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TV und so: Zwei-Klassen-Zuschauer
Genug vom Unterschichten-TV? Unser Praktikant empfiehlt gutes Pay-TV.
In unserer Gesellschaft ist es so, dass gute Produkte normalerweise mehr Geld kosten als minderwertige Qualität oder gar kostenlose Dinge. Im Fernsehen galt dieser logische Grundsatz lange Zeit nicht: Denn auch mit Privatfernsehen, das für mich ohne Kosten verbunden war, konnte ich mir viele Jahre die Zeit gut vertreiben. Es gab ja auch wenig Alternativen – die einzige Gebühr, die man für das Fernsehprogramm zahlen musste, waren die GEZ-Gelder. Und die wurden und werden für öffentlich-rechtliches Fernsehen mehr oder weniger gut angelegt.
Heute sind wir an einem Punkt angelangt, an dem der junge Zielgruppenzuschauer mit Anspruch und Intelligenz für gutes Fernsehen zahlen muss. Das frei empfangbare Privat-TV mit bodenlos schlechtem Nachmittags-Trash, einer vergreisten Show-Kultur und immer peinlicheren Primetime-Shows wie «Supertalent» hat das Wort Anspruch aus seinem Wortschatz gestrichen. Natürlich waren die 90er-Sendungen im Privatfernsehen auch nicht wirklich anspruchsvoll, aber immerhin boten «Die 100.000 Mark Show», die nachmittäglichen Talkshows oder andere Formate Authentizität und damit ein Gut, das in der heutigen selbstzerstörerischen TV-Landschaft verloren gegangen scheint.
In arte, 3sat oder dem ZDF findet der oben genannte junge Zielgruppenzuschauer zwar Anspruch und Authentizität, aber mit einem Programm größtenteils für Zuschauer jenseits der 50 Jahre. Kurz und knapp: Pay-TV ist die Devise der Neuzeit. Gutes Fernsehen kostet Geld. Die Fernsehzuschauer dürften sich bald – analog zu den gesellschaftlichen Entwicklungen wie Zwei-Klassen-Medizin oder Zwei-Klassen-Verdiener – in Zwei-Klassen-Zuschauer einteilen. Die Masse wird weiterhin dem Unterschichten-TV frönen (und ihm damit weiterhin gute Einschaltquoten bescheren), während ein kleinerer Teil es irgendwann nicht mehr aushält und für gutes Fernsehprogramm zahlen wird.
Ich persönlich bin überzeugt vom Pay-TV: Für wenige Euro pro Monat gibt es beim lokalen Kabelanbieter oder über Satellit zahlreiche Sender für die junge Zielgruppe mit hochklassigen Serien beispielsweise von HBO, Sitcom-Programmen am Abend, modernen, klassischen oder alternativen Indpendent-Filmen, Blockbustern, Animes, hochwertigen Musiksendern oder Dokumentationen rund um die Uhr. Ein wichtiger Faktor für mich: Die Programme werden ohne Werbeunterbrechung ausgestrahlt. Der sich selbst ernst nehmende Filmfan sollte Filme nicht mit Unterbrechung genießen, denn diese stören immer wieder den Handlungsablauf, in den der Zuschauer eingesogen werden soll.
Und was gibt es schöneres, als am Neujahrstag noch etwas verkatert das großartige Western-Epos «Der mit dem Wolf tanzt» auf kabel eins classics ohne nervige Werbeunterbrechung zu schauen? Die neuen Staffeln von «Dexter» und «Lost» früher als die Free-TV-Zuschauer zu genießen? Oder Comedy, Serie, Film, Musik, Zeichentrick und andere Genres dann einzuschalten, wenn es mir passt – wohlwissend, dass das Programm gut ist, was mir im Pay-TV geboten wird? Pay-TV erfordert eine andere Einstellung zum Fernsehen schauen; man muss seine Sehgewohnheiten umstellen. Will man diesen Schritt gehen und sich vom Free-TV größtenteils verabschieden, dann kann Fernsehen auch wieder viel Spaß machen.
Tag für Tag erleben wir im Fernsehen skurrile Situationen und verrückte Ereignisse. Unser Quotenmeter-Praktikant nimmt den Wahnsinn der TV-Welt zum Anlass, um seine Gedanken aufzuschreiben. Doch die sind meist nicht intelligenter als das, worüber er schreibt. Trotzdem gibt es jeden Mittwoch die Ansichten eines Fernsehjunkies in „TV und so“. Nur auf Quotenmeter.de.
06.01.2010 00:00 Uhr
Kurz-URL: qmde.de/39417
Quotenmeter.de-Praktikant
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Tags
• TV und so
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