Nach dem Wechsel von Kerner zu Sat.1 erwies sich Markus Lanz als ordentlicher Ersatz am späten Abend. Die Quoten seines Vorgängers kann er jedoch nicht ganz erreichen.
Anfang Oktober 2009 verabschiedete sich Johannes B. Kerner nach zwölf Jahren Tätigkeit vom ZDF, um beim Privatsender Sat.1 noch einmal ein journalistisches Abenteuer zu erleben. Im Nachhinein kann man hierbei angesichts der miserablen Quoten von «Kerner» auf dem Bällchensender wohl von einem Fehler sprechen, der mittlerweile dem Journalisten aber mehr schmerzen dürfte als den Programmverantwortlichen vom ZDF. Als Kernerersatz probten die Mainzer bereits in den letzten beiden Sommerpausen Markus Lanz in seiner gleichnamigen Show. Seit Oktober des vergangenen Jahres ist Lanz fester Bestandteil der Late-Prime und beschert seinem Sender zumindest kontinuierlich solide Quoten in beiden Altersgruppen. Mit seinem großen Vorgänger kann sich der gebürtige Südtiroler bislang aber nur selten messen.
Lanz' erste reguläre Sendung außerhalb des Sommerlochs zeigte das ZDF am Mittwoch, den 07. Oktober 2009 und schaffte beim Gesamtpublikum mit 1,13 Millionen Zuschauern und dem daraus resultierenden Marktanteil von 11,2 Prozent nur einen leicht unterdurchschnittlichen Start. Das junge Publikum interessierte sich etwas mehr für die in der ersten Sendung thematisierten Rückenbeschwerden, folglich reichten 0,32 Millionen für solide 6,6 Prozent. Die Donnerstagsausgabe lief einen Tag später deutlich besser und baute die Reichweite zur selben Sendezeit auf 1,33 Millionen aus. Auch bei den werberelevanten Zuschauern stieß die zweite Sendung nochmal auf größeres Interesse: 0,41 Millionen führten zu einem Marktanteil von 7,4 Prozent.
Bedrohlich sahen die Werte der nächsten Mittwochsausgabe aus, bei der Markus Lanz einen seiner schwächsten Abende erwischte: Mit 0,88 Millionen fiel man deutlich unter die als Pflicht zu bezeichnende Millionenmarke, der Marktanteil sackte auf ein unbefriedigendes Niveau von nur 9,5 Prozent ab. Auch die Werberelevanten kehrten Lanz hier den Rücken, nur 3,8 Prozent der Zuschauergruppe sahen zu. Die schlechten Quoten sollten jedoch eine Ausnahme sein, insgesamt lief es seitdem nur an drei Abenden noch schlechter. Einen richtigen Quantensprung löste bereits der Talk am nächsten Tag aus, an dem sich die Reichweite mit 1,73 Interessierten nahezu verdoppelte. Der Marktanteil von 15,7 Prozent blieb sogar bis heute unerreicht. Zu verkraften war daher wohl auch, dass es in der Zielgruppe nicht ganz so rosig lief und erneut nur 0,29 Millionen Menschen hier das ZDF einschalteten.
In der Folge stabilisierten sich die Werte bis Ende November meist bei gut einer Millionen Zuschauern und etwa zehn bis zwölf Prozent Marktanteil. Positive Ausnahmen waren die Sendungen am 29. Oktober und 12. November, weil an diesen Tagen 1,76 bzw. 1,74 Millionen Menschen zusahen und damit auch bis heute auf das breiteste Interesse der aktuellen Staffel stießen. Weitere Ausrutscher leistete sich der Moderator zunächst nur in der ersten Novemberwoche, in der er beide Male deutlich unter der Millionenmarke rutschte. Die schlechteste Quote aller Zeiten musste Lanz direkt mit seiner ersten Show im Dezember verdauen, in der 0,78 Millionen Zuseher gerade einmal noch 8,8 Prozent Marktanteil bedeuteten und er in der Zielgruppe mit 0,11 Millionen beinahe schon unter Ausschluss der Öffentlichkeit sendete. Die 2,6 Prozent Marktanteil waren eine, glücklicherweise für das ZDF seltene, Katastrophe.
Anschließend regenerierte man sich und auch die Werte im neuen Jahr waren mit gut zehn Prozent bei allen und fünf Prozent in der Zielgruppe zumindest wieder akzeptabel. Alles in allem war «Markus Lanz» also eine feste Größe am späten Abend, auch wenn die Donnerstagsausgaben in der Regel etwas besser laufen als die am Mittwoch. Durchschnittlich konnten die Mainzer mit 1,20 Millionen Talkinteressierten zwischen Oktober und Januar rechnen, was einen Marktanteil von 11,7 Prozent bedeutet. Damit liegt man nur minimal unter dem Senderschnitt, büßte jedoch im Vergleich zu den Sommerausgaben leicht an Zuschauerinteresse ein: Damals sahen noch 1,31 Millionen zu, 12,2 Prozent waren die Folge. Dem Vergleich zu Kerner hält man ebenfalls nicht stand, da zuvor gerne einmal 14 Prozent oder mehr generiert wurden.
In der Zielgruppe gab man ebenfalls ab: Im Sommer noch sahen im Schnitt 0,33 Millionen Umworbene bei 6,4 Marktanteil zu, derzeit nur 0,25 Millionen bei 5,1 Prozent. Dennoch hat sich dieses Format immerhin etabliert und die Zukunftsaussichten für die in der Regel knapp zweistündige Show sind durchaus ordentlich. Ob Lanz jedoch je in die Fußstapfen seines bei Sat.1 noch deutlich stärker schwächelnden Vorgängers treten können wird, bleibt zunächst fraglich.