Quotenmeter.de erinnert an all die Fernsehformate, die längst im Schleier der Vergessenheit untergegangen sind. Folge 64: Ein großes, dickes, peinliches Schmierentheater.
Liebe Fernsehgemeinde, heute gedenken wir des Anti-"Bachelors".
«Mein großer, dicker, peinlicher Verlobter» wurde am 09. September 2004 in Sat.1 geboren und war eine Adaption des amerikanischen Formates «My Big Fat Obnoxious Fiancé», das dem US-Sender Fox Traumquoten von bis zu 16 Millionen Zuschauern bescherte und so zum Überraschungserfolg der Season 2003/2004 wurde. Zum großen Finale schalteten sogar rund 21 Millionen Menschen ein. Von diesem Ergebnis hoffte man, auch in Deutschland einen Anteil abbekommen zu können und veränderte wenig am originalen Konzept. Wie schon in der Vorlage musste eine zunächst ahnungslose Kandidatin ihrer Familie glaubhaft machen, dass sie einen neuen Verlobten hätte und die Hochzeit schon in zwei Wochen stattfinden würde.
Dummerweise glaubte Kandidatin Mareike, dass auch Gunnar, wie der deutsche Mann hieß, die gleiche Aufgabe mit ihr hatte. Doch sowohl der Verlobte als auch dessen Familie waren Schauspieler, die Mareikes sämtliche Bemühungen absichtlich sabotierten, weswegen Gunnar keine noch so peinliche Situation ausließ, um sie vor ihrer Familie bloßzustellen.
Die Rolle des unangenehmen Zukünftigen übernahm dabei der Schauspieler Tetje Mierendorf, der später mit seiner Sketch-Show «Deich TV» und zahlreichen Auftritten in der «Schillerstraße» größere Bekanntheit erlangte. Während der Sendung kommentierte er seine Einlagen und betonte mehrfach, dass er nur ein Schauspieler sei und sich nie so verhalten würde. Präsentiert wurde das inszenierte Drama von «Sat.1 Frühstücksfernsehen»-Moderatorin und «Blitz»-Aushilfe Jessica Witte-Winter am Donnerstagabend um 20.15 Uhr.
Ein ähnlich großer Erfolg wie im amerikanischen Heimatland wurde die Reihe in Deutschland nicht. Immerhin konnte sie sich aber auf 4,68 Millionen Zuschauer beim Finale und einem Zielgruppenmarktanteil von 24,0 Prozent steigern. Trotzdem wurde keine zweite Staffel in Auftrag gegeben. Stattdessen strahlte Kabel eins das amerikanische Original wenig später unter dem Titel «Mein schrecklicher Verlobter» aus. Im Januar 2005 wärmte Sender ProSieben die Grundidee für seine Show «Mein neuer Freund» mit Christian Ulmen dann noch einmal auf.
«Mein großer, dicker, peinlicher Verlobter» wurde am 14. Oktober 2004 beerdigt und erreichte ein Alter von sechs Folgen plus Best-Of. Die Show hinterließ die Kandidatin Mareike, der es tatsächlich gelang, ihre Familie zu überzeugen und so je 250.000 Euro für sich und ihre Angehörigen gewinnen konnte. Gastgeberin Jessica Witte-Winter führte im Anschluss dann noch einmalig durch das unerträglich aufdringliche Spektakel
«Nutella - Die Geburtstagsshow», bevor sie dem Fernsehen den Rücken kehrte und ins Radio wechselte.
Möge die Show in Frieden ruhen!
Die nächste Ausgabe des Fernsehfriedhofs erscheint am kommenden Donnerstag und widmet sich dann der pinken Variante von «Big Brother».