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Die Kritiker: «Verrückt nach Meer»

Inhalt:


Das Leben auf einem Kreuzfahrtschiff ist ein eigener Mikrokosmos. Alles was an Bord passiert, bekommt andere Dimensionen. Eine Seekrankheit ist nicht mit einer normalen Übelkeit zu vergleichen, und verpasst ein Passagier das Schiff, versäumt er mehr als nur die S-Bahn. Das gilt aber auch umgekehrt: Das Flair an Bord ist einzigartig wie das Kapitäns-Dinner oder die traumhaften Schiffshochzeiten.

Eine Kreuzfahrt bietet den idealen Stoff für eine Doku-Serie. Alle Menschen, die in dieser Serie dabei sind, stellen sich Herausforderungen und werden sich am Ende der Kreuzfahrt verändert haben.

«Verrückt nach Meer» zeigt das Zusammenspiel zwischen Crew und Passagieren, zwischen Ober- und Unterdeck, Bordalltag und Urlaubsgefühlen, Kreuzfahrt-Neulingen und "alte Hasen". Natürlich begegnet man in dieser Doku-Serie auch dem Wunsch nach wohltemperierten Abenteuern und einem Traumurlaub.

Kritik:


Eine neue Dokumentationsserie – abseits von wilden Zoogeschichten – hat Das Erste Deutsche Fernsehen im Nachmittagsprogramm. Für die Dreharbeiten zu «Verrückt nach Meer» haben Kamerateams drei Kreuzfahrten der MS Albatros begleitet. Allein die technische Ausrüstung der Fernsehcrew füllte einen Kleintransporter. Unter anderem wurden ein mobiler Schnittplatz sowie drei komplette Kamera-Ausrüstungen an Bord gebracht, denn auch Ersatzteile müssen schließlich auf hoher See griffbereit sein. Rund 320 Stunden Material drehten die Teams, aus denen letztlich 20 Folgen zu jeweils 50 Minuten wurden.

Daran erkennt man durchaus den Unterschied zu einigen Dokuformaten der privaten Sender. Mehr Geld wurde eingesetzt, sodass auch die Qualität letztlich höher ist. Thematisch gesehen richtet sich das neue Nachmittagsformat sicherlich an die Generation 50+. Damit jedoch auch die Jungen nicht zu kurz kommen, hat man auch den Küchenpraktikanten Christopher begleitet, der mit seinen 17 Jahren erstmals von zu Hause wegkommt und in seinen ersten Stunden auf dem großen Schiff sichtlich überfordert ist. Er wird dabei allerdings nicht zur Schau gestellt, denn die Bilder zeigen eindrucksvoll, dass wohl ein jeder auf Grund der Größe und Unübersichtlichkeit Probleme mit der Orientierung hätte.

Die Geschichten rund um Christopher waren dann auch mit das Spannendste an der Pilotausgabe – neben manchen organisatorischen Dingen wie Beladung und Planung. Die ARD rechtfertigt damit wohl in gewisser Weise ihren öffentlich-rechtlichen Bildungsauftrag und die Tatsache, dass man die Serie zu Recht Dokumentation nennen kann. Weniger spannend waren hingegen die Geschichten rund um das Ehepaar Mann, das krankheitsbedingt seit einigen Jahren keinen Urlaub mehr machen kann und dann nach dem Einchecken auch schon direkt Probleme hatte, die Türe zur Kabine überhaupt zu öffnen. Auch hier – Bloßgestellt wird in «Verrückt nach Meer» niemand, aber dennoch sorgen manche Geschichten des ARD-Formats für reichlich Langeweile.

Erstaunlich ist, dass die Macher in der Pilotfolge komplett auf schöne Landschaftsaufnahmen setzen – der Ablegeort Amsterdam hätte da sicherlich einiges geboten. Darauf will die Produktion aber nicht abzielen, was angesichts des anhaltenden Quotenerfolgs des «Traumschiffs» eigentlich naheliegend gewesen wäre. Einen Satz der Pressemitteilung zur neuen Sendung kann man in jedem Fall unterstreichen:“ So nah, persönlich und authentisch wie bei „Verrückt nach Meer" konnte noch kein Zuschauer eine Kreuzfahrt im Fernsehen miterleben.“

Das heißt zwar nicht, dass das neue ARD-Nachmittagsformat spannend, grundsätzlich interessant und gesellschaftlich relevant ist – es ist aber nette Nachmittagsunterhaltung, die man sich bei manchen Privatsendern auch noch wünschen würde. Die hohe Qualität der Auftaktepisode wird allerdings leider nicht gehalten werden können: Die Beschreibungen der weiteren Folgen offenbaren nichts allzu Gutes: Sandra Mann wird einen Rückfall erleiden und Platzangst ertragen müssen, ehe sie ihrem geliebten Ehemann dann erneut heiraten will und Küchenpraktikant Christopfer hat Probleme mit dem schweren Seegang.

An der Auftaktausgabe sieht man aber sehr deutlich, dass man eigentlich auf die angekündigten Gaststars hätte verzichten können. Im Laufe der 20 Folgen werden unter anderem Tony Marshall und Jasmin Lord, bekannt aus «Verbotene Liebe», an Bord gehen: Ob das der Qualität der Serie wirklich hilft, darf einfach einmal angezweifelt werden.

Das Erste zeigt 20 Folgen von «Verrückt nach Meer» ab Montag, 11. Januar 2010, werktags um 16.10 Uhr.
08.01.2010 12:35 Uhr Kurz-URL: qmde.de/39456
Manuel Weis

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Verrückt nach Meer

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