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Sonntagsfragen an Florian König

In zwei Wochen startet die neue Formel 1-Saison - es ist das Comebackjahr von Michael Schumacher. Für RTL ist dann wieder Florian König an der Strecke. Mit uns sprach er zuvor schon über die neue Saison und über die in rund drei Monaten beginnende Fußball-WM.

Herr König, Quotenmeter.de hat vor einigen Wochen auf das RTL-Programm im vergangenen Jahrzehnt zurückgeblickt. Wenn wir nur die Sportübertragungen betrachten – hat die Formel 1 RTL dann am meisten geprägt?
Ja, ich denke schon. Die Formel 1 war zumindest die größte Konstante. Anderes kam und ging, obwohl man das nicht unterschätzen darf. Wir hatten große Boxkämpfe im Programm und haben zudem Spiele der Weltmeisterschaft im eigenen Land gezeigt.

Sie sprechen die großen Boxkämpfe an – was blieb Ihnen da besonders im Gedächtnis?
Henry Maske – sowohl das Comeback von ihm als auch die letzten Kämpfe, die er machte. Axel Schulz, der mit seinem Kampf gegen Botha 18 Millionen Menschen vor die Fernsehschirme lockte. Das ist immer noch die höchste Sportreichweite, die RTL jemals holte.Das waren alles Ereignisse, die mir sehr gut gefallen haben.

Mögen Sie eigentlich Handball?
Ich mag Handball, kenne mich darin aber nicht ganz so gut aus.

Können Sie sich denken, warum ich frage?
Nein, nicht so ganz.

Boxen, Formel 1, Fußball, zuletzt auch beim Skispringen – Sie waren bei RTL Sportübertragungen immer dabei. Nur beim Handball nicht…
Ja, das war auch mein Wunsch. Gerade bei Mannschaftssportarten sollten sich die Reporter wirklich gut auskennen. Mich ärgert es als Zuschauer immer selbst, wenn ich das Gefühl habe, dass ein Fußballkommentator gerade Schwachsinn erzählt und man doch deutlich das Gefühl hat, dass dieser nie in seinem Leben selbst gekickt hat. Im Handball hätte ich mich wirklich von Null einarbeiten müssen – dabei gibt es andere, die das für RTL gerne machen wollten – und das war dann die bessere Lösung. Außerdem kommt hinzu, dass ich es im Januar immer etwas ruhiger habe und diese Zeit dann auch sehr genieße.

Sie sprechen mein nächstes Thema an. Die Formel 1 begleiten seit einer gefühlten Ewigkeit…
…seit 1996, um genau zu sein…

…also bald 15 Jahre. Jetzt hat mir mal jemand erzählt, dass man den Formel 1-Zirkus als TV-Journalist und –Dienstleiter vielleicht drei, vier Jahre begleiten könne und danach ausgebrannt sei. Wie schaffen Sie das so lange?
Ich fliege ja nicht seit 15 Jahren durch die Welt, weil wir die Rennen früher aus Köln übertragen haben. An der Strecke bin ich jetzt seit acht bis zehn Jahren, das ist auch viel. Natürlich ist diese Zeit sehr anstrengend und auch wirklich belastend. Ich fliege aber meistens gut, wohne vor Ort ganz ordentlich und schaffe es vor allem, mich dann zu Hause wieder zu erholen. Da ich freier Mitarbeiter bin, muss ich nach einem Rennen nicht montags ins Büro, was sehr angenehm ist. Zudem bin ich ja auch eine Art Saisonarbeiter – von März bis November sind wir auf Tour, im Winter habe ich es vergleichsweise ruhig und sehe auf das Jahr veteilt meine Kinder und meine Frau genauso viel wie jeder andere Papa. Ich muss aber sagen: Hätte ich die Wintermonate nicht, würde ich das nicht durchstehen. Im Herbst sind die Akkus meistens schon recht leer.

Sie halten aber noch ein paar Jahre durch?
Natürlich, ich halte noch ein paar Jahre durch.

