Der Kölner Sender stellte jetzt sein Konzept vor und setzte alles daran, das afrikanische Flair zu vermitteln. Das Hotel "Matamba" im Phantasialand war hierfür ein geeigneter Ort.
Während sich die Gelehrten am Rande des Fußballfeldes hier und da noch über die Spielsystem-Varianten der Dreier- und Vierkette streiten, hat RTL seine Traumkombination für den Sommer schon gefunden: Jauch, Klopp, Klinsmann, König lautet die RTL-„Viererkette“ mit der sich der Kölner Sender für die Berichterstattung im Sommer gerüstet hat, wenn die FIFA Fußball-Weltmeisterschaft in Südafrika auf dem Plan steht. „Zum Teil sind das Experten“, kommentiert Sebastian Vettel in einem vorab aufgezeichneten Beitrag auf der groß aufgezogenen Pressekonferenz von RTL bezüglich der WM 2010. Er sorgt damit für den Lacher des Abends und macht es dem RTL-Team nicht leicht die festgelegte Viererkette zu etablieren. Das tut sie aber wenige Minuten später eigentlich selbst durch ihre Inszenierung: Jauch und Klopp grüßen aus einem Truck vor dem Hotel „Matamba“ im Phantasialand. Das thematisch auf Afrika abgestimmte Hotel des Freizeitparks diente als idealer Ort für eine Pressekonferenz, die auch atmosphärisch den richtigen Rahmen zum Thema des Abends erhielt.
„Willkommen in Afrika, mitten in Köln“, heißt es zu Beginn von RTL-Sportchef Manfred Loppe. Das stimmt nicht ganz, denn das Phantasialand liegt in Brühl, nahe Köln. Doch wer das verdrängt hatte, konnte sich mit einigem Wohlwollen auch in Südafrika fühlen. Ein Kompliment an die Hotelbetreiber, die hier ein afrikanisches Flair vermitteln konnten und für das richtige Ambiente sorgten. In den Pausen sorgten afrikanische Tänzer und die Hymne von "Safri Duo" für ein Feeling, das Vorfreude auf die Weltmeisterschaft in Südafrika weckt.
Dann wird die RTL-„Viererkette“ auch mit mehreren eingespielten Teams davor agieren. Im Vor- und Nachfeld der jeweiligen Live-Übertragung möchte RTL ausführlich berichten und hat seine Reporter formiert und an den richtigen Stellen aufgestellt. „RTL gibt dir den Kick“, heißt das Motto wie schon bei der WM im eigenen Land vor vier Jahren. Doch es gibt noch weitere Parallelen: Schon 2006 machte man mit einem Präsentations-Event in Düsseldorf darauf aufmerksam, dass nicht mehr nur ARD und ZDF die Fußball-Weltmeisterschaft übertragen. In diesem Jahr hat man sich in Köln sogar noch ein paar Spiele mehr gesichert. Der Imagefaktor spielt eine wichtige Rolle, doch bei dem Gesamtpaket, das man geschnürt hat, hofft man natürlich auch, dass sich die Übertragungen aufgrund der teuren Rechte auch im finanziellen Rahmen auszahlen werden. Sechs Partien überträgt RTL in diesem Jahr allein in der Vorrunde, darunter auch die Spiele der Top-Teams aus Europa. Vor vier Jahren lagen die RTL-Fußballübertragungen während der Gruppenspiele quotenmäßig im Schnitt ein wenig vor den Öffentlich-Rechtlichen und auch bei den Live-Spielen in der Finalrunde konnte der Kölner Sender gut mithalten. „Wir wünschen es uns, dass wir wieder rund 13 Millionen Zuschauer vor die Bildschirme locken können“, spricht Sportchef Manfred Loppe jenes Thema an, das die versammelten Journalisten brennend interessiert: Welche Einschaltquoten erhofft man sich in Köln? „Zumindest in der Gruppenphase wollen wir die Quote von vor vier Jahren toppen“, lautet die Kampfansage zu der sich Manfred Loppe dann hinreißen lässt.
