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Die Kritiker: «Die Seele eines Mörders»

Inhalt


Der Ermittler Michael Ochajon sucht in den Straßen von Jerusalem nach dem Mörder einer jemenitischen Jüdin, die einem ungeheuren Verbrechen auf der Spur war...

Ein tragisches Bild bietet sich Chefinspektor Michael Ochajon, als er die Dachterrasse eines ehemaligen Hotels betritt. Die Anwaltsgehilfin Zohara Baschari wurde erschlagen, ihre bezaubernde Schönheit ist nur noch zu erahnen.

Efraim und Nélima Baschari, Zoharas Eltern, sind sprachlos, als Ochajon ihnen die Nachricht vom Tod ihrer Tochter überbringt. Nicht nur, dass Zohara eine bezaubernde Erscheinung war, der nicht nur ein Mädchen aus der Nachbarschaft verfallen ist. Zohara ist auch die zweite Tochter, die Efraim und Nélima verlieren: Als sie vor vielen Jahren aus dem Jemen nach Israel eingewandert sind, wurde ihnen ihre erste Tochter abgenommen. Zunächst behaupteten die Ärzte, das Baby sei krank, dann hieß es, die Tochter sei gestorben. Schon damals bezweifelten die Bascharis, ob ihre Tochter wirklich tot ist. Offenbar wollte Zohara diesen Zweifeln endlich auf den Grund gehen. Zusammen mit der Journalistin Orli Shoshan recherchierte sie den Verbleib der verschwundenen Kinder, denn Nélima war nicht die einzige Mutter, der ihr Kind geraubt wurde.

Die Spuren führten Zohara schließlich zur Familie Rosenstein. Frau Rosenstein konnte zwar den Konzentrationslagern der Nazis entkommen, doch die Versuche von Mengele ließen sie unfruchtbar werden. In Israel konnte sie schließlich ein Kind adoptieren, dessen Eltern angeblich verstorben waren. In der Nachbarschaft von Familie Zohara trifft Ochajon auf Familie Benesche, aschkenasische Juden, die aus Polen einwanderten und sich neben den Bascharis ansiedelten. Seit dem ersten Tag schwehlt ein Streit zwischen den Familien - angetrieben von Vorurteilen und Verdächtigungen. Als sie noch Kinder waren, spielten Zohara Baschari und Joram Benesch heimlich miteinander. Doch ihre Wege führten sie auseinander. Jetzt will Joram die wohlhabende, jüdische Texanerin Michelle heiraten.

Die Obduktion durch den Pathologen Dr. Solomon ergibt, dass Zohara schwanger war. Zudem hatte sie soeben eine teure Wohnung gekauft und besaß kostbaren Schmuck. Offenbar hatte sie einen Geliebten, von dem ihre Familie und ihre Freundin Orli nichts wussten. Plötzlich verschwindet die zwölfjährige Nesja Chajun spurlos. Sie vergötterte Zohara und folgte ihr oft unbeobachtet. War sie Zeugin des Mordes? Trotz einer groß angelegten Suchaktion kann die Polizei das Mädchen nicht finden. Die Spürhunde führen die Ermittler lediglich zu Nesjas totem Hund...


Darsteller
Heiner Lauterbach («Vulkan») ist Michael Oachajon
Dvir Benedek («A Matter of Size») ist Dani Balilati
Marie-Lou Sellem («Gangs») ist Ada Efrati
Nicole Heesters («Der Kommissar und das Meer») ist Klara Benesch
Joachim Bliese («Kometen») ist Efraim Benesch
Michael Degen («Die Patin») ist Mr. Rosenstein
Maria Schrader («Rosenstrasse») ist Orli Schochan
Kais Nashif («Paradise Now») ist Yair
Alma Leiberg («Die Wölfe») ist Zila Bachar
Gabi Amrani («To be a Star») ist Ezra Baschari
Geula Nuni («Exodus») ist Ne'lima Baschari
Ido Bartal («Bubot») ist Joram Benesch
u.a.


