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Die Kritiker: «Eine Frage des Vertrauens»

Story


Nachdem Marie Hansen zum dritten Mal durch das Examen gefallen ist, ist ihr Traum, Ärztin zu werden, offenbar beendet. Doch mit der gefälschten Kopie einer Approbationsurkunde konnte sie eine Stelle als Assistenzärztin auf einer Kinderstation ergattern. Inzwischen gilt sie als kompetente und engagierte Ärztin, die sich vor allem um Kinder kümmert, die an Mukoviszidose leiden, einer lebensbedrohlichen, unheilbaren Stoffwechselkrankheit. Besonders der zwölfjährige Jonas Bruckner ist ihr ans Herz gewachsen. Auch zu seinem Vater Jan, einem humorvollen Lehrer, fühlt sie sich hingezogen, was auf Gegenseitigkeit beruht. Doch dann erhält sie die Aufforderung der Ärztekammer, das Original ihrer Approbation vorzulegen. Marie Hansen gerät in Erklärungsnot.

Darsteller


Silke Bodenbender («Bis nichts mehr bleibt») ist Marie Hansen
Katharina M. Schubert («Ob ihr wollt oder nicht») ist Nicole Grosche
Wotan Wilke Mörhing («Wie Matrosen») ist Jan Bruckner
Hermann Beyer («Mörder auf Amrum») ist Fritz Hansen
Matthias Brenner («Tatort») ist Dr. Thomas Preskow
Rudolf Kowalski («Kommissar Stolberg») ist Oliver Kemp
Peter Kremer («Das Traumhotel») ist Prof. Georg Lärchenfeld
Kailas Mahadevan («Teufelskinder») ist Yasmin Bulut
Markus Quentin ist Jonas Bruckner

Kritik


Regisseur Miguel Alexandre greift ein interessantes Problem unter den Medizinern auf. Immer wieder gibt es Fälle, in denen Ärzte ohne Approbation sogar jahrelang als Angestellte oder niedergelassene Mediziner in Krankenhäusern arbeiten. In dem Pschyodrama arbeitet Alexandre diese Thematik auf – mit einer klaren, zentralen Aussage: Das beste Lebenskonzept geht nicht auf, wenn es auf Betrug basiert. Mit einigem Feingefühl gelingt das dem Regisseur sehr gut. Auch weil Annette Hess wie schon bei der gemeinsamen Zusammenarbeit für den Zweiteiler «Checkpoint Charlie» mit dem gefühlvollen Regisseur ein gutes Drehbuch gelungen ist. Denn Hauptfigur Marie Hansen, die letztlich ihre Approbation fälscht bekommt eine Gegenspielerin. Denn trotz ihres Betrugs ist Marie Hansen, überzeugend verkörpert von Silke Bodenbender, eine herausragende Ärztin und darüber hinaus auch noch ein Herz für die kleinen Patienten. Den Kindern, die an der unheilbaren Stoffwechselkrankheit Mukoviszidose leiden, hilft sie mit ihrer aufopferungsvollen Betreuung. Ihre Freundin Nicole hilft ihr zwar noch beim Examen, lässt sich später aber lieber krank schreiben.

Doch trägt die eifrige Ärztin Marie Hansen auch ein Geheimnis mit sich herum: Sie wollte ihrer Familie zwar beichten, dass sie wegen abermals nicht bestandenem Examen ihr Medizinstudium abbrechen müsse, doch die Pastorenfamilie hat derweil noch andere Sorgen. Denn Maries Schwester ist schwanger. Um ihre Familie nicht weiter zu belasten, nimmt sie die Lüge in Kauf, die ihr später noch das Leben schwer machen wird. Im Mittelpunkt stehen somit zwei Dinge: Der Kampf um das Leben des kleine Patienten Jonas, der der Protagonistin sehr ans Herz gewachsen ist, und die plötzliche Liebe zu dessen Vater. Doch diese heile Welt scheint für die Ärztin zusammenzubrechen, als die Ärztekammer das Original der Approbation verlangt. Auf Anraten ihrer Freundin lässt sie sich zu einer perfekten Fälschung überreden. An dieser Stelle ist vor allem Schauspielerin Silke Bodenbender zu loben, spielt sie doch eine doppelte Rolle. Zum einen bestehend aus der überaus engagierten Ärztin mit Mitgefühl, die die Erwartungen des Zuschauers sogar noch übertrifft und zum anderen die Rolle der Betrügerin, die hilflos nach einem Ausweg sucht.

Diesen wünscht sich der Zuschauer am Ende auf für die Hautdarstellerin, denn durch die offene, mitfühlende Erzählweise hat auch das Publikum Anteil an den Gefühlen, Ängsten und Sorgen der Marie Hansen und kann ihre Situation voll und ganz nachvollziehen. Denn gerade wenn das Dilemma für die Protagonistin immer schlimmer wird, ist das Mitleid des Zuschauers am größten. Gerade hier wird die gute Inszenierung dieses Dramas anhand eines ordentlichen Drehbuchs deutlich, beschäftigt man sich doch nur mit dem Wichtigsten: Das System der ärztlichen Zulassung ohne Berücksichtigung der Fähigkeiten wird durchaus in Frage und mögliche Gegensätzlichkeiten kompetent aufgezeigt.

Das ZDF zeigt «Eine Frage des Vertrauens» als Fernsehfilm der Woche am Montag, den 8. März 2010 um 20.15 Uhr.
07.03.2010 15:55 Uhr Kurz-URL: qmde.de/40606
Jürgen Kirsch

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