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«Bärenbrüder» vs. «Ghost Rider»

Diesen Sonntag heißt es: Bewegendes Disney-Abenteuer gegen starbesetzten Comictrash.

«Bärenbrüder» (RTL)

Nachdem RTL in der vergangenen Woche beim Blockbuster Battle aussetzen musste, meldet sich der Kölner Sender nun mit dem klassischen Zeichentrickabenteuer «Bärenbrüder» im Ring zurück. Der Disney-Film aus dem Jahre 2003 erzählt die Geschichte der drei Inuit-Brüder Kenai, Denahi und Sitka. Um seine beiden Brüder zu retten, opfert sich Sitka, der älteste der drei, bei einem Kampf gegen einen Bären. Von Rache getrieben, gelingt es Kenai kurze Zeit später, das besagte Tier zu töten. Daraufhin wird er von den alten Geistern der Inuit jedoch selbst in einen Bären verwandelt. In dem Glauben, jener Bär hätte ihm nun auch noch seinen zweiten Bruder genommen, macht sich Denahi unwissentlich auf die Jagd nach Kenai, während dieser verzweifelt nach einem Weg sucht, seine menschliche Gestalt zurückzuerlangen.

In Zeiten vollständig computergenerierter Animationsfilme ist der klassische Zeichentrickfilm über die Jahre hinweg zunehmend in den Hintergrund gerückt. Niemand geringeres als die Walt Disney Studios aber wagten es, sich abseits ihrer finanziellen Beteiligung an den Pixar-Filmen auch ab und zu noch einem handgezeichneten Werk zu widmen. Mit «Bärenbrüder», der genau genommen auch einige wenige, am Rechner entstandene Elemente enthält, zahlte sich dieses Risiko im Großen und Ganzen doch recht gut aus. So konnten die Disney Studios mit dem 44. Film ihrer „Meisterwerke“-Reihe zwar nicht in die Erfolgssphären eines durchschnittlichen Animationsfilmes aus dem Hause Pixar oder Dreamworks vordringen, bei einem weltweiten Einspielergebnis von rund 250 Mio. US-Dollar aber dennoch einigermaßen zufrieden sein.

Obwohl der Zeichentrickfilm außerhalb der USA eine höhere Popularität genoss und daher auch den Großteil seiner Einnahmen aus anderen Ländern bezog, bedachte ihn die Academy of Motion Picture Arts and Sciences im Jahre 2004 sogar mit einer Oscarnominierung in der Kategorie „Bester Animationsfilm“. Dabei musste sich «Bärenbrüder» jedoch gegen «Findet Nemo» geschlagen geben. Eine Niederlage, die aus der Sicht Disneys aber zu verschmerzen war, fungierte der Konzern doch auch bei dem computeranimierten Fischabenteuer als Produzent. Zwei Jahre später bekam «Bärenbrüder» dann trotz allem eine Fortsetzung spendiert, die direkt für den DVD-Markt produziert wurde. Eine Prozedur, von der auch zahlreiche andere Zeichentrickfilme Disneys, darunter sogar Klassiker wie «Bambi», «Das Dschungelbuch» oder «Der König der Löwen», nicht verschont blieben.

OT: «Brother Bear» (2003) von Aaron Blaise und Robert Walker; dt. Sprecher: Daniel Brühl, Moritz Bleibtreu, Gedeon Burkhard, Johannes Bachmann und Thomas Danneberg.

«Ghost Rider» (ProSieben)


Nachdem ProSieben mit «Spider-Man» schon im vergangenen Monat auf geballte Comic-Action setzte, möchte der Privatsender dieses Mal mithilfe der Adaption der «Ghost Rider»-Comics RTL in die Blockbuster-Hölle schicken. Zu Beginn des Films aus dem Jahre 2007 schließt der junge Motorrad-Stuntfahrer Johnny Blaze (Matt Long) einen Pakt mit dem Teufel (Peter Fonda), um seinen Vater (Brett Cullen) vor dem Krebstod zu retten. Nachdem dieser in Folge eines Unfalls dennoch stirbt, verschwindet Mephistopheles spurlos, bis er Johnny (nun Nicolas Cage) schließlich, Jahre später, erneut aufsucht, um dessen Schuld einzufordern. Mit übernatürlichen Kräften ausgestattet, soll er sich als «Ghost Rider» um den diabolischen Blackheart (Wes Bentley) kümmern, der die Herrschaft über die Hölle an sich reißen will.

Bei der allgemeinen Faszination des Menschen für das Mysteriöse und Unheimliche ist es kaum verwunderlich, dass Horrorgeschichten mit okkulten oder religiösen Elementen in die verschiedensten Unterhaltungsmedien Einzug gefunden haben. So auch in die äußerst vielfältige Welt der Comics. Hierbei ist es neben «Blade» und «Hellblazer» vor allem der in den 70er Jahren geschaffene «Ghost Rider», der sich einer größeren Beliebtheit erfreut. Nachdem die beiden Erstgenannten bereits für die Kinoleinwand adaptiert wurden («Hellblazer» unter dem Titel «Constantine»), fand auch letzterer im Jahre 2007 schließlich seinen Weg in die Lichtspielhäuser. Mit Oscarpreisträger Nicolas Cage («Leaving Las Vegas», «Conair», «Lord of War») konnte ein bekennender Fan der «Ghost Rider»-Reihe für die Titelrolle gewonnen werden. Diesem Mitwirken war es unter anderem zu verdanken, dass sich Cage im folgenden Jahr auf der Liste der für die Goldene Himbeere nominierten schlechtesten Schauspieler wiederfand.

