Die Scripted-Reality-Soap erwies sich als echter Glücksgriff für den RTL-Nachmittag, man erzielte beinahe kontinuierlich Quoten deutlich jenseits des Senderschnitts.
Als RTL am 31. August 2009 sein neues Nachmittagsprogramm erstmals ausstrahlte, wirkte dies mitunter eher wie eine Verzweiflungstat, als dass man den ausgestrahlten Formaten realistische Erfolgschancen beimaß. Zuvor konnte die Doku-Soap «Mitten im Leben» in Doppelfolge von 15 bis 17 Uhr nur selten überzeugen, es war also überaus fraglich, ob ein vollständig gescriptetes Format mit ähnlichem Inhalt und Zielpublikum des Weisheits letzter Schluss ist. Nach nun gut vier Monaten muss man jedoch resümieren, dass sowohl «Verdachtsfälle», als auch das anschließende «Familien im Brennpunkt» aller Kritik bezüglich der dem Zuschauer gebotenen Qualität zum Trotz große Erfolge sind und der Sendeanstalt nach langer Zeit wieder grandiose Quoten am Nachmittag beschert.
Bereits die Werte am ersten Sendetag dürfte die Verantwortlichen überaus zufrieden gestellt haben: Mit 0,96 Millionen Zuschauern und einem Marktanteil von 10,6 Prozent lag man zwar keineswegs auf wirklich starken, jedoch immerhin auf solidem Niveau. Dies alleine wäre bereits ein Erfolg im Nachmittagsprogramm gewesen, zumal in der Zielgruppe 0,60 Millionen sehr gute 18,7 Prozent bedeuteten. Dass diese Reichweiten seitdem nie wieder unterboten wurden, hätte man sich wohl nicht einmal zu träumen gewagt. Die Zwanzig-Prozent-Hürde überschritt man erstmals mit Folge 4, die am Donnerstag derselben Woche auf 21,2 Prozent kam. Insgesamt kam man in der ersten Sendewoche auf durchschnittlich 1,15 Millionen Zuseher und 11,0 Prozent bei allen und auf 19,1 Prozent bei den für die Werbewirtschaft wichtigeren jungen Zuschauern. In den Folgewochen steigerte sich das Format stetig, einen vorläufigen Höhepunkt erreichte die am 23. September 2009 gesendete 18. Ausgabe, die grandiose Marktanteile von 15,4 Prozent bei allen und 26,5 Prozent bei den Umworbenen einheimste. Die durchschnittliche Reichweite stieg bis zum Ende der vierten Sendewoche ebenfalls ohne Unterbrechung auf 1,37 Millionen Zusehern und 13,8 Prozent bzw. auf 22,1 Prozent bei 0,83 Millionen Zusehern in der Zielgruppe.
Einen ersten kleinen Quotenknick brachten die Folgen zum Monatswechsel mit sich, am schwächsten lief hier die Freitagsausgabe mit "nur" 16,9 Prozent Zielgruppenmarktanteil. 19,7 Prozent waren aber auch in dieser Woche drin, bevor es an den restlichen Oktobertagen wiederum nahezu pausenlos bergauf ging. Neue Rekordwerte wurden am 26. und 27. Oktober 2009 aufgestellt: An besamtem Montag erreichte man die bis dato höchste Gesamtzuschauerzahl (1,92 Millionen), am darauf folgenden Dienstag reichten 1,05 Millionen junge Zuseher für den Rekordwert von 26,9 Prozent. Wer aber dachte, dass damit der Höhenflug bereits überschritten wäre, der sah sich mehr als getäuscht: Es ging weiterhin nahezu unaufhaltsam nach oben, bis man in den ersten Dezemberwochen sogar konstant mehr als ein Viertel der zu dieser Zeit Fernsehenden generieren konnte. Hier konnte man auch erstmals mehr als zwei Millionen Menschen begeistern, genauer gesagt am 04. Dezember 2009 mit der 70. Ausgabe. Einen Tag zuvor erreichte bereits man den bis heute bestehenden Rekordwert von 28,3 Prozent der werberelevanten Zuschauer.
Zwischen Weihnachten und Neujahr schrumpfte die Zuschauerzahl temporär, aber selbst in dieser Zeit waren durchschnittlich 1,83 Millionen Deutsche und 13,4 Prozent mit von der Partie. In der Zielgruppe bedeuteten 1,02 Millionen, dass man erstmals seit Anfang Oktober wieder eine Woche mit Werten unter durchschnittlich 20 Prozent abschloss (genauer gesagt 19,8 Prozent). Dass sich die zahlreichen Fans dieses Formats allerdings keine Sorgen um ihre
«Verdachtsfälle» machen müssen, zeigen die Werte der ersten Januarwoche. Durchschnittlich sahen 2,03 Millionen Menschen zu, davon 1,18 Millionen im werberelevanten Alter. Die Marktanteile von 14,7 Prozent und 23,3 Prozent sind stark wie eh und je.
Alles in allem kann man nach gut vier Monaten zumindest aus Quotensicht nur ein positives Fazit ziehen. So gut wie jede Folge lief über dem Senderschnitt, zum Teil sind die Werte sogar nahezu grandios. Die durchschnittlich 1,57 Millionen Menschen sorgen für starke 13,9 Prozent beim Gesamtpublikum. Wirklich fantastisch sind die 22,6 Prozent bei 0,92 Millionen Zuschauern im Alter von 14-49 Jahren, womit die Sendung über fünf Prozent besser abschnitt als der Kölner Sender 2009 durchschnittlich. Angesichts der verhältnismäßigen niedrigen Produktionskosten, die für «Verdachtsfälle» benötigt werden, dürfte dem Format nach derzeitigem Stand eine lange Zukunft bevorstehen, zumal die Quoten tendenziell eher noch weiter steigen als sinken und Flop-Liste am Nachmittag in den letzten Jahren bei RTL lang war.