Kritik
21 Jahre ist es nun her, dass das ZDF Heiner Lauterbach zum ersten Mal als «Eurocops»-Ermittler in der Primetime hatte, ehe es ihn etwas später noch einmal dort zu sehen gab, nämlich als Kiez-Kommissar «Faust». Danach wurde es ruhig um seine (Serien-)Ermittlerengagements. Nun wagt er sich gemeinsam mit dem ZDF mit der Verfilmung des Romans «Denn die Seele ist in deiner Hand» der berühmten Autorin Batya Gur auf neues Terrain. Er spielt die Hauptrolle des Jerusalemer Oberinspektors Michael Ochajon. Wem diese Besetzung etwas merkwürdig anmutet, der kann an dieser Stelle beruhigt sein. Lauterbach passt absolut in die Rollenvorgabe der Autorin und spielt den Oberinspektor in einer ruhigen, besonnen und überaus sympathischen Art und Weise. Und dennoch kann Lauterbach mit dem heimlichen Star der Verfilmung bei weitem nicht mithalten: der Stadt Jerusalem, seines Zeichens Schmelztiegel der Kulturen und Religionen, Ursprung des Glaubens und der Widerstände. Selten hat man die Stadt abseits der allabendlichen Nachrichtenmeldungen so gesehen. In warmen und harmonischen Farben und Bildern wird die Metropole von Kameramann Stefan Unterberger so eingefangen, wie sie abseits der Schreckensmeldungen im TV wirklich aussehen kann. Und trotzdem bleibt da noch der Kriminalfall, der sich genau mit dem befasst, mit dem sich die israelische Bevölkerung tagtäglich auseinandersetzen muss: den politischen und gesellschaftlichen Problemen zwischen den europäisch-stämmigen und den orientalisch-stämmigen Bewohnern Israels.

Mit der Adaption der Romanvorlage hatte Autor Wolfgang Stauch also einiges zu tun, um die Komplexität der Geschichte auf ein gesundes Maß zurückzufahren und dennoch den vielschichtigen Verwicklungen gerecht zu werden und gleichzeitig auch den Kriminalfall nicht aus den Augen zu verlieren. Alles in allem ist es aber ein durchweg stringentes Drehbuch geworden, das spannend konstruiert wurde und sich nicht mit belanglosen Nebenschauplätzen belastet.

Hinzu kommt auch der Fakt, das die letztendlich agierenden Personen auf der Mattscheibe über die gesamte Dauer des Fernsehfilms sehr gut harmonieren und exzellent mit deutschen und israelischen Schauspielern besetzt wurden. Auf deutscher Seite sind da zum Beispiel Michael Degen, Maria Schrader und Nicole Heesters zu nennen. Ihnen zur Seite steht dann zum Beispiel der in seiner Heimat sehr populäre Schauspieler Dvir Bendek. Allen zusammen ist es zu verdanken, das sich der erste Israel-Filmausflug vom ZDF und von Regisseur Peter Keglevic («Blackout», «Der Elefant») als packende, emotionale und glaubhafte Inszenierung entfalten kann.

Und für Nachschub ist gesorgt. Insgesamt sechs Ochajon-Romane der mittlerweile verstorbenen Autorin Batya Gur wurden zwischen 1992 und 2006 veröffentlicht. Die Verfilmung des Romans «Das Lied der Könige» soll bereits im Frühjahr 2010 beginnen. Mit an Bord sind wieder Regisseur Peter Keglevic und Hauptdarsteller Heiner Lauterbach. Bei Erfolg sicherlich auch noch einige Male mehr.

Fazit: «Die Seele eines Mörders» fasziniert mit seiner eindrucksvollen Optik von Jerusalem und zeigt den Zuschauern eine Welt abseits des alltäglichen Terrors. Auf der anderen Seite wird das vermeintliche Idyll durch eine grausame Tat durchbrochen und offenbart wiederum die innere Zerrissenheit der dort lebenden Menschen. Ein starker und kritischer Blick auf die Gesellschaft Israels mit einem ebenso gut gemachten Kriminalfall im Schlepptau.

Das ZDF zeigt «Die Seele eines Mörders» am Montag, den 16. November 2009, um 20:15 Uhr in der Reihe Fernsehfilm der Woche.
14.11.2009 17:05 Uhr Kurz-URL: qmde.de/38459
Torben Gebhardt

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Die Seele eines Mörders ZDF

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