Story
Bei «Wer hat Angst vorm schwarzen Mann?» geht es um eine urdeutsche Legende, die erstmals verfilmt wird. Es geht um den schwarzen Mann, der jener Legende nach alle paar Jahre auf ein Dorf kommt, um den Kindern dort das Leben zu nehmen. Paul spielt mit seinen Freunden im Wald. Er versteckt sich hinter einem Holzstapel, ehe er plötzlich leises Keuchen hört. Erschrocken dreht er sich um und sieht die Gestalt des schwarzen Mannes auf sich zukommen. Paul ist sofort tot.
Unterdessen kehrt Sophie nach acht Jahren mit ihrem Sohn Klaus in ihr Heimatdorf zurück, als sich der schwarze Mann das nächste Opfer holt. Zusammen mit ihrer Jugendliebe Mark versucht sie fieberhaft, eine Waffe gegen ihn zu finden. Doch für Erwachsene ist der schwarze Mann dem Mythos nach unsichtbar. Aus Angst um ihre Kinder verbarrikadieren sich die Menschen in ihren Häusern. Trotz aller Vorsichtsmaßnahmen gelingt es dem „schwarzen Mann“ sich ein Kind nach dem anderen zu holen. Das harmlose Fang-Spiel der Kinder «Wer hat Angst vorm schwarzen Mann?» endet in einem Horror-Trip, da es der schwarze Mann schließlich auch auf Klaus abgesehen hat.
Darsteller
Luisa Katharina Davids («Wie man sich umbringt ohne zu sterben») ist Sophie Lynsky
Jonas Laux («Familie Sonnenfeld», «Schwarzwaldhof») ist Mark Fuchs
Heio von Stetten («Faktor 8- Der Tag ist gekommen») ist Gerhard Bucher
Miguel Herz-Kestranek («Der Fall des Lemming») ist Benedikt Lynsky
Maximilian Harnisch ist Klaus Lynsky
Anna Rot («In 3 Tagen bist du tot») ist Elisabeth
Joram Voelklein («Faktor 8», «Crashpoint») ist Dr. Herbert West
Veronika Hepperle («Kronprinz Rudolf») ist Eva Bucher
Nikola Rudle («Eiko») ist Angela Bucher
Aaron Karl («Der Fall des Lemming») ist Felix Hagen
Max Berger ist Clemens Amon
Constantin Vonmetz ist Christian Bucher
William Mang («SOKO Kitzbühel») ist Johannes Sprung
Fritz Hammel («Der schwarze Löwe» ist Andreas Amon
Kritik
Nicht zum ersten Mal zeigt ProSieben eine Verfilmung einer deutschen Legende. Schon mit «Gonger» hat der Sender eine solche Mystery-Premiere gefeiert. Neu ist aber die erstmalige Zusammenarbeit mit dem ORF, das für den Thriller «Wer hat Angst vorm schwarzen Mann?» an der gemeinschaftlichen Produktion beteiligt war. Das zeigt Wirkung. Denn der Film, der sich mit der urdeutschen Legende des „schwarzen Mannes bzw. dem „Engelmacher“, beschäftigt, wurde überzeugend inszeniert. Schon Johann Wolfgang von Goethe schrieb in seinem „Erlkönig“ von diesem Mythos, der jetzt mit «Wer hat Angst vorm schwarzen Mann» auch filmisch umgesetzt wurde. So bedient man sich auch in dem Verlauf der Handlung dieser Grundlagen von Goethe bis hin zu anderen Erzählungen. Der Produktion von der österreichischen Firma Mona Film und der bekannten, deutschen Regisseurin Christine Hartmann ist es gelungen den Zuschauer durch die Erzählstruktur zu involvieren und für die Geschichte sowie den Mythos zugänglich zu machen. Denn die Erzählweise ist schlüssig, aber ruhig. Mitgefühl und Betroffenheit werden geweckt. Die Schockmomente sind passend gewählt. Ein lebloser Körper eines Kindes tut das Übrige. Mit großer Sorgfalt wurde recherchiert, um einen Mythos mit Leben zu füllen. Gedreht wurde auf einem Waldviertel in Niederösterreich sowie in Wien. Gerade aber die Kulisse des mysteriösen Dorfes und bedrohlich anmutender Waldumgebung sorgt bei «Wer hat Angst vorm schwarzen Mann?» für die Gruselstimmung.
