Die Einschaltquoten nahezu sämtlicher Formate des Sat.1-Fun Freitags sinken unaufhaltsam. Julian Miller über die Hintergründe.
Sat.1 bleibt von Hiobsbotschaften in letzter Zeit nicht verschont. Jetzt bereitet auch noch der «Fun Freitag», einer der letzten halbwegs soliden Blöcke der Prime-Time, den Verantwortlichen Kopfzerbrechen. War «Ladykracher» zu Beginn seiner letzten Staffel noch mehr oder weniger ein Hit, verabschiedete sich die Show letzte Woche mit unterirdischen Werten.
Doch nicht nur Anke Engelkes mädchenhafte Sketcherei befindet sich auf Quotentalfahrt, sondern sämtliche Time-Slots des Freitagabendprogramms sind mit abgetretenen Formaten vollgestopft. Mittlerweile ist man anscheinend schon so verzweifelt, dass man den angestaubten Rohrkrepierer «Schmitz in the City», ein Format, das schon einmal maßlos enttäuscht hat, wieder aus dem Archiv holt. Dass aus Engelkes Comedy längst die Luft raus ist, ist inzwischen wohl jedem klar geworden, der die Show in den letzten Jahren einmal gesehen hat. Denn das Konzept ist so unkreativ wie Witzeerzählen. Eine absurde und aufgesetzte Punchline, jede dabei so subtil wie ein dicker roter Pfeil mit der Aufschrift “Lustig! Bitte lachen!!!”, jagt die nächste und über onanierende Männer am Strand kann wohl auch niemand mehr wirklich lachen. Beendet wird die Show dann von einem bestenfalls mittelprächtigen Monolog Engelkes, in dem sie gerne so unheimlich charmant rüberkommen würde, aber leider immer bei der erbärmlichsten Debilität landet. Das Konzept war nie sonderlich interessant und das merken jetzt auch die Zuschauer. Mehr als einhundert Mal den selben Gag erträgt wohl wirklich niemand.
Auch die «Schillerstraße», das ehemalige Aushängeschild der Sat.1-Witzigkeit, ist mittlerweile kreativ am Ende. Was als ein nettes Format mit einer zündenden Grundidee begonnen hat, ist spätestens seit dem Weggang von Cordula Stratmann zu einem nicht mehr ertragbaren Kalauerwust verkommen. Doch wohl mangels wirklicher Alternativen wurde das Format kurzfristig um fünf Episoden verlängert, was das ganze Trauerspiel wohl nur unnötig in die Länge ziehen wird. Eine Absetzung in nächster Zeit scheint nämlich angesichts der aktuellen Quotentabellen unausweichlich zu sein. Und diese kommt ohnehin schon gefühlte zwei Jahre zu spät.
Will Sat.1 weiterhin im Comedy-Geschäft bleiben, muss der Bällchensender dringend mal punkten. «Pastewka» allein wird es nicht retten können und einem Proletenkomiker wie Oliver Pocher eine eigene Late-Night-Show anzuvertrauen, ein Konzept, das eigentlich von Charme und Intellekt à la David Letterman oder Harald Schmidt lebt, war ein großer Fehler. Neue Formate müssen her, um den Abwärtstrend aufzuhalten. Sonst ist bald Schluss mit Lustig.
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