Von Atze bis Zwegat: An drei Tagen der Woche befasst sich unser Kolumnist Alexander Krei mit dem Sinn und Unsinn der Fernsehwelt. Heute: Oliver Kahn.
Erinnern Sie sich noch an Oliver Kahn? Richtig: Der war mal Bayern-Torwart und arbeitet jetzt für einen rheinland-pfälzischen Provinzsender. Seine Forderung nach „mehr Eiern“ sorgte vor einigen Jahren für Schlagzeilen, wurde allerdings von nicht allzu vielen Personen verstanden. Er setzte sich damals nicht etwa für Freilandhaltung ein, sondern appellierte an die Männer, endlich mal wieder den Tiger rauszulassen. Und wenn man ehrlich ist, lässt sich der Satz auch gut auf's deutsche Fernsehen anwenden.
Genauer gesagt auf seine Macher, also jene Menschen, die dafür verantwortlich sind, was uns Tag für Tag so alles vorgesetzt wird. Was gibt es nicht alles für Sendungen, auf die man gut schimpfen könnte und über die an dieser Stelle in der Vergangenheit schon mit Sicherheit in irgendeiner Form geschimpft worden ist? Von nervigen Fake-Dokus, in denen Gossenbewohner mit möglichst wenig Schauspieltalent ihren Hartz IV-Satz aufbessern können bis hin zu unsäglichen Call-in-Spielchen, die gutgläubigen Omas die mühsam ersparte Rente aus der Tasche ziehen.
Wo bleiben sie also, die Eier der Fernsehmacher? Meint ihr ernsthaft, ihr könntet auch nur einen Blumentopf gewinnen, indem ihr Ingo Appelt und Ross Antony in lächerliche Tanzanzüge steckt und den Käse dann von Wigald Boning bewerten lasst? Wird «Wetten, dass..?» wirklich besser, indem ihr Kandidaten an Gummistiefeln riechen lasst? Und warum in aller Welt sorgt sich die ARD um Jörg Pilawa? Habt ihr denn niemanden, der fehlerfrei fünf Fragen vorlesen kann?
Das deutsche Fernsehen braucht dringender denn je ein paar Eier – und zwar am besten eine ganze Legebatterie davon. Allzu schwarz wollen wir die Zukunft aber natürlich nicht sehen, schließlich hat diese Kolumne in den vergangenen Jahren schon so manchen televisionären Trash überstanden. Von Gülcans Traumhochzeit über Hoppel-Heide bis hin zum Club der Exfrauen war wohl fast alles dabei, auf das wir alle gut hätten verzichten können. Bleibt am Ende zu hoffen, dass auch in Zukunft jedes noch so schlimme Unkraut letztlich irgendwie mal das Zeitliche segnet. Und dass Oliver Kahn doch noch irgendwann verstanden wird. Wäre doch 'ne runde Sache, oder?
Mit der 436. Ausgabe schließt sich nach weit mehr als drei Jahren der Kreis. Sollte die Kolumne den einen oder anderen in dieser Zeit zum Schmunzeln gebracht haben, ist's umso besser. Mir hat die "runde Sache" immer großen Spaß gemacht - wäre schön, wenn es auch einigen anderen so gegangen ist.
Vielen Dank an alle Leser für die Treue!