Dr. Georg Kofler wollte vor einigen Jahren die TV-Branche revolutionieren. Doch Anwälte versperrten seinen Weg, weshalb es eine Zeitung mit seinem Namen gab.
Georg Kofler war Chef von ProSieben, gründete kabel eins, stellte die Weichen für die ProSieben Media AG und brachte N24 an den Start. Unter seiner Führung wurde viel Geld für Programm investiert, mittlerweile ist das Programm mancher TV-Stationen außerhalb ihrer Primetime fast unzumutbar. Danach war Kofler bei Euvia Media tätig, ehe er die Führung bei Premiere World übernahm. Bereits innerhalb der ersten Tage verbannte er „World“ aus dem Namen und begründete: „Ich hasse Anglizismen“.
Im September 2003 wollte der frühere Fernsehmacher seine Branche erneut revolutionieren. Unter dem Namen „TV Komplett“ sollte ein neues 14-tägiges Programmheft an die deutschen Kioske kommen. Das Heft hätte mehr als 40 Kanäle Platz bieten sollen, neben Premiere-Sendern wären auch Free-TV-Sender von ARD bis VIVA einsehbar sein sollen. Kofler gab sich schon damals ein wenig größenwahnsinnig, denn es wurde mit einer Auflage von einer Million Stück gerechnet.
Premiere wollte versuchen, einen Großteil der angeblichen 2,7 Millionen Abonnenten als Kunden zu gewinnen. Geplant war zum damaligen Zeitpunkt ein Erscheinungspreis von weniger als 1,50 Euro. Nur knapp zwei Wochen später erwirkte der Bauerverlag ein Stopp von „TV Komplett“. Das Landgericht Frankfurt am Main erklärte, dass der Titel grob irreführend sei, da eben nicht alle Fernsehsender abgedruckt werden. Somit würden Titel und Inhalt im Widerspruch stehen.
Innerhalb von wenigen Tagen haben sich auch die Verlagsgruppe Milchstraße und der Gong-Verlag juristisch zu Wort gemeldet. Denn Premiere hatte damals vor, allen Bundesbürgern vier Mal umsonst „TV komplett“ auszuliefern. Wenn dies der Fall gewesen wäre, hätte es zu einer „Marktverstopfung“ kommen können. Somit durften die ersten vier Hefte nur kostenlos an Premiere-Abonnenten geliefert werden. Das Unternehmen kündigte damals noch an, die Hefte unter dem Titel „TV Premiere Komplett“ an die Kioske zu bringen.
Am 30. September 2003 reagierte Premiere schließlich auf die Vorwürfe und änderte den Namen der Zeitschrift erneut ab. "Mit fadenscheinigen Argumenten versuchen unsere Konkurrenten, einen neuen, unliebsamen Mitbewerber vom Markt auszuschließen", sagte Dr. Georg Kofler. "Sie versuchen mit allen erdenklichen Mitteln, ihr Revier zu verteidigen und neuen Wettbewerb durch unsere Programmzeitschrift zu verhindern. Dabei hätten sie selbst genug Zeit gehabt, das Programmangebot von Premiere in ihren eigenen Zeitschriften angemessen abzubilden. Es ist absurd zu meinen, man könnte wegen eines Titels ein gutes Produkt verhindern. Deshalb muss unsere Antwort auch ein Stück Satire sein. Gegen 'tv kofler' werden selbst die spitzfindigsten Winkeladvokaten nichts einwenden können. Der Titel ist Platzhalter in einem aus unserer Sicht grotesken Rechtsstreit. Vor Gericht werden wir mit aller Macht für die Idee einer umfassenden Programmzeitschrift kämpfen. Dafür stehe ich - im wahrsten Sinne des Wortes -als Herausgeber mit meinem Namen."
Georg Kofler war noch weiter in Rage: „Wir bilden alle Kanäle ab, die in Deutschland mindestens 0,1 Prozent Marktanteil haben. Insgesamt entfallen auf die Programme, die wir in unserer Zeitschrift darstellen, etwa 99 Prozent der durchschnittlichen Fernsehnutzung des deutschen Publikums. Und damit sollen wir die Verbraucher in die Irre führen? Für wie dumm werden denn die Verbraucher gehalten?"
Die Zeitschrift „TV Kofler“ blieb nicht lange am Leben, denn das Fernsehhaus Premiere kooperierte schon bald mit dem Axel Springer Verlag. Noch heute ist der Nachfolger „TV Digital“ an den deutschen Kiosks zu bekommen, mit den Auflagen können die Verantwortlichen sehr zufrieden sein.