Quotenmeter.de-Redakteur Marco Croner behauptet, RTL II avanciere mithilfe des Formats zum Home Box Office Deutschlands.
Sie sind agressiv, sie sind laut und sie sind kriminell. Ihren Alltag bestimmen Drogen und Gewalt. Ihr Leben hat keine Perspektive. Sechs Mädchen auf dem Weg ins Abseits. Ihre Endstation: Knast. Eltern und Gesellschaft haben versagt. Doch Psychologin Susanne Szyszka und Anti-Gewalt-Coach Ralf Seeger geben die Mädchen noch lange nicht auf. Die Experten führen sie an ihre Grenzen und darüber hinaus. Der Widerstand ist groß, doch insgeheim wissen die Mädchen genau: Sie müssen ihr Leben in den Griff kriegen. Die Mädchen-Gang ist ihre letzte Chance.
Es mag Teile des Publikums geben, - Teile, die in der Vergangenheit Beständigkeit bewiesen und stets Ruhe bewahrten -, die am heutigen Tage die Stimme erheben und die These aufstellen, die Werbung für die Serie «Dexter» sei das einzig Nennenswerte oder gar Gute an der ersten Episode der neuen Reality «Die Mädchen-Gang» gewesen. Der Redakteur dieses Schriftstückes distanziert sich von jeglichen Äußerungen sowie Ansichten dieser Art. «Die Mädchen-Gang» überflügelt antike Hürden und setzt neue Maßstäbe. Man förderte einen weiteren Schritt, der zum löblichen Ziel führt, das Home Box Office der deutschen Fernsehlandschaft zu werden. Eine Qualitätssendung erster Güte.
Mit Sicherheit existieren Zuschauer, die es als paradox empfinden, sechs nachgewiesener Maßen vollkommen geistesgestörte Frauen ohne Fußfesseln in einer Luxus-Herbege einzuquartieren. Zuschauer, denen es nicht möglich ist, nachzuvollziehen, weshalb das paradisische Malberg, Heimat von 500 Rentnern und 100 Kleinkindern, das Opfer dieser satanistischen Sechs werden muss. Zuschauer, die es betrauern, dass eine einzige Stadt den Preis für das Scheitern einer ganzen Gesellschaft zahlen muss. Ja, die Gesellschaft trägt die Schuld an den destruktiven Lebensstil der straffälligen Sechs. "Welcome to Arkham Asylum Reloaded", würden diese ignoranten Zuschauer rufen. "Nur ohne Batman."
Doch was ist beispielsweise mit der lernwilligen Masochistin Laura und ihrem Masterplan? Ein halbes Jahr im Knast, anschließend den 18. Geburtstag feiern, aus der Wohnung der Erzeugerin ausziehen, Partys beiwohnen und letzteres von Hartz-IV finanzieren – das kann lediglich dem Hirn eines Genies entspringen. Oder was sagen diese unnachgiebigen Kritiker zur 16-jährigen Vanessa, welche Laura aus dem Gefängnis kennt? Seit zwei Jahren war sie nicht mehr Schülerin in einem Lehrinstitut. Die Russin Kiki hingegen ist vollends auf Wodka und Gewalt fokussiert, ein Mix der Champions. "Die Sequenzen, in denen die Damen Taschendiebstahl oder Körperverletzung begehen sind nachgestellt!", sollte man diesen engstirnigen Richtern entgegen schreien, wenngleich es ohne Zweifel unter dem eigenen Niveau ist. Apropos Niveau: Jessica ist 20, sieht aus wie der nette Jungspund von neben an, ist lesbisch und zudem Mutter von drei Kindern, die bei Pflegefamilien aufwachsen. Gemeinsam mit Carina und Jeanette verbringen sie drei Wochen in Malberg, unter der Aufsicht von Szyszka und Seeger.
«Die Mädchen-Gang» bietet nicht nur das grammatikalische Abseits, die Vergewaltigung der deutschen Sprache und den stolzen Vergleich der unterschiedlichen Strafregister selbst, sondern die Vereinigung dieser drei Elemente im, an dieser Stelle so getauften, Gang-Generator: Wählen Sie irgendein abwertendes Substantiv und setzen Sie einen sinnwidrigen Artikel davor. Anschließend fügen sie "soll" sowie eines der folgenden Verben an einer beliebigen Stelle ein: "chilln", "fuckn", "kiddn" oder "hittn". Daraufhin sollte eines oder mehrere dieser Worte am Ende des Satzes folgen: "Alter", "ey", "yo", "scheiße", "fuck", "yeah", "oder so", "fett". Um ihr Gefüge authentischer zu gestalten integrieren Sie "halt". Das Ergebnis sollte in dieser Art ausfallen: "Soll halt chilln, das Fickfehler, oder so, Alter."
«Die Mädchen-Gang» ist Kubricks «A Clockwork Orange» in Serie, nur ernsthafter. «Die Mädchen-Gang» ist wie Weihnachten, nur schöner. «Die Mädchen-Gang» lebt von unzensierten Beleidigungen, einem gefüllten Gewehr-Magazin an Hass, potentiellen Dschungelcamp-Teilnehmern und zwei lächerlichen Coaches. Kurz: Das, was man einfach sehen muss. Übrigens: Die Werbung für die Serie «Dexter» war das einzig Nennenswerte oder gar Gute an der ersten Episode der neuen Reality. Sonntag, 22:20 Uhr. Einschalten. Alter.