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Die Experten: 15. Februar 2010

Seite 1 Heute: Jugendschutz im deutschen Fernsehen und ein neues Remake von «Drei Engel für Charlie».

Zoe: Mich würde interessieren, wie die Jugendschutzregelungen für das Free-TV aussehen. Neulich lief der Film «Gangs Of New York» (Freigabe ab 16 Jahre) bereits um 20.15 Uhr. Das Gleiche gilt für die Serie «Lost», welche bei FOX ab 16 Jahren freigegeben war und nun bei Kabel eins bereits um 21.15 Uhr läuft.

Christian Richter: In Deutschland gilt der Grundsatz, dass das Fernsehen die Entwicklung von Kindern und Jugendlichen zu eigenverantwortlichen Persönlichkeiten nicht beeinträchtigen dürfen. Daher dürfen für junge Zuschauer ungeeignete Sendungen nicht im Tagesprogramm gezeigt werden. Als Maßstab gelten dabei die Altersfreigaben der Freiwilligen Selbstkontrolle der Filmwirtschaft (FSK). Als Richtlinie hat sich dabei herausgebildet, dass ein Programm, dass ab 16 Jahren freigegeben wurde, nicht vor 22.00 Uhr ausgestrahlt werden darf. Sendungen mit einer Freigabe ab 18 Jahren dürfen sogar erst ab 23.00 Uhr gezeigt werden. Ist das Format unter 12 Jahren nicht freigegeben, so gibt es keine festen Sendezeitenregelungen. Jedoch müssen die Sender darauf achten, dass bei der Wahl der Sendezeit dem Wohl jüngerer Kinder Rechnung getragen wird. Sendungen und Filme, die von der Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien indiziert wurden, dürfen gar nicht gezeigt werden, ebenso wie Inhalte, die zum Rassenhass aufrufen, die Menschenwürde verletzen, den Krieg verherrlichen oder pornografisch sind. Verstößt ein Sender gegen diese Regelungen drohen Bußgelder oder sogar Strafanzeigen. Die Sender dürfen jedoch Sondergenehmigungen stellen und die Sendungen soweit entschärfen, dass diese eine niedrigere Freigabe erhalten. Dann werden in der Regel sexuelle oder gewalttätige Inhalte herausgeschnitten.

Dieses Verfahren haben die Verantwortlichen im Fall von «Gangs of New York» bei ProSieben gewählt. Insgesamt wurden knapp zwei Minuten entfernt, sodass der Film eine Freigabe ab 12 Jahren erhielt und schon vor 22.00 Uhr gezeigt werden durfte. Die meisten Szenen wurden bei den Kampfszenen am Anfang sowie beim Finale entfernt. Auch bei «Lost» werden einzelne Folgen gekürzt, damit eine Ausstrahlung vor 22.00 Uhr möglich ist.

Da Sky seine Sendungen mit Hilfe eines Pin-Codes sperren lassen kann, liegt hier eine Ausnahme vor. Dort ist es demnach auch möglich Filme und Serie mit einer Freigabe ab 16 Jahren im Tagesprogramm zeigen zu können. Filme mit einer Freigabe ab 18 Jahre sind in der Regel trotzdem nicht vor 20.00 Uh zu sehen.

Daniel: Wenn die Kurztrailer: "Diese Sendung ist für Personen unter 16/18 Jahren nicht geeignet", eingespielt werden, schalten Jugendliche wirklich ab? Genügt dieser kleine Hinweis, Kinder davon abzuhalten Filme wie «Saw» zu schauen?

Christian Richter: Zur Ausstrahlung der Hinweise auf die Altersfreigabe sind die Sender gesetzlich verpflichtet. Diese richten sich jedoch nicht primär an die Jugendlichen, sondern hauptsächlich an deren Eltern. Schließlich haben diese die Aufsichtspflicht für ihre Kinder und sind für deren Schutz verantwortlich. Darunter fällt auch, welche Sendungen diese gucken. Die Eltern sollen also gewarnt sein, dass nun ein kritischer Inhalt folgt und ihre Kinder im Idealfall vom Schauen der Sendung abhalten.

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15.02.2010 11:00 Uhr Kurz-URL: qmde.de/40207
Christian Richter

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