Gefloppter Politthriller oder effektvoller Sci-Fi-Film. Wer hat diesen Sonntag die Nase vorn?«Der Mann, der niemals lebte» (Sky Cinema & Sky Cinema HD)
Nachdem sich RTL in der letzten Woche beim Blockbuster Battle noch ordentlich ins Zeug gelegt hat, nimmt der Kölner diesen Sonntag erneut eine Verschnaufpause und lässt ein weiteres Mal den Pay-TV-Sender Sky einspringen. Dieser versucht sich mit «Der Mann, der niemals lebte» gegen den wild umherspringenden «Jumper» zur Wehr zu setzen. Im Mittelpunkt des Politthrillers aus dem Jahre 2008 steht der CIA-Agent Roger Ferris (Leonardo DiCaprio), der im Nahen Osten undercover Informationen über mögliche terroristische Aktivitäten sammelt. Dabei folgt er stets den Anweisungen von Ed Hoffman (Russell Crowe), seinem Verbindungsagenten in Langley, der jeden von Ferris’ Schritten per Satellit beobachtet. Als eine neue Welle von Anschlägen über Europa hereinbricht, soll Ferris sich in das Netzwerk des Terroristenführers Al-Saleem einschleusen. Bei dieser lebensgefährlichen Operation scheint jedoch vor allem Agent Hoffman seine ganz eigenen Ziele zu verfolgen.
Viele Regisseure haben bei der Besetzung der von ihnen inszenierten Filme so ihre Lieblinge. Tim Burton arbeitet nur selten ohne Johnny Depp, Martin Scorsese dreht seit «Gangs of New York» ausschließlich mit Leonardo DiCaprio und Ridley Scott hat seinen Russell Crowe. Bereits für vier Filme verpflichtete der «Alien»-Regisseur den australischen Schauspieler. Zu diesen gehörte unter anderem auch das Historien-Epos «Gladiator» (2000), das Crowe im Jahre 2001 zu seinem Oscar als bester Hauptdarsteller verhalf. Anders als bei «Gladiator» übernahm er in «Der Mann, der niemals lebte» jedoch nicht die zentrale Hauptrolle, stand doch vielmehr der von Leonardo DiCaprio dargestellte CIA-Agent Roger Ferris im Mittelpunkt des Films. Wie schon Scotts und Crowes zweite Zusammenarbeit, die Romantikkomödie «Ein gutes Jahr» (2006), basierte auch der Agententhriller auf einer literarischen Vorlage. Deren Verfilmung wurde schon vor der Veröffentlichung beschlossen und konnte demnach auch bereits ein Jahr nach dieser in den Kinos starten. Für die Umarbeitung des Romans in ein Drehbuch zeichnete der US-Amerikaner William Monahan verantwortlich, der schon für Ridley Scotts «Königreich der Himmel» (2005) das Skript beisteuerte und mit «Departed - Unter Feinden» (2007) sogar den Oscar für das beste adaptierte Drehbuch gewinnen konnte.
Auch in finanzieller Hinsicht wiesen «Ein gutes Jahr» und «Der Mann, der niemals lebte» Parallelen auf, waren doch beide von keinem allzu nennenswerten Erfolg an den Kinokassen gekrönt. In den USA spielte der Spionagethriller sogar nur etwa die Hälfte seiner Produktionskosten ein. Da bleibt nur zu hoffen, dass sich das mit «Robin Hood», dem nächsten gemeinsamen Projekt der beiden Ausnahmetalente Scott und Crowe, wieder ändert. Doch Gerüchte über andauernde Streitigkeiten zwischen dem Starregisseur und seinem temperamentvollen Hauptdarsteller lassen in dieser Hinsicht leider nichts Gutes verhoffen.
OT: «Body of Lies» (2008) von Ridley Scott; mit Leonardo DiCaprio, Russell Crowe, Mark Strong, Golshifteh Farahani und Oscar Isaac.
«Jumper» (ProSieben)
ProSieben möchte diese Woche mit der verfrühten Free-TV-Premiere von «Jumper» punkten, um so unter anderem dem «Mann, der niemals lebte» gnadenlos davon zu springen. Der Science-Fiction-Actioner erzählt die Geschichte von David Rice (Hayden Christensen), der im Alter von 15 Jahren bei einem Unfall herausfindet, dass er ein so genannter Jumper ist, ein Mensch mit der besonderen Fähigkeit, sich an jeden beliebigen Ort der Welt zu teleportieren. Als er diese Macht einige Jahre später missbraucht, um durch Banküberfälle an Geld zu kommen, wird eine ominöse Organisation (u.a. Samuel L. Jackson) auf ihn aufmerksam, die mit ausgefeilten Methoden Jagd auf seinesgleichen macht und dabei sogar über Leichen geht.
