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«7 Tage, 7 Köpfe» in pink

Unentschlossen, chaotisch und belanglos. Mit diesen Worten lässt sich die neue VOX-Talkshow «Frauenzimmer» am besten umschreiben.

Vier Frauen reden täglich eine Stunde über die Themen, die Frauen bewegen. Was in Großbritannien unter dem Titel «Loose Women» seit zehn Jahren funktioniert, erweist sich in Deutschland als schwieriges Unterfangen, denn die Premiere mit Schauspielerin Yasmina Filali, TV-Moderatorin Bettina Böttinger, Sängerin Maite Kelly und „Liebesexpertin“ Birgit Ehrenberg war ein Schuss in den Ofen.

Während der ersten Ausgabe konnte sich die neue Sendung nicht entscheiden, ob sie ein Comedyformat oder eine ernsthafte Talkshow sein will. Die Themen der vier Frauen wechselten so schnell, dass es einem schwindelig wurde. Dabei war keines auf das vorhergehende abgestimmt. Auf eine kurze Diskussion über die schönsten Politiker, folgte ein ernsthafter Abschnitt über Eltern, die ihre Kinder zu stark unter Erfolgsdruck setzen. Auf eingerissene Kaiserschnittnarben folgte Vladimir Klitschkos Vorliebe für Hackenschuhe. Mit Schlankheitswahn, Traumhochzeiten und teuren Schuhen waren am Ende alle Themen vertreten, die man als Mann von einer Frauenrunde erwartet. Die Auswahl der Inhalte wirkte, als hätte sich Al Bundy versucht in den Kopf einer Frau hineinzuversetzen. Dass sich für dieses Abhaken der dümmsten Klischees ernsthafte Journalisten wie Bettina Böttinger hergeben, ist erschreckend.

Anstatt sich den angetippten Themen ernsthaft zu widmen, animierten sich die vier Frauenzimmer immer wieder ihre persönlichen Erfahrungen einzubringen, ohne dass dies eine wirkliche Relevanz für das Gespräch hatte. Am Ende der Sendung wusste der Zuschauer daher, dass Maite keine Kinder auf natürlichem Wege gebären kann, dass Bettina Böttinger sich gern die Tür ihres Autos abfährt und dass Jasmina Filali gern mal Angelina Jolie küssen möchte. Gespickt wurden diese Selbstdarstellungen mit gegenseitigen Beweihräucherungen wie klug oder hübsch die jeweils anderen Frauen am Tisch doch wären.

Zwischendurch wurde von den Beteiligten anscheinend obendrein erwartet, dass sie permanent kleine Witzchen in die Show einbauen. Da die vier Moderatorinnen an einem halbkreisförmigen Tisch saßen und sich erzwungene Überleitungen zwischen den bemühten Scherzen herausquälten, glaubte man sich zeitweise in einer alten Folge «7 Tage, 7 Köpfe» verfangen zu haben. Einzig die pinke Kulisse zerschlug diesen Eindruck. Mit Maite Kelly war zudem wie damals ebenfalls ein Mitglied dabei, das einen ausländischen Akzent hat. Zumal die Gute optisch etwas an Gaby Köster erinnerte. Wer jedoch dachte, dass der Humor von Rudi Carrel und Co. nicht unterboten werden konnte, wurde von «Frauenzimmer» eines Besseren belehrt. So ließ Bettina Böttingers folgenden Beitrag zum Thema attraktiven Politiker vom Stapel: „Rainer Brüderle ist wenigstens Weinexperte. Der kann sich selbst schön saufen, bevor er in den Spiegel schaut.“ Da wundert es auch nicht, dass das Publikum im Studio oft nur höflich applaudierte.



Bei der Show gab es anscheinend keine festen Abläufe, exakte Rollenverteilungen oder interne Absprachen. Die vier Frauen redeten stets wild durcheinander. Wurde vor der Ausstrahlung jemals wenigstens eine Probeausgabe aufgezeichnet? Als Zuschauer hat man zumindest nicht den Eindruck. Dazu kommt, dass mit Maite Kelly und Jasmina Filali keine erfahrenen Moderatorinnen verpflichtet wurden und diese sich daher streng an ihren gut sortierten Karteikarten festhielten. Dass Filali dabei sogar durch die Sendung führen durfte, erwies sich bereits bei der Begrüßung als Fehlgriff. Während im Laufe der Show die anderen drei Frauen etwas Routine bekamen und dadurch erträglicher wurden, ratterte der Moderationsroboter Filali wacker bis zum Schluss die vorgeschriebenen Texte runter – ohne Spontaneität und ohne eine Gefühl dafür, wann ein neues Thema einzuführen ist.

Der einzige Pluspunkt für die Show war, dass der Aufzeichnungstermin der Sendung erst kurz zurücklag, denn so war es den vier Damen möglich, bereits über die neuen Ämter innerhalb der schwarz-gelben Koalition zu sprechen. Aber auch hier waren die Macher inkonsequent, denn man hätte die Sendung dann auch tatsächlich live ausstrahlen können.

Selbst im Promitalk war kein roter Faden zu erkennen. Immerhin brachte Dschungelkönig Ross Antony nach rund 45 Minuten das erste Mal einen gewissen Unterhaltungswert in die Sendung, doch auch hier sprangen die Themen umher wie aufgescheuchte Frösche. Zunächst versuchte man mit dem Thema Adoptionsverbot von gleichgeschlechtlichen Paaren wieder etwas Seriosität in die Sendung zu bringen, bevor Frau Böttinger nach den unterschiedlichen Erziehungsauffassungen des homosexuellen Paares fragte und damit jedoch nicht ihre späteren Kinder, sondern deren Hunde meinte. Zum Abschluss durfte jeder der fünf Protagonisten noch von seiner Traumhochzeit schwärmen und der lustige Frauennachmittag war überstanden.

Vielleicht versteht man diese Art der Unterhaltung als Mann nicht. Vielleicht ist dieses Umherspringen der Themen für Frauen nachvollziehbar und sogar unterhaltsam. Vielleicht möchte die weibliche Zielgruppe am Nachmittag gar nicht mit allzu ernsten Themen belastet werden. Vielleicht ist «Frauenzimmer» aber auch einfach nur eine lieblos produzierte und geklaute Sendung, die niemand ernsthaft hinterfragt und vorbereitet hat. Nur eines steht fest: Wenn die Beteiligten nicht schnell die Qualität der Show steigern können, müssen die Frauenzimmer angesichts der harten Konkurrenz im Nachmittagsprogramm wohl bald ins Frauenhaus.
27.10.2009 10:25 Uhr Kurz-URL: qmde.de/38087
Christian Richter

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Frauenzimmer

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