Auch Regisseur und Autor Mark Steven Johnson hatte schon indirekt mit der Negativauszeichnung zu tun, konnte doch Ben Affleck vier Jahre zuvor als Hauptdarsteller des enttäuschenden «Daredevil», Johnsons erstem Ausflug ins Comicgenre, die verschmähte Trophäe ergattern. Dabei hatte Johnson zu Anfang seiner Karriere mit den (Tragi-)Komödien «Ein verrücktes Paar» (1993, Drehbuch) und «Simon Birch» (1998, Drehbuch & Regie) noch durchaus positiv von sich Reden gemacht. Ähnlich wie «Daredevil» wurde aber auch «Ghost Rider» zu einem passablen kommerziellen Erfolg. Die Realisierung einer Fortsetzung ist daher schon länger beschlossene Sache. Gerüchteweise soll diese aber vom comicversierten Filmemacher David S. Goyer in Angriff genommen werden, der insbesondere als Autor der «Blade»-Trilogie (1998, 2002 & 2004) berühmt wurde und auch an den Drehbüchern zu «Batman Begins» (2005) sowie dessen Nachfolger «The Dark Knight» (2008) mitwirkte. Schon für den ersten «Ghost Rider» entwarf er ein Skript, welches sich jedoch am Ende nicht gegen das Drehbuch von Mark Steven Johnson durchsetzen konnte. Immerhin hatte Goyer als einer der Produzenten noch Anteil am Entstehungsprozess des Films.

OT: «Ghost Rider» (2007) von Mark Steven Johnson; mit Nicolas Cage, Eva Mendes, Wes Bentley, Sam Elliott und Peter Fonda.

Die Empfehlung von Quotenmeter.de


Zum ersten Mal stehen sich im Blockbuster Battle zwei Free-TV-Premieren gegenüber. Und das, obwohl «Bärenbrüder» schon vier Jahre mehr auf dem Buckel hat als «Ghost Rider». Dem Unterhaltungswert tut dies aber keinen Abbruch, weiß «Bärenbrüder» trotz seiner Ausrichtung auf ein vorwiegend junges Publikum doch insgesamt mehr zu fesseln. Auch wenn die Handlung des Zeichentrickfilms etwas befremdlich daherkommt und sich zahlreicher bekannter Disney-Versatzstücke bedient, gelingt es ihr doch im weiteren Verlauf eine ergreifende Wirkung zu entfalten. Dabei kann vor allem auch die Schar der witzigen und sympathischen Figuren, allen voran zwei skandinavische Elche, über so manche Unzulänglichkeit (wie z. B. Phil Collins’ schwachen Soundtrack) hinwegtrösten.

Die hanebüchene Geschichte von «Ghost Rider» strotzt hingegen nur so vor leidlich originellen und meist nur schwer nachvollziehbaren Einfällen. Am negativsten fallen jedoch die überaus unspektakulären und einfallslosen Kämpfe auf, die kaum dass sie begonnen haben, auch schon wieder vorbei sind. Zusammen mit einem in mehrfacher Hinsicht sehr blassen Bösewicht sind diese dafür verantwortlich, dass sich über die gesamte Dauer des Films keine wirkliche Spannung aufbauen will. Da kommt der Comicverfilmung wenigstens der hin und wieder eingestreute und von Nicolas Cage gekonnt vermittelte selbstironische Humor nur zu Gute. Mehr Lacher dürften jedoch trotzdem die teils unfreiwillig komischen bis albernen Dialoge hervorrufen. Zumindest die Spezialeffekte erweisen sich entgegen vieler Kritikerurteile als durchaus solide. Zwar mag nicht jedem das Design des «Ghost Riders» gefallen, doch die Verwandlung in diesen überzeugt zweifellos. Viel störender sind da schon einige der Kulissen, die vor allem gegen Ende des Films ihre Studioherkunft nicht verleugnen können und somit der für das Genre überaus wichtigen Atmosphäre nachhaltig schaden.

Aufgrund all dessen muss man als Fernsehzuschauer auch nicht darum trauern, dass ProSieben nicht die fast fünfzehn Minuten längere Extended Version des Films ausstrahlt. Diese vertieft zwar recht sinnvoll die Beziehung zwischen dem jungen Johnny Blaze und seinem Vater, kann damit das Gesamtergebnis aber auch nicht merklich aufwerten. Trotz des gewöhnungsbedürftigen Ausgangsszenarios, sind die «Bärenbrüder» dem «Ghost Riders» also um mindestens eine Schnauzenlänge voraus. Auch wenn das Zeichentrickabenteuer keineswegs die Klasse der großen Meisterwerke Disneys erreicht, ist er doch ein grundsolider und unterhaltsamer Familienfilm, der nicht nur den ganz Kleinen einen Blick wert sein sollte.

Der Sieg geht an «Bärenbrüder» um 20.15 Uhr auf RTL.
04.12.2009 15:15 Uhr Kurz-URL: qmde.de/38859
Markus Trutt

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Tags

Blockbuster-Battle

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