (2005) und «Dänische Delikatessen» (2003). Authentisch ist «Coco Chanel & Igor Stravinsky» mit Sicherheit, dem Produktionsstab wurden Archive und Kollektionen zur Verfügung gestellt. Ob mehr als ein ernsthaftes Porträt entstanden ist, bleibt zu bezweifeln, dem Film wird es vermutlich an Temperament und Abwechslung fehlen.
OT: «Coco Chanel & Igor Stravinsky» von Jan Kounen; mit Mads Mikkelsen, Anna Mouglalis, Elena Morozova, Natacha Lindinger und Rasha Bukvic.