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Die Experten: 07. Dezember 2009

Seite 1 Was kostet die Produktion von Shows, Soaps und Serien? Wann kommt «Akte X» zurück?

Christoph: Was kostet eigentlich die Produktion von Shows, Soaps und Serien im deutschen Fernsehen?

Christian Richter:
Dies interessiert auch Patrick. Konkrete Zahlen hängen natürlich von den einzelnen Formaten ab. Programme mit beliebten Stars haben meist ein höheres Budget. In der Branche geht man jedoch von folgenden Durchschnittswerten aus:

Hochwertige Reality-Formate, sowie Quizsendungen und kleinere Shows kosten etwa 100.000 bis 200.000 Euro pro Stunde. Sitcoms und Sketch-Comedies verschlingen etwa 200.000 Euro pro halbe Stunde. Eine Primetimeserie schlägt mit 600.000 bis einer Million Euro pro Folge zu Buche, während bei 90-minütigen TV-Movies der Mittelwert zwischen 1,5 und 2,0 Millionen liegt. Einzelne Folgen von täglichen Serien kosten meist unter 100.000 Euro. Weeklys können für eine Ausgabe bis zu 400.000 Euro verbrauchen. Richter- oder Talkshows sind mit etwa 50.000 Euro recht billig zu produzieren.

David: Wieso kommen die meisten deutschen Serien nicht über 13 Folgen pro Staffel hinaus, während Soaps und Telenovelas quasi in Massenproduktion geschickt werden?

Christian Richter:
Der Grund liegt in den oben aufgeführten hohen Kosten einer Primetimeserie. Diese kosten selten unter 600.000 Euro pro Episode. Bei 13 Folgen entsteht somit ein Gesamtbetrag von 7,8 Millionen Euro. Der muss zunächst einmal aufgebracht werden. Die Produktion einer Soap benötigt hingegen nur etwa 100.000 Euro. Für die gleiche Summe können demnach 78 Ausgaben hergestellt werden. Da in Deutschland anders als in Amerika eine Serie in der Regel erst komplett fertiggestellt wird, bevor sie im Fernsehen läuft, kann man bei einem Misserfolg weder Änderungen vornehmen noch die Notbremse ziehen. Das Geld ist dann bereits ausgegeben. Daher ist das finanzielle Risiko bei einem Flop relativ hoch. Auch dies führt dazu, dass die Sender eher kürzere Staffeln in Auftrag geben.

Heinrich: Stefan Raabs Show Events müssen ja seit einiger Zeit alle als "Dauerwerbesendung" gekennzeichnet und behandelt werden. Die Gründe hierzu wurdene ausreichend erörtert. Warum aber muss die Formel eins nicht ebenso zur Werbesendung werden? Es gibt Kurven die nach Sponsoren benannt werden. Die Teams tragen einzig und allein einen Sponsoren-Namen (z.B. RedBull Racing). Und auch alles was sonst so passiert wird immer mit dem Namen erwähnt. Angefangen von den Reifen bis hin zum Zeitnehmer. Und auch die Fahrer sind eher eine Werbetafel als modisch gekleidet.

Christian Richter:
Völlig korrekt – Sportveranstaltungen gleichen einer großen Sportveranstaltung. Man muss aber unterscheiden: Es sind Sportveranstaltungen, die von Sportorganisationen ausgerichtet werden – egal ob des die DFL im Fußball ist oder eben die FIA bei der Formel 1. Die TV-Sender übertragen diese Veranstaltungen unter den Gegebenheiten, die die Veranstalter festlegen. Anders ist es bei Stefan Raabs «Turmspringen». Das ist keine von unabhängigen Veranstaltern veranstaltete allgemeine Sportart, sondern ein von ProSieben und Stefan Raab erfundenes und hergestelltes TV-Event. Deshalb gelten dafür andere Richtlinien.

Es geht letztlich also nur um die Frage, was eine wirkliche Sportübertragungen und was eben eine selbst vom Sender produzierte Fernsehshow ist. Es wäre also beispielsweise nicht möglich zu fordern, dass auch die Formel 1 künftig als Dauerwerbesendung deklariert wird.

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07.12.2009 12:00 Uhr Kurz-URL: qmde.de/38898
Christan Richter

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