Die sechs der insgesamt 48 Vorrunden-Spiele, die RTL zeigen darf, sind dabei nämlich Primetime-Übertragungen, die um jeweils 20.30 Uhr beginnen. Das ist vor allem für den Verkauf der Werbeplätze rund um die Fußball-Übertragung durch den RTL-Vermarkter IP Deutschland interessant. Der kurze Werbe-Spot in der Halbzeitpause kostet ab 56.100 Euro, in der Vorberichterstattung verlangt RTL ab 21.300 Euro, ab 11.700 Euro sind es für Reklame während der Nachberichte. Natürlich gibt es auch Sonderwerbeformen sowie Kampagnen im Online- und Mobile-Angebot von RTL. Denn erstmals überträgt man die Live-Spiele auch ins Internet. Auf den Online-Plattformen sport.de und RTL.de können die WM-Partien ebenfalls im Live-Stream verfolgt werden. Der Nachrichtensender n-tv unterstützt RTL anhand von Einbindungen in deren laufende Nachrichten, Reportern auf den Fanmeilen, Experten vor Ort, einem eigens produzierten „Fußball-Frühstück“ an jedem Morgen der WM-Tage, das Informationen in aller Kürze bietet, sowie der Übertragungen der täglichen Pressekonferenzen der DFB-Elf.
RTL setzt also den Schwerpunkt auf die Primetime, hat auch am Eröffnungstag in dieser Zeitspanne sein erstes Übertragungsrecht. Zwei Achtelfinal- und ein Viertelfinalspiel stehen dem Kölner ebenfalls noch zu. Doch die Rechte-Vergabe bei der Fußball-WM in Südafrika hat sich geändert: So haben ARD und ZDF ein so genanntes Erstwahlrecht, was die Auswahl der Partien betrifft, die sie übertragen wollen. Das werden sie voraussichtlich erst nach der Vorrunde entscheiden. So bleibt RTL-Programmchefin Anke Schäferkordt nichts anderes übrig als kurzfristig zu reagieren. Sportchef Loppe hat aber schon spekuliert, welche Achtel- und Viertelfinale-Begegnungen es geben könnte. So könnte nach seinen Überlegungen Deutschland im Viertelfinale auf Argentinien treffen. „Damit haben sie jetzt auch Planungssicherheit“, scherzt er.
Zurück zur „Viererkette“: Aus der WM-Zentrale in Kapstadt melden werden sich wie auch von den Spielorten der jeweiligen Fußballübertragungen in Südafrika Florian König als Moderator und Jürgen Klinsmann als Experte. „Dort ist es dann Winter, wenn wir dort sind“, möchten sich die beiden RTL-Gesandten darauf einstellen, dass es kalt werden könnte im Land der Fußball-Weltmeisterschaft. Wo König und Klinsmann mit den Bedingungen in Südafrika zu kämpfen haben werden, haben Günther Jauch und Jürgen Klopp ganz andere Sorgen: Sie touren mit dem bereits erwähnten Truck durch ganz Deutschland: Köln, Berlin, Leipzig, Frankfurt, Aachen, Dortmund und Dresden sind ihre Stationen quer durch Deutschland. 2549 Kilometer will das RTL-Duo zurück legen und präsentierte den Gästen im Phantasialand auch gleichzeitig ihre Führerscheine für den Truck, den sie selbst abwechselnd lenken werden. In ihrer Road-Show wollen sie nah dran sein am Public-Viewing in der Heimat. Jauch und Klopp arbeiten zum ersten Mal zusammen. „Im Vergleich zum ZDF müssen sie sich aber etwas steigern“, neckt Günther Jauch. „Keine Sorge, diesmal bereite ich mich auch vor“, lacht „Kloppo“, der zuvor noch per Hubschrauber eingeflogen wurde, da in Dortmund am Abend noch Training mit der Bundesliga-Mannschaft auf dem Plan stand. „Ich bin auch sehr gespannt, wie Jauch so drauf ist, wenn er nicht im Anzug im Studio steht“, grinst Klopp.
