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Alles neo, oder was? Was der neue ZDF-Ableger dem Publikum bringt

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Noch wenige Tage bis zum Start von ZDFneo. Auch wenn sich schon zahlreiche Kritiker zu Wort meldeten: Der Sender könnte sich durchaus zu einer Alternative entwickeln. Was sich die Macher erhoffen…

Dass man bei den Privatsendern über ZDFneo alles andere als erfreut ist, versteht sich von selbst: „Ich habe ja schon gehört, dass wir in Deutschland demografische Probleme haben und die Bevölkerung immer älter wird. Aber dass mit den 25- bis 49-Jährigen jetzt die Mitte der Gesellschaft schon eine Randzielgruppe ist und damit ein Nischenfernsehen rechtfertigt, ist mir neu“, sagte RTL-Chefin Anke Schäferkordt in dieser Woche in einem Interview mit der „Süddeutschen Zeitung“. Schäferkordt: „Selbst wenn es aussieht, wie das Programm von Privaten, nur ohne Nachrichten - ich frage mich: Wie groß muss das Öffentlich-Rechtliche in Deutschland noch werden, während Private selbst in Krisen wie diesen überreguliert bleiben? Wann wird die Politik beginnen, die Vielfalt zu schützen, um die uns andere beneiden?“

ZDFneo-Chef Norbert Himmler (Foto) teilt diese Einschätzung freilich nicht: „Wir haben die Pflicht, für alle, die Gebühren zahlen, Programm zu machen. Das ZDF muss für alle Alters- und Zielgruppen etwas bieten.“ Dennoch müsse man nun beweisen, dass sich sein Sender in allen Genres, die für die Zielgruppe relevant sind, von den Privatsendern unterscheide. Das soll letztlich mit Zweitverwertungen bekannter ZDF-Marken wie «Terra X» oder der «Küchenschlacht» ebenso gelingen wie eigenen Produktionen, zu denen etwa die Musiksendung «neoMusic» zählt. „Die Happy“-Sängerin Marta Jandová wird diese Sendung aus einem Plattenladen in Berlin-Kreuzberg moderieren und einen Blick auf die aktuelle Musikszene richten.

Und dann wäre da auch noch das Genre Comedy – ein Feld, das das ZDF bislang weitgehend spärlich bediente. Fast täglich wird Jürgen „Knacki“ Deuser das «Comedy Lab» präsentieren und das aktuelle Geschehen kommentieren – mit Stand-Up, Einspielern, Sketchen und Talk. Hinzu kommt «Die Süper Tiger Show», die eine Late-Night der etwas anderen Art darstellt und von einem Gastgeber namens „Tiger“ aus einem Kreuzberger Hinterhof-Keller moderiert wird. Gemeinsam mit Dokus, Reportagen und – deutschen und internationalen – Filmen, wie etwa «The Sentinel» und «Monster» in den ersten Tagen, könnte ZDFneo daher tatsächlich eine Alternative zu den Privaten sein, wenngleich den Machern klar sein dürfte, dass ihnen ein langer Weg bevorsteht.



Zunächst dürfte es auch darum gehen, die Reichweite auszubauen: Nur etwa 40 Prozent der Bevölkerung wird zu Beginn in der Lage sein, ZDFneo zu empfangen. „Das ist ein Handikap für den Start“, so Senderchef Himmler. „Und auch die Kanalteilung mit dem KI.KA im digitalen terrestrischen Fernsehen ist ein Problem. Dennoch ist es richtig, dass wir uns jetzt vorbereiten: Wenn in zwei bis drei Jahren die Digitalisierung vollzogen ist, können wir dann mit einer sehr großen Reichweite schon sehr präsent auf dem Markt sein.“ Für das kommende Jahr hat sich ZDFneo jedenfalls schon mal mit neuen Stoffen eingedeckt: Die Tierdoku-Reihen «Jeff Corwins tierische Abenteuer» und «Most Extreme» (AT) aus England und Neuseeland stehen ebenso auf dem Programm wie «Discovery Atlas» (AT) vom Discovery Channel.

Im Serien-Bereich stoßen im Januar und Februar kommenden Jahres außerdem noch die BBC-Sitcoms «Free Agent» und «How not to live your life» hinzu. Wie sehr sich ZDFneo dann bereits in die Köpfe seiner Zuschauer eingebrannt haben wird, bleibt abzuwarten. Aller Kritik zum Trotz klingt das Programm von ZDFneo in jedem Fall viel versprechend. Und auch wenn es sicherlich noch nicht perfekt ist: Zu einer ernst zu nehmenden Alternative könnte sich der jüngste Sprössling der ZDF-Familie durchaus entwickeln.
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29.10.2009 08:30 Uhr Kurz-URL: qmde.de/38121
Alexander Krei

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Tags

ZDFneo

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