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Die Kritiker: «Klimawechsel»

Inhalt
Desirée Disches "Kunst" wird mal wieder von einem Galeristen abgelehnt: zu jugendlich für eine Frau ihres Alters - eine herbe Enttäuschung für die Kunstlehrerin, die so gerne Künstlerin wäre. Als ihr Freund Ronnie ihr den gemeinsamen Sohn Lakshmi zum Stillen im Lehrerzimmer vorbei bringt, nutzt er die Gelegenheit, um bei ihren Kolleginnen für seinen Hormon-Yoga-Kurs zu werben. Bei Beate Busch springt prompt der Funke über, und während sie Ronnie mit Blicken verschlingt, drängt Sportlehrer Kurt Arndt seine Frau Angelika vor den Kollegen zum Abnehmen und bringt sie damit in eine peinliche Situation. Der Einzige, von dem Angelika sich verstanden fühlt, ist ihr türkischstämmiger Kollege Fatih.

Biologielehrerin Cornelia Koch, deren Minderwertigkeitsgefühle mittlerweile in täglichen Panikattacken gipfeln, klagt ihr Leid ihrem neurotischen Psychotherapeuten Dr. Dieter Dumont. Überzeugt, dass er der Einzige ist, der sie versteht, steigert sie sich in eine regelrechte Abhängigkeit hinein. Cornelia hat solche Angst vor ihren Schülern, dass sie sich kaum mehr in die Klasse traut. Mitten im Unterricht flüchtet sie weinend aus dem berüchtigten Oberstufenkurs, in dem auch Beates Tochter sitzt. Nur der Schüler Florian, der Cornelia heimlich verehrt, hat Mitleid mit ihr. Entschlossen folgt er seiner Lehrerin in ein Café und gesteht ihr seine Liebe. Cornelia ist geschmeichelt und genießt die ungewohnten Komplimente. Als überraschend Lehrerkollege Fatih hereinkommt, drängt sie Florian hastig unter den Tisch - und erlebt eine höchst erotische Überraschung.

Während Ronnie von den Frauen umschwärmt wird - die Frauenärztin Evelyn Bach, mit der er auch eine Affäre hat, will sich seinetwegen sogar die Brüste vergrößern lassen - gerät die chaotische Desirée in helle Aufregung: Sie hat die Klausuren ihrer Schüler verloren...

Darsteller
Maria Happel («Die Familienanwältin») ist Angelika Arndt
Ulrike Kriener («Kommissarin Lucas») ist Beate Busch
Juliane Köhler («Der Untergang») ist Cornelia Koch
Andrea Sawatzki («Tatort») ist Desiree Dische
Maren Kroymann («Mein Leben & ich») ist Dr. Evelyn Bach
Sophie von Kessel («Das Geheimnis im Wald») ist Hanna Hecht
Horst Kotterba («Magna Aura») ist Kurt Arndt
Oliver Stokowski («30 Tage Angst») ist Oliver Busch
Kai Schumann («Doctor's Diary - Männer sind die beste Medizin») ist Ronnie Dische
August Zirner («Dr. Hope») ist Dr. Thomas Dumont
Aykut Kayacik («Der Dicke») ist Fatih Üsül
Maximilian Pelz («Im Gehege») ist Florian Fels

Kritik
Ungewohnt risikofreudig präsentiert sich das ZDF mit seiner neuesten Serienkreation «Klimawechsel». Wer hätte denn schon gedacht, dass sich ein öffentlich-rechtlicher Sender dem Thema Klimakterium – den sog. Wechseljahren – widmen würde. Ebenso ungewöhnlich liest sich dann auch die Themenpalette der ersten beiden Folgen vom kommenden Mittwoch, welche unter anderem die Vaginalstraffung, Brustvergrößerung und Hormaon-Yoga beinhaltet. Und all das natürlich bei Frauen im besten Alter – eben kurz vor oder mitten drin im Klimakterium.

Hinter dem Projekt steckt die deutsche Erfolgsregisseurin Doris Dörrie, die zuletzt mit ihrem Kinofilm «Kirschblüten - Hanami» weltweit für positive Schlagzeilen sorgte und einige Filmpreise abstauben konnte. In ihrem neuesten Streich widmet sie sich also in sechs Folgen á 45 Minuten dem vielerorts totgeschwiegenen Thema der Wechseljahre und das auf „komödiantische, offene, unverklemmte, aber niemals diffamierende Art und Weise“, wie das ZDF selbst verlauten lässt. Als Protagonisten hat sie eine Gruppe von Lehrerinnen in den Mittelpunkt gestellt – allesamt in unterschiedlichen Stadien des Familien- und Liebeslebens. Verkörpert werden diese von teilweise sehr renommierten Schauspielerinnen. So kann man hier zum Beispiel Ulrike Kriener, Juliane Köhler und Andrea Sawatzki bewundern, letztere sogar in einer völlig fremden Optik mit dunkler Haarpracht, Brille und dann auch noch mit bayrischem Dialekt.

Man könnte nun auch davon ausgehen, dass bei einem solchen Schwerpunktthema, vor allem die Frauen im Mittelpunkt stehen und auf die „bösen“ Männer herabgeschaut wird. Doch weder Mann noch Frau können von sich behaupten, in dieser Verfilmung gut abgebildet zu werden. Jegliche Schwäche um Jugendwahn, Sexsucht, Schönheits-OPs oder späte Mutterschaft wird durch den Kakao gezogen. An vertrackten Szenen mangelt es wahrlich nicht.

Doch bei aller Innovationsfreude und dem mutigen Umgang mit der Thematik, wirklich fesseln und überzeugen kann die ganze Produktion nicht. Allein optisch erinnert die Serie eher an eine billige Seifenoper oder experimentelle TV-Projekte, als an eine aufwendig produzierte Miniserie. Die Schauspieler, die allesamt eher statisch und unnahbar wirken, unterstreichen dies noch zusätzlich. Auch inhaltlich hat die Dörrie-Produktion mit so manchem Manko zu kämpfen. So ist der Witz derart übertrieben, die Dialoge so was von abgedroschen, dass dem Zuschauer schon nach wenigen Minuten die Lust auf Mehr vergeht. Auch die völlig überzeichneten Rollen können wenig überzeugen und lassen wohl so manche(n) Zuschauer(in) verständnislos den Kopf schütteln.

Bei aller Experimentierfreude und bei allem Mut, den das ZDF und seine Programmverantwortlichen hier bewiesen haben und in den nächsten Wochen beweisen werden – der große Wurf blieb aus und mit dem angekündigten „Tabubruch“ durch die Serie wurde es – zumindest in den ersten zwei Folgen – nichts. Und ob die Zuschauer überhaupt so lange dran bleiben, muss sich auch noch erst zeigen. Schön, dass versucht wurde, sich diesem Thema humoristisch zu nähern und in der Öffentlichkeit präsenter zu machen, doch dieses Projekt scheint von vornherein zum Scheitern verurteilt zu sein.

Das ZDF zeigt den Auftakt zur Miniserie «Klimawechsel» am Mittwoch, den 07. April 2010, um 20:15 Uhr. Alle weiteren Folgen laufen ab dem 08. April 2010 immer donnerstags um 21:00 Uhr.
06.04.2010 11:18 Uhr Kurz-URL: qmde.de/41175
Torben Gebhardt

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Klimawechsel

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