Kann Lena diesmal den ESC-Fluch brechen und einen guten Platz für Deutschland erreichen?
Es ist doch wie so oft: Frohen Mutes und mit einer Überdosis Optimismus wählen wir Otto-Normal-Zuschauer unser Lieblingslied für den «Eurovision Song Contest» und sind der klaren Überzeugung, dass es doch „diesmal wirklich klappen muss“ mit einem Platz in den Top 5 des europäischen Gesangswettbewerbs. Der Modus zur Auswahl des deutschen Beitrags wurde in dieser Saison nach dem Desaster der letzten Jahre geändert, diesmal veranstaltete Stefan Raab in Kooperation mit der ARD eine Castingshow, die sich da «Unser Star für Oslo» nannte.
Die letztliche Abstimmung ist jedoch dieselbe geblieben – wieder waren es die Zuschauer, die ihren Favoritensong nach Oslo wählen durften. Im vergangenen Jahr gab es eine sogenannte Fachjury, doch auch diese versagte mit der Auswahl von Oscar Loya als Teilnehmer des ESC. Alle Hoffnungen ruhen in diesem Jahr auf Lena Meyer-Landrut. In den Charts ist sie schon ganz oben mit dabei, die Buchmacher sehen den deutschen Song „Satellite“ als einen der Grand-Prix-Favoriten. Wird diesmal alles besser?
Nun, die Buchmacher – vornehmlich englische, die sich für gewöhnlich ihn ähnlich niedrigen ESC-Regionen bewegen wie Deutschland und damit nicht auf einen guten europäischen Musikgeschmack schließen lassen – sehen Deutschland eigentlich immer als Mitfavoriten. Ich kann mich an kein Jahr erinnern, als ich nicht vor dem Contest lesen durfte, dass unser Beitrag wieder zu den Top-Beiträgen gehört. Und die starke Chart-Performance des Songs ist auch kein Indikator für einen guten ESC-Platz: Immerhin schafft Lena nur das, was genug Castingshow-Gewinner schon vor ihr vollbracht haben, von denen man heute nichts mehr hört.
Allzu optimistisch sollte man also angesichts der kollektiven Lena-Euphorie nicht sein. Die Gesangsstimme von Lena ist einprägsam und ungewöhnlich. Dies dürfte einer der wenigen Vorteile beim Song Contest sein. Denn ansonsten hören wir beim (übrigens nicht von Stefan Raab produzierten) „Satellite“ eine monotone Allerwelts-Popnummer ohne ungewöhnliche Seiten oder Passagen, die diesen Song von anderen abheben würde. Gegen die nackte Haut der Oststaaten oder schrille Kostüme wird die schlichte Lena nicht ankommen können. Nein, auch Lena wird den ESC-Fluch Deutschlands wohl nicht brechen. Sollte sie es schaffen, gebührt ihr umso mehr Respekt.
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