Gibt es eine Formel 1-Saison, die Ihnen besonders in Erinnerung geblieben ist?
Das kann ich so nicht sagen. Vielleicht ist es sogar die Vergangene, weil einfach so viel passiert ist. Es gab so viele ganz bunte Themen und auch das Sportliche hat sich nicht nur auf zwei Protagonisten konzentriert. Spannend war natürlich auch 2006, die letzte Saison von Schumi.

Der kommt jetzt ja wieder zurück – wie stufen Sie die Chancen ein?
Ich traue ihm eine Menge zu. Er hat mehrfach nachgewiesen, dass er ein absoluter Top-Fahrer ist. Der Fahrer zählt in der Formel 1 aber nur 20 oder maximal 30 Prozent – der Rest ist das Auto und das Team. Also auch er wird nur Erfolg haben wenn nicht nur er funktioniert sondern ist aufs Auto angewiesen.

Welche Quoten und Reichweiten erwarten Sie eigentlich mit dem Comeback? Geht das wieder in Richtung zehn Millionen?
Ich mache mir da weniger Gedanken, aber ich wurde natürlich häufiger darauf angesprochen. Momentan bin ich ein wenig zweckpessimistisch. Klar – es werden wieder mehr Menschen die Formel 1 schauen, die Quoten werden in dieser Saison steigen. Ich beteilige mich aber grundsätzlich nicht an Quotenspekulationen, freue mich aber über jeden Zuschauer. Als Anhaltspunkt - Im letzten Jahr mit Michael Schumacher, also 2006, hatten wir rund sieben Millionen Zuschauer im Schnitt. 2009 waren es rund 5,2 Millionen. Der Unterschied betrug als knapp zwei Millionen Zuseher – das ist gar nicht so viel.

Was sagen Sie zu den Regeländerungen, die bevorstehen? Die Fahrer dürfen ab sofort während des Rennens nicht mehr nachtanken.

In der Theorie ist das sehr spannend. Beim Start haben die Piloten 160 Kilo mehr an Bord als am Ende. Diesen Sprit verbrennen sie im Laufe des Rennens und fahren deshalb am Schluss ein Auto, das sich ganz anders verhält. In den Rundenzeiten wird es einen Unterschied von rund vier Sekunden ausmachen. Die Verantwortlichen erhoffen sich dadurch nun endlich mehr Überholmanöver auf der Strecke. Das hoffen wir Journalisten und alle Fans allerdings jedes Jahr – bisher ist das nur nie eingetroffen.

Alle Fernsehsender müssen sparen. RTL sprach 2009 von einem neuen System für die Verfrachtung der Produktionstechnik nach Übersee, Sky sendete die Rahmenberichte gar aus Ismaning. Spart RTL 2010?
Was unsere Produktion angeht, gibt es in der kommenden Saison keine Änderungen. Wir sind weiterhin sehr gut ausgestattet und können aus dem vollen schöpfen. Wer bei uns klagt, jammert wirklich auf hohem Niveau. Natürlich ist es aber auch so, dass die ganz rosigen Zeiten vorbei sind und Kostendisziplin auch bei uns ein Thema ist.

Thema Kosten – deshalb wird Bernie Ecclestone die Formel 1 wohl auch 2010 nicht in HD produzieren. Schade?
Ich bin in dem Thema nicht ganz drin. Aber es ist schade, dass es die Formel 1 nicht in HD geben wird. Möglicherweise gibt es aber wirklich passable Gründe, die Bernie Ecclestone dazu bewegen, die Formel 1 noch nicht in HD zu produzieren. Prinzipiell finde ich aber, dass eine Sportart, in der es um modernste Technologien geht, auch einen High Tech-Standard bei der Produktion haben sollte – und dazu gehört heute nunmal HD. Bernie verdient vielleicht lieber Geld als es auszugeben. Nun kann man es nicht ändern, obwohl es für unsere Zuschauer schon ein visuelles Superding gewesen wäre.

