Ab April setzt Brian Sullivan auf dem Chefstuhl bei Sky Deutschland. Kann er den Sender endlich in ruhiges Fahrwasser bringen?
Von Marco Croner:
Seit 15 Monaten ist Mark Williams nun die Persönlichkeit, die der Sky Deutschland AG ein Gesicht verlieh. Was hat man ihm zu verdanken? Einerseits die Marke Sky selbst, parallel einen gewissen Grad an Stabilisation. Er erwarb die Bundesliga-Rechte und war mit seiner Neugestaltung im Stande neue Kundenkreise zu gewinnen. Im dritten Quartal waren es beispielsweise rund 200.000 Haushalte, die sich für ein Sky Abonnement begeistern konnten. Die andere Seite: Zu viel e Abnehmer kündigten in derselben Zeitspanne und die allgemeine, weitläufig angelegte Werbeaktion, die Sky als Nachfolger des negativ behafteten Premiere erst in den Köpfen der Konsumenten festigte, verschlang Massen des Kapitals. Inzwischen trägt Sky pro Tag die Summe einer gesamten Million als Defizit davon.
Es hat den Anschein, ein enormes Schiff würde versinken, in einer Vereinigung aus desolatem Ansehen, roten Ziffern und gemeingültigen Erschwernissen des Pay-TVs, das in Deutschland nie derartig erfolgreich war, wie in anderen Ländern. Und Williams verlässt dieses Schiff, reißt ein Rettungsboot an sich und steuert unbekannten Kurs an. Allerdings erst im März. Drei Monate zuvor wird er einen neuen Stellvertreter erhalten, der nach seinem Rücktritt Chef wird: Brian Sullivan.
Der Brite hat fantastische Referenzen vorzuweisen, von allen Seiten senken sich Hände auf seine Schultern und Stimmen versichern, mit seiner Hilfe werde es weiter aufwärts gehen. Dasselbe sagte man bereits über den Vorgänger Williams, der sich auf Grund seiner familiären Situation veranlasst sah, seine Tätigkeit aufzugeben. Wird das Projekt Sky scheitern, wird man mit Sicherheit auf ihn zurück kommen, aber derjenige, der das Ding letztlich an die Wand fuhr, wird er nicht sein.
Womöglich sollte man aufhören, nach anderen Motiven zu suchen. Tatsache ist, dass er gehen wird. Beantwortet werden muss die Frage, ob man zukünftig überhaupt erfolgreich sein kann bzw. ob Brian Sullivan der richtige Mann für den Job ist. Noch ist dieser Managing Director beim Schwestersender BSkyB, den er mit der Erfindung von Sky+ und Sky+HD zu großen Ertragsquellen verhalf. Es sagt etwas aus, dass man nach Williams einen ähnlich effektiven Geschäftsmann engagiert – Nämlich, dass man noch Vertrauen hat und weiterhin guter Dinge ist, Sky zu einem profitabeln Geschäftsmodell auszuarbeiten. In den fähigen Händen Sullivans scheint die Vision sicher zu sein. Er verlässt einen bedeutsamen Posten für die Funktion des Sky-Chefs und wird dementsprechend zuversichtlich sein – Er war zweifellos eine gute Wahl.
Inwiefern kann Sullivan also etwas verbessern? Eigentlich muss er dem eingeschlagenen Weg nur folgen, denn entgegen vieler Meinungen verfolgt man derzeit die ideale Route. Mit der gewissenhaften Verbreitung von HD Programmen macht man die nötigen Schritte in die Richtung, die das Pay TV der Zukunft so attraktiv machen könnte: Maximale Qualität und exklusive Sendungen ohne Werbeunterbrechung müssen und werden es sein, die Kunden antreiben, etwas zu erwerben, dass die gewöhnliche Preisvorstellung etwas übersteigt. Ganz deutlich: Man steht am Anfang und noch läuft es keineswegs optimal, aber man geht den richtigen Weg und selbst insofern es länger dauern wird als angedacht, kann man mit der Einstellung, die publik gemacht wird, ans Ziel gelangen. Das Ziel ist gutes Geld. Und das impliziert gutes Pay-TV. Und Brian Sullivan ist geeignet, Sky zu eben diesem Bestimmungsort zu führen.
Contra von Manuel Weis:
Über die Personalie Brian Sullivan, der ab Januar bei Sky Deutschland arbeitet und ab April Chef des Unternehmens ist, wurde schon etliches geschrieben. Dass Brian Sullivan ein Top-Manager ist und in England als Vater des Erfolgs von BSkyB gilt, ist unbestritten. Mit Neuerungen wie Sky + und Sky + HD hat er die Briten begeistert – seine Erfindungen lockten etliche Kunden zum Bezahlsender. Auch in Deutschland wird er einen ähnlichen Weg gehen, was dem Programm und dem Unternehmen gut tut.
Nach dem Finanzmenschen Williams kommt jetzt also jemand, der die Kunden glücklich machen möchte – so mancher geplagte Premiere-Kunde kann sich auf die Zukunft wohl etwas mehr freuen. Wichtig wäre nun, dass Sullivan etwas länger als nur eineinhalb Jahre das Ruder in der Hand haben wird. 16 oder 18 Monate sind einfach zu wenig, um wirklich etwas zu bewegen. Um Sky wirklich ein Profil zu verschaffen, muss die Chefetage einen langen Zeitraum zusammenarbeiten.
Sullivan, der seit vielen Jahren bei BSkyB ist und dem Unternehmen die Treue hält, wird es möglicherweise sogar recht lang in Unterföhring aushalten – wären da nicht die Kreditvereinbarungen, die Williams ausgehandelt hat. Diese besagen ganz deutlich, welche Ergebnisse Sky ab dem dritten Quartal 2010 vorweisen muss. Schafft das Unternehmen dies nicht – und angesichts der zuletzt veröffentlichten Zahlen ist das gut möglich – können die Banken ihr Geld zurückfordern.
Dies wäre der Super-Gau für Sky. Und Brian Sullivan hat bis dahin viel zu wenig Zeit wirklich etwas zu bewegen. Ja, der Neue ist der richtige Mann für den Chefposten in Unterföhring – aber Nein: Er hat verdammt wenig Zeit und deshalb könnte sein Job schon sehr bald wieder in Gefahr sein.