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«Schlüter sieht's»: «TV total»-Rochade

«TV total» wird an einem Tag um eine Stunde vorverlegt. Was soll an diesem Schritt intelligent sein?

In dieser Woche wurde bekannt, dass Stefan Raabs Late-Show «TV total» ab dem 12. Januar 2010 um eine Stunde vorverlegt wird: Jeweils dienstags wird der Entertainer dann schon um 22.15 Uhr auf Sendung gehen, weil auf seinem vorherigen Programmplatz die neue Staffel des «Quatsch Comedy Club» startet. Rolle rückwärts, ProSieben: Im Jahr 1999 um 22.15 Uhr gestartet, verlegte man die Show vor einigen Jahren um 60 Minuten nach hinten, um dem Quotenschwund entgegen zu wirken. Dies klappte zumindest bedingt: In den vergangenen TV-Seasons verlor «TV total» zumindest nicht signifikant an Marktanteilen wie zuvor und konnte seine Zuschauer annähernd halten, auch wenn es einen kontinuierlichen Negativ-Trend gab.

Dies ist sicherlich auch darauf zurückzuführen, dass die «Harald Schmidt Show» Ende 2003 verschwand und somit eine Lücke für den Late-Night-Fan um 23.15 Uhr hinterließ, die Raab bald ausfüllte. Er wolle die Schmidt-Zuschauer „einfangen“, hat er damals in einem Interview bestätigt. Ganz geglückt ist die Mission nicht, denn im TV-Jahr 2007/08, als Raab erstmals dauerhaft zu späterer Stunde auf Sendung ging, wurden 11,3 Prozent im Schnitt erreicht – in vergangenen Jahr nur 10,2 Prozent. Doch seit der Sommerpause kann Raab wieder lachen: 11,1 Prozent verbuchte seine Show bisher. Und jetzt, wo «TV total» endlich einen Aufwärtstrend generiert und auf dem späten Sendeplatz angekommen zu sein scheint, verlegt ProSieben die Show an einem Tag vor. Warum?

Zunächst ist es ungewöhnlich, dass an nur einem von vier Sendetagen die Flucht nach vorn probiert wird. Unüberlegt ist der Schritt aber nicht: Denn am Dienstag hat ProSieben aktuell mit den «Simpsons» und «Two and a Half Men» ein seit Monaten konstant erfolgreiches Vorprogramm, das inhaltlich durchaus mit Raabs Show koinzidiert. ProSieben möchte also ganz offensichtlich neue Zuschauer für die Sendung begeistern, die dann auch an den anderen Tagen zu späterer Stunde neu einschalten. «TV total» wird also quasi zum Probierpreis angeboten. Anders ist nicht zu erklären, dass die neue «Quatsch Comedy Club»-Staffel absichtlich auf 23.15 Uhr gelegt wird und mit Raab den Sendeplatz tauscht. Ein Risiko ist diese Spiel schon, aber durchaus eines mit Aussichten auf Erfolg.

Klar ist aber auch: Ganz zufrieden kann die Geschäftsleitung also mit den Einschaltquoten von «TV total», die weiterhin leicht unter dem Senderschnitt liegen, doch nicht sein, denn sonst wäre nichts verändert worden. Schließlich wissen auch die Programmbosse: Ein konstanter Sendeplatz ist wichtig für den langfristigen Erfolg einer Show. Schon einmal wurde die Schieberei dem Format zum Quoten-Verhängnis: In der Zeit nämlich, als die Show teils um 22.15 Uhr, teils um 23.15 Uhr und teils zu ganz anderen Zeiten begann. Vor drei Jahren konnte sich «TV Total» gegen die stärkere Konkurrenz um 22.15 Uhr nicht mehr bewähren – soll das jetzt anders sein? Im Januar gibt es die Antwort.

Jan Schlüters Branchenkommentar beleuchtet das TV-Business von einer etwas anderen Seite und gibt neue Denkanstöße, um die Fernsehwelt ein wenig klarer zu sehen. Eine neue Ausgabe gibt es jeden Donnerstag nur auf Quotenmeter.de.

19.11.2009 00:00 Uhr Kurz-URL: qmde.de/38535
Jan Schlüter

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