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Academy Award of Merit: Wie alles begann

Am Sonntag werden Millionen von Menschen wieder die Oscar-Verleihung verfolgen. Doch wie hat dieser Hype begonnen?

In den 20er Jahren des vergangenen Jahrhunderts stand der amerikanische Film vor einem großen Problem: Studios wie Warner Bros., Paramount Pictures, Fox Film und Columbia Pictures ließen jährlich sehr viele Filme produzieren, wovon allerdings nur wenige wirklich qualitativ hochwertig waren. Nicht nur inhaltlich gab es viel zu kritisieren, auch die Arbeitsbedingungen waren schon fast sittenwidrig. Schlecht bezahlte Stellen und lange Arbeitszeiten, jedoch wollten die Menschen ihre Chance nutzen und einmal eine Hauptrolle spielen.

Dieses Szenario ging einige Jahre durchaus gut, doch das Radio schnappte den Filmpalästen Besucher weg. Außerdem schlossen sich die einzelnen Berufsgruppen zusammen und gründeten Gewerkschaften, um gemeinsam gegen die Produktionsstätten vorzugehen. Wie einflussreich diese Gruppierungen sind, zeigte sich zuletzt beim US-Autorenstreik 2007 als drei Monate lang keine neuen Serienfolgen produziert wurden konnten.

Innerhalb dieser Zeit fusionierten Metro Pictures, Goldwyn Pictures und Louis B. Mayer Productions zu Metro-Mayer-Goldwyn-Studios, kurz MGM, um besser auftreten zu können. Doch die Krise hielt an, weshalb Louis B. Mayer eine Idee hatte. Er traf sich mit dem Schauspieler Conrad Nagel und Regisseur Fred Niblo. Sie überlegten sich, dass eine Preisverleihung einerseits die Kunst des Filmemachens, auf der anderen Seite die Interessen der Angestellten fördern könnte.

Im Januar 1927 wurde ein Gala-Dinner organisiert, bei dem sich knapp 30 Filmgrößen trafen und die „Academy of Motion Picture Arts and Sciences“ gründeten. Nur vier Monate später war man bereits einen Schritt weiter, man wollte 1929 den Preis zum ersten Mal verleihen. Der „Oscar“ hieß zunächst „Academy Award of Merit“ und war ähnlich unspektakulär wie der Grimme Preis und die Goldene Kamera, denn bis ins Jahr 1940 wurden die Gewinner schon vorher verraten.

Inzwischen hat sich die Academy of Motion Pictures Arts and Sciences deutlich verändert, man ist innerhalb der vergangenen Jahrzehnte deutlich erfolgreicher geworden. Nicht nur eine Handvoll Leute bestimmt die Gewinner, derzeit gibt es über 5.500 stimmberechtigte Mitglieder, auch Deutsche wie Florian Henkel von Donnersmarck dürfen in einigen Kategorien mitentscheiden. Die Antwortschreiben wertet nicht mehr die Sekretärin aus, sondern die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft PrincewaterhouseCoopers. Nur zwei Notare wissen schon im Vorfeld, welche Produktionen den beliebten Filmpreis bekommen, doch diese hüten ihre Informationen vor Spekulanten und Journalisten.

Zurück in die 20er: Der deutsche Emil Jannings war der erste Schauspieler, der einen Academy Award mit nach Hause nehmen durfte. Er spielte in dem Film «Der Weg allen Fleisches» mit, jedoch sind sämtliche Kopien der amerikanischen Produktion von Victor Fleming spurlos verschwunden. Auch die Aufnahmen der Gala sind verloren gegangen. Diesen Preis bekam er für den genannten Film sowie für «Der letzte Befehl». Bis heute gewann kein anderer Deutscher mehr in dieser Kategorie. Im Jahr 1936 und 1937 erntete die Düsseldorferin Luise Rainer als beste Hauptdarstellerin gleich zwei „Oscars“, ebenfalls ein spitzenmäßiges Ergebnis. Auch hier gab es seit Jahrzehnten kein ähnlich gutes Ergebnis mehr, doch in diesem Jahr darf Christoph Waltz zumindest die Österreicher unter den Nebendarstellern vertreten.
02.03.2010 08:45 Uhr Kurz-URL: qmde.de/40486
Fabian Riedner  •  Quelle: AMPAS

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Oscar Academy Award

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