Unser Kolumnist über eine Horrorvision, die vielleicht bald gar keine mehr ist.
Es gibt derzeit zwei Genres, die Hochkonjunktur haben: Doku-Soaps und Vampirgeschichten. Erst letzte Woche startete «The Vampire Diaries» mit sehr hohen Quoten auf ProSieben. Was liegt also näher, als die beiden Erfolgsgaranten in einem Format zu vereinen? Mögliche Umsetzungen gibt es viele.
Der Vampir an sich tut sich bei der Partnersuche oft schwer. Zu bleich seien sie und zu ungepflegte Zähne sollen sie haben. Viele potentielle Partnerinnen ergreifen daraufhin vorschnell die Flucht und geben den Vampiren oft keine Chance, sich durch ihren positiven Charakter auszuzeichnen. Grund genug für RTL, den gescholtenen Frackträgern unter die Arme zu greifen, und so schickt man in der neuen Doku-Soap «Vampir sucht Frau» Allzweckwaffe Inka Bause zu den Gruftis. Was bei Bauern schon funktionierte, sollte auch bei den vorzugsweise nachtaktiven Geschöpfen kein größeres Problem darstellen. Schließlich wünschen sich momentan viele Teenie-Mädels nichts sehnlicher als die eigene Vampir-Lovestory.
Doch damit ist das Repertoire längst nicht erschöpft. Denn auch Vampire verschulden sich öfter als man denkt durch übermäßigen Konsum von Blutwurst. Zeit für den Auftritt von Peter Zwegat, der die Vampire in «Raus aus der Gruft!» vor dem endgültigen Ruin und der Pfändung ihrer Gruft bewahren will. Immer häufiger macht auch der Vampirnachwuchs Probleme, und die Eltern fühlen sich bei Erziehung überfordert. Anstatt sich um die kleinen Bleichgesichter zu kümmern, gehen sie lieber in Gothic-Diskos und führen den Tanz der Vampire auf. RTL verpflichtet daraufhin Katharina Saalfrank als «Vampir-Nanny». Mit pädagogisch wertvollen Bestrafungen wie 'Ab in die Knoblauch-Zelle' oder 'Ab ins Sonnenstudio' versucht sie, die kleinen Vampire auf den Pfad der Tugend zurückzuführen.
Auch «Big Brother» hat den Vampir-Hype für sich entdeckt, und so gibt es in der kommenden Staffel neben einem reichen und einem normalen Bereich auch erstmals einen Friedhofsbereich, in dem die Bewohner in Särgen übernachten müssen und nachts von gruseligen Vampiren heimgesucht werden. Ob es sich dabei um echte Blutsauger handelt oder lediglich um Ross Antony, Nina Hagen und Dirk Bach im Fledermauskostüm, ist noch unklar und spielt letztlich für den Ekelfaktor auch keine Rolle.
Ich höre jetzt lieber auf, da ich das ungute Gefühl habe, dem einen oder anderen Sender vielleicht tatsächlich Anregungen für künftige Formate gegeben zu haben. Blutsauger und RTL kann ja mittlerweile getrost als Tautologie bezeichnet werden. Bis(s) zum nächsten Mal.