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Die Kritiker: «Bella Block: Vorsehung»

Story


Damals vor 17 Jahren war es Bellas Fall. Der Blick des überlebenden Mädchens spiegelte das ganze Grauen der Tat. 24 Stunden später saß Bella dem Täter Holger Thom gegenüber. Er war gerade 27 Jahre alt. Außer dem zwangsläufigen Geständnis erhielt sie nur spärliche Angaben zur Tat. Selten war sie in ihrer langen Laufbahn von einem Täter derart beunruhigt worden.

Heute, 17 Jahre später, ist Bella nicht mehr im Dienst als Kommissarin. Sie ist bester Dinge, hat Zeit für sich und nicht im geringsten vor, sich noch mit Verbrechen zu beschäftigen. Bis ihr auf einer Ausstellungseröffnung eine kleine Skulptur ins Auge fällt, die sie interessiert. Wie sich herausstellt, kennt sie den Künstler. Es ist Holger Thom, der Täter von damals. Seit einigen Tagen ist er wieder in Freiheit.

Damals, in der Gerichtsverhandlung, erwartete Bella Sicherungsverwahrung, wie auch vom Staatsanwalt gefordert, doch der Verteidiger setzte sich durch und es blieb bei lebenslanger Haft. Ein Fehlurteil, wie Bella meinte, denn niemandem war gelungen, wirklich Licht in die Tatmotive zu bringen.
Nun kann Bella nicht mehr schlafen. Sie beginnt das neue Leben Holger Thoms zu erforschen, seine Pläne, den Wohnort, seine Arbeit, die alten Akten. Bewährungshelfer und Anstaltspsychologen sind vom Wandel Holger Thoms überzeugt. Er hat hart an sich gearbeitet in der Haft, hat sich mit der Tat auseinandergesetzt und Verantwortung gezeigt. Jeder verdient eine zweite Chance. Doch Bella bleibt auch jetzt noch absolut von seiner weiteren Gefährlichkeit überzeugt. Und es scheint Grund dafür zu geben.

Auf unheimliche Weise mehren sich Zeichen der erneuten Annäherung des Täters an die überlebende junge Frau. Mittlerweile hat sie selbst eine Familie gegründet und mit ihrem Mann zwei Kinder. Retraumatisiert gerät die Frau, wie die ganze Familie, erneut in den Sog der Tat. Und Bella befürchtet das Schlimmste - eine Art Wiederholung des Verbrechens von damals. Doch wie soll sie vorgehen, wenn nichts geschieht? Was kann sie tun? Wenn Holger Thom sich scheinbar unauffällig verhält und völlig normal. Tut sie ihm doch unrecht? Oder schlägt er tatsächlich wieder zu? Nur wenn ja, wann? Bella ist unterwegs auf einer unmöglichen Mission. Sie will einen Mord verhindern, von dem niemand weiß, ob er jemals verübt werden wird.

Darsteller


Hannelore Hoger («Ellas Geheimnis») ist Bella Block
Devid Striesow («Die Fälscher») ist Jan Martensen
Tanja Schleiff («Die Jagd nach dem Schatz der Nibelungen») ist Helen Niemann
Pierre Besson («Afrika, mon amour») ist Hendrik Niemann
Wotan Wilke Möhring («Operation Walküre - Das Stauffenberg-Attentat») ist Holger Thom
Katharina Schüttler («Mein Leben - Marcel Reich-Ranicki») ist Dana Bittrich
Jörg Pose («Der Dieb & der General») ist Dr. Martin Kirsch

Kritik


Die neue Ausgabe der «Bella Block»-Reihe unterscheidet sich in vielen Dingen von allen bisherigen. Die Hauptfigur ist nun im Ruhestand, kämpft aber trotzdem weiter für Gerechtigkeit, nachdem sie sich von ihrem Lebensgefährten getrennt hat. Noch bedeutender als diese dramaturgischen Neuerungen ist allerdings die Rückkehr von Max Färberböck als Regisseur und Co-Autor (neben Fabian Thaesler), nachdem er vor fünfzehn Jahren bereits die ersten zwei «Bella Block»-Folgen inszeniert hatte.

Färberböck, der dem deutschen Film mit «Aimée und Jaguar» eine seiner wenigen Sternstunden der vergangenen zwei Jahrzehnte beschert hat, ist ein Meister der leisen Töne und Subtilität. Das bemerkt man in «Bella Block: Vorsehung» nahezu in jeder Szene. Die Zeiten der durch und durch abstoßenden Kälte, die sich nahezu durch jede Folge gezogen hat, sind vorbei und auch die Dialoge sind nun um einiges subtiler und subtextreicher als je zuvor.

Im Zentrum der Folge stehen nicht Bella Block und ihre Ermittlungen, sondern der vor Kurzem aus der Haft entlassene Mörder Holger Thom, den Wotan Wilke Möhring mit viel Liebe zum Detail in Szene setzt. Hier handelt es sich größtenteils um das Psychogramm eines sadistischen Psychopaten, der zu jeder Zeit wieder zuschlagen kann. Dieses Porträt ist äußerst spannend und interessant, wenn auch so manche Szene viel zu suggestiv umgesetzt wurde, etwa wenn eine Monologszene von Holger Thom minutenlang im Dunkeln stattfindet.

Auf der anderen Seite des dramaturgischen Spektrums, nämlich auf der der Familie der Überlebenden, herrscht Angst. Äußerst geschickt schaffen es Färberböck und Thaesler hier, immer neue Wendungen einzubauen und sie erschaffen ein konstantes Gefühl der latenten Bedrohung, die sich schließlich im dritten Akt in einer Katharsis entlädt.

Sämtliche Figuren sind vollkommen glaubwürdig und mit sehr viel charakterlicher Tiefe entworfen worden. Wotan Wilke Möhring ist mit großem Abstand der beste Schauspieler des Ensembles. Hannelore Hoger macht ihre Sache ebenfalls sehr gut. Den Schwachpunkt der Produktion macht dagegen Tanja Schleiff aus, die ihre Figur der traumatisierten Überlebenden und Verfolgten viel zu minimalistisch umsetzt. Der Darsteller ihres Mannes, Pierre Besson, kann dagegen durch seine Natürlichkeit überzeugen. «Bella Block: Vorsehung» bietet eine deutliche qualitative Steigerung von sämtlichen bisher produzierten Folgen. Diese positive Entwicklung ist allerdings größtenteils Max Färberböck zuzuschreiben.

Das ZDF strahlt «Bella Block: Vorsehung» am Samstag, dem 28. November 2009, um 20.15 Uh raus.
26.11.2009 10:47 Uhr Kurz-URL: qmde.de/38690
Julian Miller

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Tags

Bella Block

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