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Die Freitagabendcomedy ist tot - lang lebe Kurt Krömer

Kurt Krömer wurde in der vergangenen Woche zum fünften Mal für den Adolf-Grimme-Preis nominiert, ging aber erneut leer aus. Dafür darf er sich ab Sommer in einer eigenen Primetime-Sendung austoben.

Er platzte einfach rein in das Fernsehprogramm des Jahres 2003, mit scheußlich gescheiteltem Haar, unmodernen Anzügen und Hornbrille, merkwürdig deplatziert wirkend in einer Zeit der gerade sterbenden Talkshows und dem Aufkommen selbstverliebter Inszenierung im Zuge des beginnenden Grauens des deutschen Castingfernsehens. Zugegeben, einen großen Wirbel hat Alexander Bojcan nicht gemacht, dafür war die Platzierung seiner «Kurt Krömer Show» im brandenburgischen Regionalfernsehen rbb wohl auch nicht der richtige Ort. Doch er machte auf sich aufmerksam und die deutschen Feuilletons kokettierten bald mit dem andersartigen Untergrundkomiker, der durch seinen Alias Kurt Krömer eine neurotisch-meckernde, ja fast unverschämt-dreiste Persiflage auf die konforme deutsche Freitagabendcomedy darstellte - oder verrissen ihn ob seiner direkten Art. Geschadet hat es der Kunstfigur nicht: Im Jahr 2005 erhielt Kurt Krömer den Deutschen Comedypreis in der Kategorie «Bester Newcomer», im Jahr 2006 folgte der Deutsche Fernsehpreis für seine zweite Show «Bei Krömers».

Damit begann für Kurt Krömer der Aufstieg in deutlich beachtetere Gefilde des deutschen Fernsehens. «Krömer - Die internationale Show» schaffte es ins Hauptprogramm der ARD, sein Liveprogramm «Na, Du alte Kackbratze!» war als zweiteiliges Comedyereignis bei Sat.1 zu sehen. Nebenbei verdingte sich Krömer auch als Schauspieler, etwa als verbohrter Paragraphenreiter in der Anno Saul-Komödie «Wo ist Fred». Und dann waren da noch die Nominierungen für den renommierten Adolf-Grimme-Preis, fünf an der Zahl, von denen Krömer nicht eine einzige in einen ordentlichen Preis verwandeln konnte. Nun ist für einen aufstrebenden Künstler natürlich schon allein die bloße Nominierung eine Auszeichnung, gar neben etablierten Fernsehkollegen - im Kasus Krömer nahm derartige Ehre allerdings fast schicksalshafte Züge. Im Jahr 2005 in der Kategorie «Unterhaltung» nominiert, folgten im Jahr darauf sogar zwei Nominierungen in den Kategorien «Unterhaltung» und «Spezial», «als Autor für die Idee, die televisionäre Inszenierung, Konzeption und Präsentation der ‹Krömer-Show›». Auch 2010 war der mittlerweile zum gar nicht mehr unbekannten Komiker avancierte Krömer zum fünften Mal nominiert, obskurer Weise in der Kategorie «Serie/Mehrteiler» - in der vergangenen Woche wurde bekannt, dass er erneut leer ausging.

Selbstredend, tot ist der Herrenausstatter vom rbb damit noch lange nicht, er mag höchstens enttäuscht sein. Tot ist auch seine Karriere nicht, denn Krömer wird im Sommer erstmals eine eigene Sendung in der Primetime bekommen. Das bereits aufgezeichnete Projekt, noch ohne festen Namen, wird im rbb ausgestrahlt werden und könnte für den Komiker ein weiterer Schritt in Richtung einer möglicherweise großen - noch größeren - Karriere sein. Doch fragt sich der gemeine Bürger trotzdem, was eine hochkarätig besetzte Jury dazu verleitet, einen talentierten, wenngleich polarisierenden Künstler mehrfach für einen Preis zu nominieren, der dann ein ums andere Jahr ganz konventionell an die brav anbiedernden Fernsehurgesteine vergeben wird. Nein, tot ist er wirklich nicht, dieser Kurt Krömer, der sich nach dem Ausscheiden von Jörg Pilawa aus dem öffentlich-rechtlichen Fernsehen postalisch auf dessen gesamtes Moderationsrepertoire beworben hat. Aber der Mut zu Neuem im deutschen Fernsehen ist in der vergangenen Woche erneut gestorben. Und das lange totgesagte Genre der deutschen Comedy muss ohne Mut zu Neuem nicht erst totgesagt werden - es stirbt von ganz alleine. Lang lebe Kurt Krömer, der als Stellvertreter für alle steht, die sich an neue Konzepte wagen mögen - auch wenn die alteingesessenen Fernsehinstitutionen das nur am Rande zu würden wissen.
13.03.2010 12:07 Uhr Kurz-URL: qmde.de/40736
Jakob Bokelmann

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Kurt Krömer

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