Der besagte Truck ist übrigens eine 32-Tonner und bietet hohe Mobilität, auch wenn er drei Stunden lang auf- bzw. abgebaut werden muss. „Wir wollten eine Brücke schlagen zwischen der Entfernung zu Südafrika und dem Fußball-Fieber in der Heimat. Ich finde es schön, auch die Begeisterung im eigenen Land transportieren zu können“, sagt Günther Jauch zur Idee des Road-Trips mit Jürgen Klopp. „Er und Klinsmann sind zwei Typen, die ein Spiel lesen können und dies auch vermitteln. Das wünscht sich der Fußball-Fan“, beschreibt Jauch weiter. Der Ex-Nationaltrainer holt dann auch gleich mal weit aus: „Die Weltmeisterschaft ist kein Trendsetter mehr. Das ist beispielsweise die Champions League. Aber die Trends im Fußball werden schon vor dem Welt-Turnier gesetzt“, spricht Jürgen Klinsmann gleich Klartext.
Als Kommentator steht der „Viererkette“ noch Klaus Veltman zur Verfügung. Nazan Eckes berichtet von der deutschen Nationalmannschaft und Rainer Calmund gibt den Südamerika-Experten und hat gleich mal in die Vuvuzuela-Tröte geblasen. Damit ist das RTL-Sport-Team komplett, die News-Crew um Ulrike von der Groeben begleitet die Weltmeisterschaft ebenfalls. Sie laboriert momentan übrigens an einer Sprunggelenksverletzung und musste zum Foto-Termin auf die Bühne gehievt werden. Als ihr von einem Gast der Pressekonferenz wieder hinunter geholfen wird – ihre Kollegen hatten sie ihrem Schicksal überlassen – war sie überaus dankbar: „Das war das Netteste des ganzen Abends“, lachte die Sport-Nachrichten-Moderatorin. Die Weltmeisterschaft wollen Peter Klöppel und Vor-Ort-Korrespondentin Nicole Macheroux-Denault auch dazu nutzen über das Land an sich zu sprechen. Themen wie Kriminalität und Sicherheit sollen aufgegriffen werden. „Die WM als Hoffnungsschimmer“, so Klöppel, der im bunten Fußball-Sommer auch Korrespondenten in England, Spanien und Australien nach der Stimmung befragen möchte. „Wir bringen den WM-Sommer ins Wohnzimmer“, spricht der Anchorman von «RTL aktuell» die Tatsache an, dass die Fußball-Weltmeisterschaft bei seinem Sender schon vom Morgen an in den diversen Magazinen von «Punkt 9» bis zum «RTL Nachtjournal» umfassend in die Berichterstattung mit einbezogen wird.
"So eine Fußball-Weltmeisterschaft ist größer als Olympia oder die Papstwahl“, bringt es Kommentator Veltman auf den Punkt. RTL-Chefin Anke Schäferkordt freut sich indes auf die Fußball-Spiele und freut sich mit Formel 1, Boxen und nun dem Lieblingssport der Deutschen ein Gesamtpaket geschnürt zu haben, das das Zuschauerinteresse steigern könnte. „Das ist ein Glücksfall für uns“, ist sie von dieser Konstellation angetan. Und dann geht es zum afrikanischen Buffet, das im Phantasialand eröffnet wurde – auch hier halt RTL alles daran gesetzt das Afrika-Feeling aufrecht zu erhalten und serviert Spezialitäten aus Südafrika. Finden die Fußball-Übertragungen bei RTL im Sommer einen ähnlich guten Geschmack, hat man alles richtig gemacht.