Viele Fans interessiert: Wie ist eigentlich der Kontakt zu den Kollegen an der Strecke? Sehen Sie Jacques Schulz und Marc Surer häufiger?
Wir sitzen sogar sehr häufig abends zusammen beim Essen oder nehmen auch mal den gleichen Mietwagen zum Flughafen. Ich schätze das Verhältnis unter uns sehr – natürlich ist man gewisser Weise ein Konkurrent, aber es gibt da niemanden, der seine Ellbogen einsetzt, weil er ein oder zwei exklusive Infos verteidigen will. Das läuft alles sehr freundschaftlich. Es ist auch so, dass Kollegen, die früher bei RTL gearbeitet haben, nun bei Sky hinter den Kulissen tätig sind. Und letztlich teilen wir alle auch das gleiche „Schicksal“ – wir sind den Sommer über richtig viel unterwegs.

Lassen Sie uns noch über die Fußball-WM in Südafrika reden. Neun Spiele wird RTL übertragen, alle mit Anstoßzeit um 20.30 und Sie sind der Kommentator.
Nicht von allen Partien – fünf oder sechs werde ich kommentieren, aber ich werde bei allen Partien als Presenter im Stadion mit Jürgen Klinsmann vor Ort sein. Günther Jauch und Jürgen Klopp analysieren in unseren Übertragungen das Geschehen aus Deutschland.

Sie haben während der WM auch schon kommentiert. Jetzt fragt sich mancher vielleicht: Wie intensiv haben Sie die Bundesliga und die internationalen Ligen in den vergangenen Jahren verfolgt. Sie waren doch viele Wochenenden über an Formel 1-Strecken?
Ich verfolge Fußball sehr intensiv, eigentlich bin auch Fußball-Reporter. Das habe ich vor meiner RTL-Zeit beim Südwestfunk in Stuttgart gemacht. 1994 hat mich RTL dann als Champions League-Kommentator geholt, weil Rene Hiepen von RTL wegging – damals habe ich also immer Fußball kommentiert. Neben dem internationalen Fußball, der mich natürlich interessiert, versuche ich wann immer ich kann, in Köln ins Stadion zu gehen zum FC. Meine Söhne sind große Fans des Vereins. Hin und wieder fahre ich auch nach Leverkusen, um mir dort ein Spiel anzuschauen.

Und für welches Team schlägt Ihr Herz?
Stuttgart ist meine Herzensmannschaft – als die neulich 5:1 in Köln gewannen, da war das für meine Söhne zwar nicht so einfach, aber mir hat das gefallen.

Haben Sie schon einen Tipp, wer Weltmeister werden könnte. Vielleicht Jogis Jungs?
Das ist sehr schwer. Es gibt acht bis zehn Teams, die eine reelle Chance auf den Titelgewinn haben. Deutschland traue ich durchaus eine Menge zu – aber auch die üblichen Verdächtigen wie Italien und Brasilien werden da mitreden. Wenn ich mich festlegen müsste, dann würde ich vermutlich auf Spanien tippen, die eine tolle EM gespielt haben.

Um ein Thema kommen wir nun aber nicht herum – es ist das Thema Sicherheit. Sie werden vor Ort in Südafrika sein – haben Sie Angst?
Ich bin sicher kein großer Held und habe mir darüber schon Gedanken gemacht. Ich glaube, dass die Behörden während der WM alles im Griff haben werden. Es muss aber auch klar sein, dass es für Fans und Reporter nicht so sein wird wie vor vier Jahren, als man sich in Deutschland wirklich frei bewegen konnte. Sicherlich werde ich mir genau überlegen, wo ich hingehe, wie ich zum Hotel komme. Das ist ähnlich blöd wie bei der Formel 1 in Sao Paolo, wo jedes Jahr Kollegen überfallen werden – der Spaß leidet einfach darunter. Lassen Sie uns aber abwarten, ich werde mir vor Ort einen Eindruck verschaffen – manche Themen werden von der Presse im Vorfeld auch viel heißer gekocht als sie eigentlich sind.

Vielen Dank für das Interview – ich glaube wir können uns auf ein tolles Sportjahr freuen.
28.02.2010 10:42 Uhr Kurz-URL: qmde.de/40441
Manuel Weis

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Florian König

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