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Die Kritiker: «37 Grad: Aus Liebe zu dir»

Inhalt


Die Dokumentation «37 Grad» im ZDF begleitet diesmal zwei Frauen, die für Ihren Partner völlig neue Wege gegangen sind. Vieles haben sie dabei aufgegeben, aber auch neue Dinge hinzugewonnen. Der Film von Sibylle Smolka erzählt von den spannenden Entwicklungen im Leben der beiden Frauen, ihren mutigen Entscheidungen sowie ihrer jeweiligen Erkenntnis, dass die gegangenen Wege auch ihren Preis hatten.

Die 29-jährige Deutsche Khadija ist für ihre Liebe dem Islam beigetreten. Denn sie hat einen pakistanischen Mann geheiratet. „Als Jugendliche konnte mich mir nicht vorstellen, so zu leben“, erzählt sie schon zu Beginn der Dokumentation. Schritt für Schritt wird dann erläutert, warum sie seit kurzem auch Kopftuch trägt. Denn in einem Dorf in der Nähe von Karlsruhe ist sie katholisch aufgewachsen und hatte auch einen anderen Namen. Nun lebt sie mit ihrem Mann und den drei Kindern streng nach den Regeln des Islam und betet fünfmal am Tag. Eine Sorge bleibt ihr noch: Sie hat Angst, dass ihre Eltern den Kontakt zu ihr abbrechen, weil sie die Entscheidung nicht akzeptieren könnten.

Parallel wird die Geschichte der 55-jähirgen Renate aus Bremen erzählt, die Freunde und ihre beiden Kinder in Deutschland zurück ließ und zu ihrem Mann nach Kanada zog. „Wenn man geliebt wird, kann man Dinge tun, die man nicht für möglich hielt“, sagt sie. Ihre Kinder hatte sie damals allein groß gezogen, immer ihr eigenes Geld verdient und jede Entscheidung auf eigene Faust getroffen. Als sie 2005 mit einer Freundin den Jakobsweg geht, möchte über ihr Leben nachdenken und lernt den Kanadier Dave kennen, dessen Frau damals gestorben ist. Sie hat ihn geheiratet, lebt jetzt in Kanada und fährt Traktor anstatt im Büro zu sitzen. Ihre Freunde und Kinder in Bremen trifft sie nur noch selten. Ihr Leben hat sie für Dave auf den Kopf gestellt, sieht die Liebe zu ihm aber als großes Geschenk.

Kritik


Zugegeben – der Einstieg in die Dokumentation fällt nicht unbedingt leicht. Denn gerade die Einführungssequenz am Anfang ist das Manko dieser Ausgabe der ZDF-Doku-Reihe. In den ersten fünf Minuten werden zwei Frauen vorgestellt. Die eine lebt mit Kopftuchbedeckung bei einem pakistanischen Mann, die andere ist nach Kanada aufgebrochen und hat dort ein neues Zuhause gefunden. In beide Einzelschicksale wird direkt tief eingetaucht. Fast schon so, als wäre bereits bekannt, was den beiden Frauen passiert ist. Vielmehr werden also Fragen auf geworfen, statt die Thematik kurz zu umreißen. Das mag aber durchaus Absicht gewesen sein, um das Interesse des Zuschauers am Thema zu wecken. Dennoch wäre eine kurze Einführung auf das, was man in den folgenden Sendeminuten beschreiben möchte, nicht nur hilfreich gewesen, sondern hätte auch dazu dienen können schon zu Beginn die Gemeinsamkeiten in den Schicksalen der beiden Frauen darzustellen. Denn die liegen allein darin, dass sie für die Liebe etwas aufgegeben haben, sich auf etwas eingelassen haben. Dies stellt schließlich auch das Thema der Dokumentation.

Stattdessen werden aber konsequent parallel die momentanen Lebensumstände der beiden Frauen beschrieben, so weiß man zu Beginn zumindest, um wen es in den folgenden Minuten gehen wird. Ihre Geschichten erzählt die Dokumentation aber dann erst später detaillierter. Erst nach und nach erfährt der Zuschauer Hintergründe, Details, Denkensweisen und Ereignisse, die allesamt eine Rolle gespielt haben. Diese Umsetzung ist aber wiederum positiv zu bewerten, da es anders als am Anfang der Dokumentation eine gewisse Spannung in der Storyline erzeugt. Denn Stück für Stück interessiert man sich für die Schicksale der Frauen. Es kommen ferner auch ihre Partner zu Wort, Freunde beschreiben ihre Sichtweisen von damals und im Alltag werden die beiden Frauen schließlich begleitet, was die Dokumentation abrundet.

Die facettenreiche Aufarbeitung der Einzelschicksale der beiden Frauen, die für die Liebe ihre Leben umgekrempelt haben, sorgt für das Gelingen dieser Dokumentation. Somit dürften auch die beschriebenen Frauen sich selbst darin wieder finden, da Regisseurin Sibylle Smolka auf authentische, zielstrebige und detailreiche Erzählungen setzt. Die emotionalen O-Töne tun ihr Übriges. Sieht man von dem zu Beginn etwas zu schnellen Einstieg ab, ist die «37 Grad»-Dokumentation durchaus gelungen.

Das ZDF zeigt die Dokumentation «37 Grad: Aus Liebe zu dir – Aufbruch in ein neues Leben» am Dienstag, den 19. Januar 2010 um 23.00 Uhr.
17.01.2010 16:26 Uhr Kurz-URL: qmde.de/39649
Jürgen Kirsch

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Die Kritiker 37 Grad

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