Am Montag startete die zehnte Ausgabe der Reality-Show «Big Brother»: Manuel Weis sah den dreistündigen Auftakt.
Wenn schon einschlägige Internetforen tendenziell eher Lob als Kritik für die Eröffnungsshow der zehnten
«Big Brother»-Staffel aussprechen, dann müssen die Macher von RTL II und Endemol in der Tat einiges richtig gemacht haben. Über drei Stunden lang zog sich die Startsendung am Montagabend – und die Zeit verging fast wie im Flug. Es schien, als wollten die Verantwortlichen alles anders machen als bei der im Dezember 2008 verpatzten Premiere der neunten Runde. Damals zogen beispielsweise nur sechs Bewohner ein, weshalb der Auftakt sich damals zog wie ein Kaugummi. Nun waren es zwölf Kandidaten, die aufgeteilt wurden in „Big Brother Haus“ und „Messie Haus“.
Dieses Konzept wird weltweit derzeit erstmals gespielt, denn die Bewohner des normalen Hauses wissen nichts von der Existenz der anderen. Ohnehin scheint das Messie-Haus das härteste zu sein, das es jemals gab: Survivor-Bereich, Armer Bereich - alles war halbwegs erträglich. Ein Leben aber zwischen Unmengen von Müll und Trödel – das ist zu viel für die Mädels, die in den geheimen Bereich einzogen. Nicht umsonst hat eine Kandidatin bereits in der Nacht verkündet, dass sie auf keinen Fall länger als eine Woche in dem Müllhaus bleiben wird. Die liebevolle Einrichtung des Secret Haus sorgt also in jedem Fall für viel Konfliktpotential, was nicht zuletzt auch an den guten Kandidaten liegt.
Auf den ersten Blick scheint der weibliche Cast etwas schwächer zu sein als der männliche. Doch schon in der ersten Nacht zeigte sich, dass alle Frauen im Haus großes Potential haben: Da ist Kristina, die von sich reden machte weil sie deutsche Männer nicht mag und Cora, eine Pornodarstellerin, die schon jetzt wegen Dauerschlechter Laune auf die Nerven geht. Auch „Pi“ (Foto), deren großer Ausschnitt die gesamte Liveshow über in die Kameras prangte hat sicherlich viel Potential – sie sagte bisher lediglich nicht ganz so viel. Geschickt haben die Macher aufgehübschte Frauen, gerne mit Silikon in den Brüsten, in das Haus geschickt. Anfangs stolzierten sie noch ehe ihnen der Blick ob des ganzen Trödels dann aber sehr schnell einfror.
Im normalen Haus haben Carlos und Harald, das schwule Pärchen, sicherlich die Aufgabe zunächst für PR zu sorgen – hier befinden vor allem die Typen, die wirklich etwas zu erzählen haben, wie beispielsweise Pluto, der obdachlos ist. Die Kandidaten einer «Big Brother»-Staffel haben selten zuvor so viel Gutes versprochen – jetzt liegt es wieder an den Machern, ob das von ihnen erdachte Konzept wirklich aufgeht. Einige Zeit wird man beide Gruppen getrennt halten um sie dann langsam zueinander zu führen. Irgendwann soll von den Zuschauern dann eine richtige TV-WG gewählt werden – das ist neu und ungewöhnlich und könnte dem Großen Bruder genau deshalb zu höherer Popularität verhelfen. Doch darin liegt zunächst auch vielleicht die einzige Schwäche des Konzepts: Den Zuschauern dürfte bislang nicht ganz klar sein, was die Trennung eigentlich bringt.
Der Sinn des Secret Haus wurde in der Eröffnungsshow nicht herausgearbeitet – es war lediglich eine Art extremer armer Bereich. Hier hätte man mehr erklären müssen, um nicht allzu viele Fragezeichen im Raum stehen zu lassen. Das macht «Big Brother» allerdings ganz gerne, um sich so später nicht an allzu viele Raster halten zu müssen.
Acht Prozent Marktanteil oder mehr bei den Tageszusammenfassungen sollte Pflicht sein – auch die wöchentlichen Liveshows, in denen künftig inhaltlich mehr passieren soll, müssen wieder verstärkt punkten. Der Auftakt macht Hoffnung: Dass sich Endemol und RTL II diesmal auf ungewohntes Terrain begeben haben, zeigt dass auch dort erkannt wurde, wie dringend eine Änderung nötig war. Sie ist auf den ersten Blick geglückt – jetzt müssen die Kandidaten nur noch das halten, was sie bislang versprechen.