Auch für Science-Fiction-Filme halten mitunter literarische Werke als Vorlagen her. Allein aus den Geschichten des Genreveterans Philip K. Dick († 1982) schuf Hollywood im Laufe der Jahre mehrere unterschiedlich erfolgreiche Adaptionen (z. B. «Minority Report», «Paycheck»). Bei «Jumper» aber bediente man sich eines vergleichsweise unbekannten Romans des Autors Steven Gould. Für die Inszenierung wurde der amerikanische Regisseur Doug Liman verpflichtet, der schon mit «Die Bourne Identität» (2002) und «Mr. & Mrs. Smith» (2005) demonstrierte, dass er es ganz ordentlich krachen lassen kann. Darüber hinaus machte sich Liman ebenso als Produzent der Fernsehserie «O.C. California» (2003-2007) einen Namen, für deren erste Folgen er auch auf dem Regiestuhl Platz nahm.
Nachdem die männliche Hauptrolle zunächst schon anderweitig vergeben war, gelang es kurz vor Drehstart doch noch Hayden Christensen, den bedeutenden Part zu ergattern. Christensen hatte sich vorab mit seinen Auftritten als Anakin Skywalker bzw. Darth Vader in den «Star Wars»-Episoden II und III bei Kritikern eher unbeliebt gemacht, obwohl er zuvor in «Das Haus am Meer» (2001) bewiesen hatte, dass er zumindest in Ansätzen auch schauspielern kann. Wie schon im weiteren Verlauf von «Star Wars: Episode III - Die Rache der Sith» (2005) sah er sich auch bei «Jumper» mit Samuel L. Jackson als Gegenspieler konfrontiert. Ergänzt wurde der Cast durch Rachel Bilson in der weiblichen Hauptrolle, die ihr Engagement wahrscheinlich nicht zuletzt auch der Zusammenarbeit mit Doug Liman bei «O.C. California» zu verdanken hatte. Christensen und Bilson waren nach «Jumper» übrigens nicht mehr nur vor der Kamera ein Paar. Nach mehrmonatiger Beziehung gaben die beiden im Dezember 2008 sogar ihre Verlobung bekannt.
OT: «Jumper» (2008) von Doug Liman; mit Hayden Christensen, Rachel Bilson, Samuel L. Jackson, Jamie Bell und Diane Lane.
Die Empfehlung von Quotenmeter.de
Trotz eines Duells zwischen Pay-TV und Free-TV treten im Blockbuster Battle am kommenden Sonntag zwei annähernd gleichaltrige Filme gegeneinander an. Optisch liegen sowohl «Der Mann, der niemals lebte» als auch «Jumper» demzufolge voll auf der Höhe der Zeit und lassen sich daher diesbezüglich nichts zu Schulden kommen. Während der erfahrene Ridley Scott seinen Politthriller gewohnt virtuos inszenierte und in exzellente Bilder packte, weiß «Jumper» vor allem durch seine Spezialeffekte zu überzeugen. Auch wenn man letzterem daher einen gewissen Unterhaltungswert keinesfalls absprechen kann, hätten die Macher um Doug Liman doch etwas mehr aus der durchaus interessanten Grundidee herausholen können. Zu unoriginell entwickelt sich die Handlung, als dass sie den Zuschauer durchgehend fesseln könnte. Das offen gehaltene Ende ist dabei auch nicht gerade erfreulich, zumal weitere Informationen über die einst so fest geplante Fortsetzung schon länger auf sich warten lassen.
Schauspielerisch verlangt der Science-Fiction-Film seinen Darstellern nicht allzu viel ab, was in einigen Fällen wahrscheinlich sogar von Vorteil ist. Dem grandiosen Leonardo DiCaprio und dem nicht minder beeindruckenden Russell Crowe haben Hayden Christensen und seine Spielgefährten ohnehin nicht viel entgegenzusetzen. Der einnehmenden Präsenz dieser beiden Hauptdarsteller ist es unter anderem zu verdanken, dass «Der Mann, der niemals lebte» trotz nicht zu leugnender Längen und einer unnötigerweise in die Handlung gepressten Liebesgeschichte eine packende Wirkung entfalten kann. Hinzu kommen die Brisanz und die Aktualität des realitätsnahen Stoffes, welche über die im Großen und Ganzen doch recht altbackenen Ideen des Drehbuchs hinwegtrösten. So wird deutlich, dass Ridley Scotts Thriller grundsätzlich die bessere Wahl darstellt. Verfügt man jedoch nicht über ein Sky-Abo und ist zudem an einem sonntäglichen Filmabend viel eher auf kurzweiligen Spaß aus, kann man auch getrost auf «Jumper» zurückgreifen, eignet sich der Actionfilm doch gut zum Hirnausschalten und Berieselnlassen.
Der Sieg geht an «Der Mann, der niemals lebte» um 20.15 Uhr auf Sky Cinema & Sky Cinema HD.