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Was Frauen wollen

Unser Kolumnist beschäftigt sich mit dem neuen Frauensender sixx, der am 7. Mai startet.

Am 7. Mai ist es soweit: Mit «sixx» startet ein neuer offizieller Frauensender im deutschen Fernsehen. Seit dem tragischen Ende von tm3 - der Transformation zu 9 live - gab es keine ernstzunehmenden Versuche, einen Nachfolger zu etablieren. Der neue Kanal soll angeblich perfekt auf die Bedürfnisse der weiblichen Bevölkerung zugeschnitten sein. Eine längst fällige Maßnahme, gibt es doch mit DMAX, DSF und Beate Uhse TV bereits genügend Männersender. Dabei ist besonders erfreulich, dass «sixx» auf Unterbrecherwerbung weitgehend verzichten will. Interessanterweise soll der neue Sender dennoch nicht im Bezahlfernsehen landen, sondern für alle kostenlos im digitalen Free-TV empfangbar sein. Eventuell rechnete man sich wenig Chancen aus, dass Frauen für ihr Fernsehen Geld ausgeben werden - besteht der Großteil der Pay-TV-Abonnenten doch aus männlichen Zuschauern.

Schauen wir uns das Programm doch einmal an: Zunächst einmal gibt es zahlreiche US-Serien zu sehen, die teilweise auf den Schwestersendern der ProSiebenSat.1-Gruppe bereits gefloppt sind, wie z.B. «Gossip Girl» oder «Ugly Betty». Man nimmt wohl an, dass das weibliche Publikum diese Serien bisher nicht gefunden hat. Dies wäre nicht verwunderlich, schenkte man den Produktionen doch in der Vergangenheit so wundervolle Sendeplätze wie den Sonntagvormittag oder den FunFreitag. Außerdem hat US-Talk-Ikone Oprah Winfrey ein neues Zuhause gefinden. Daneben gibt es ein Füllprogramm mit Wiederholungen alter «Topmodel»- und «Das Model und der Freak»-Staffeln. Sogar der alte Zauselbart «Zacherl» darf bei [sixx]] in Dritt- und Viertverwertung nochmal aufkochen.

Überraschend ist allerdings, dass es auch Serien wie «Nip/Tuck», «Medium» und «Brothers & Sisters» ins Programm geschafft haben, deren Zuschauerschaft ich bisher eigentlich als geschlechtsneutral bzw. sogar männlich-zentriert eingestuft hatte. Dahinter steckt ein clever ausgetüftelter Plan: Weil sich Frauen erfahrungsgemäß oftmals gerne hochwertigen und intelligenten US-Serien verweigern, und sich stattdessen lieber von seichten Dokusoaps und Castingshows berieseln lassen, versucht es «sixx» nun auf diesem Weg. Wenn diese Serien künftig auf einem ausgewiesenen Frauensender laufen, ist das weibliche Publikum vermutlich empfänglicher dafür. Sie schalten ihren neuen Lieblingssender ein und entdecken plötzlich ein völlig neues Fernsehen - abseits von Super-Nanny und Heidi Klum. Es bleibt zu hoffen, dass die Strategie des Senders aufgeht. Manchmal muss man Frauen eben zu ihrem Glück zwingen.
21.03.2010 00:00 Uhr Kurz-URL: qmde.de/40854
Glenn Riedmeier

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sixx

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