Die tägliche Serie sollte die Rettung des schwachen 18.50 Uhr-Sendeplatzes der ARD werden. Doch kaum ein anderes Format zuvor floppte derart wie die Daily.
Mit
«Eine für alle» wollte Das Erste-Programmdirektor Volker Herres eines der größten Probleme des öffentlich-rechtlichen Senders lösen. Die schwachen Quoten des Sendeplatzes U3, um 18.50 Uhr, sollten endlich der Vergangenheit angehören. Ausgedacht hatte man sich einen vielversprechenden Plot, der bewährte Soap-Themen aufgriff, aber irgendwie auch öffentlich-rechtlich klang. In einer wirtschaftlich schwierigen Zeit sollte Hauptfigur Lily eine Firma übernehmen und damit in eine Männerdomäne eindringen – große Probleme waren also vorprogrammiert.
Ein Wirtschaftsthema, gepaart mit ein bisschen Liebe und den üblichen Klassenunterschieden zwischen Geschäftsführung und Arbeitern – alles war vorhanden. Doch schon vor dem Start war klar, dass es
«Eine für alle» vielleicht nicht leicht haben wird: Lange Zeit war unklar, was die neue Daily überhaupt sein soll. Eine klassische Seifenoper im Stile von «Marienhof», von der aus Vorsicht nur 200 Folgen bestellt wurden? Oder doch eher eine Telenovela, eben weil sie nur über einen begrenzten Zeitraum laufen sollte?
Volker Herres sprach im Vorfeld hingegen gerne von einer Dramedy und erfand das Genre an sich dann wohl neu: Für gewöhnlich laufen solche Formate nicht mit einer so großen Stückzahl werktäglich am Vorabend. So unterschiedlich im Vorfeld über «Eine wie Keine» gesprochen wurde, so ratlos war der Zuschauer dann wohl auch, als er die ersten Episoden sah – wenn er dies denn überhaupt tat.
Spannung gleich null, kaum Anreize auch am kommenden Tag wieder einzuschalten. Massive Fehler der Produktion, an der anfangs übrigens der ehemalige Sat.1-Serienchef Dirk Eisfeld beteiligt war, wurden deutlich. Das fing bei der Fehlbesetzung der Hauptrolle an und endete bei Kleinigkeiten wie Figuren, die nervigen französischen Akztent – dazu auch noch schlecht – sprachen. Die Folgen waren katastrophale Quoten, die sich bei den 14- bis 49-Jährigen in Richtung zwei Prozent bewegten.
Volker Herres schob die Schuld an dem Flop eher auf die Wirtschaftskrise: Die Zuseher würden in solchen Zeiten nicht auch noch ein Format sehen wollen, in dem es ebenfalls um eine Wirtschaftskrise gehe, sagte der Programmmacher. Erst viel später sprach er dann davon, dass auch die Produktionsfirma sich reinhängen müsse – ein deutliches Zeichen, dass er mit der Arbeit von Rubicom, ein junges Unternehmen, nicht einverstanden war. Die Bavaria übernahm mehr Aufgaben bei der Herstellung, mit Alexander Ollig wurde ein neuer Produzent ans Set geholt. Doch selbst der konnte – auf Grund der langen Vorlaufzeit bei einer täglichen Serie – nichts mehr retten.
Der Karren wurde gegen die Wand gefahren und bewegte sich keinen Zentimeter mehr zurück. Aus ehemals 200 bestellten Folgen machte Das Erste nur 100 – am Donnerstagabend läuft nun Episode 98 und auch diese wird das Publikum wie alle 97 zuvor wohl eher langweilen als begeistern. Wenn «Eine für alle» dann am Freitag mit einer Doppelfolge endet, werde manche Fernsehmacher bei der ARD wohl tief durchatmen. Auch das hat man dann überstanden.