Zunächst fürchtet sich unter den Erwachsenen noch niemand vor dem vermeintlichen „schwarzen Mann“. Für ihre Kinder ist er eine ernste Bedrohung. Gerade die starke Anfangsphase des Films fesselt den Zuschauer und zieht ihn in seinen Bann. Im weiteren Verlauf der Story wird dies nur bestätigt. Als immer mehr Kinder dem „schwarzen Mann“ zum Opfer fallen, ist der Höhepunkt erreicht: Der „schwarze Mann“ versetzt das ganze Dorf in Schrecken. Und wenn er kommt? Dann laufen nicht nur die Jüngsten, sondern später auch die Erwachsenen, die den „schwarzen Mann“ nicht mal sehen können. Ist an dem Mythos was dran? Oder gibt es eine irdische Erklärung für die heimtückischen Meuchelmorde an den Kindern im Dorf? Spuren hinterlässt der „schwarze Mann“ jedenfalls keine. Die stetig steigende Spannung im Drehbuch von Wolfgang Brandstetter weckt Grusel-Gefühle beim Zuschauer. Dem Wiener Autor ist es gelungen das Publikum des Thrillers in das Zusammenspiel von Mythos und Wirklichkeit mit einzubeziehen. Die Handlung wirft Fragen auf, Antworten kommen erst später oder nur nach und nach, so dass der Spannungsbogen stetig gewahrt bleibt. Dass man in Wien mit dem Thema Tod einen etwas anderen Umgang hat, vielerorts gar von einer Vertrautheit mit dem Tod der Stadt und ihren Bewohnern nachgesagt wird, ist für den Thriller förderlich, anhand des Drehbuchs aber auch spürbar wirkungsvoll. Gewecktes Mitgefühl heizt die ohnehin schon bedrohlich, mystische Atmosphäre an. Etwas störend sind die Nebengeschichten einiger Charaktere. So zum Beispiel jene Szenen zwischen Sophie Lynsky (Luisa Katharina Davids )und ihrem Vater. Oder die Bemühungen des Dorfpolizisten sowie anderen Charakteren, die an der Aufklärung der Todesfälle interessiert sind. Die Figurenkonstellation entwickelt eine zwischenmenschliche Ebene, die etwas bremst, dem Thriller aber Tiefgang bringt.
Dabei ist es auch dem Protagonisten selbst zu verdanken, dass das authentisch rüber kommt. Maximilian Harnisch spielt Klaus besonders einfühlend. Den kleinen Jungen, der fast allein auf weiter Flur steht, weil keiner der Erwachsenen seinen Erzählungen vom „schwarzen Mann“ Glauben schenken will, verkörpert er perfekt. Dadurch werden Emotionen hervorgerufen, aber auch eine Basis geschaffen, um eine solche filmische Umsetzung, die von Dramaturgie und langsamem Spannugsaufbau sowie –erhalt lebt, zu ermöglichen. Somit hat der kleine Maximilian Harnisch wesentlichen Anteil am Gelingen von «Wer hat Angst vorm schwarzen Mann?», ist es doch gerade seine Rolle die für die Identifikation des Zusehers mit den Charakteren eine tragende Rolle spielt. Aber auch Luisa Katharina Davids, Jonas Laux oder Heio von Stetten sind gut besetzt.
Ein unerwartetes Ende offenbart allerdings die Mängel des ProSieben-Thrillers. Trotz aller Spannung und Dramatik während des Films und gerade zu dessen Beginn, verflacht dies doch mit der Auflösung am Ende. Denn gerade dieser Teil erscheint zu halbherzig und nicht ganz logisch. Die zu den Horror-Elementen parallele Krimi-Geschichte der Charaktere rund um den Dorfpolizisten erreicht hier ihren Höhepunkt, der allerdings leicht enttäuscht, hätte man sich doch ein packenderes Finale gewünscht. Auch im Drehbuch sind einige Logik-Fehler auszumachen. Zum Beispiel wird das Feinbild nicht genau gezeichnet. Die Begriffe „schwarzer Mann“ und „Engelmacher“ werden quasi synonym in den Dialogen gebraucht. Dabei werden im Film selbst noch die Unterschiede zwischen beiden Begriffen erläutert.
Der „schwarze Mann“ verfolgt böse Kinder, die unartig waren. Der „Engelmacher“ rächt sich an den Nachkommen für die Untaten der Väter. So ist es im Film mal der eine, mal der andere, im Grunde aber immer derselbe. So wird es suggeriert. Der Zuschauer sollte schon wissen, wovor er sich genau fürchten soll, denn wenn verschiedene Bezeichnungen für ein Feinbild durcheinander geworfen werden, schadet das eher als es weiterhilft.
Letztlich ist «Wer hat Angst vorm schwarzen Mann?» sehenswert. Blendet man einmal einige Logikfehler und die ablenkenden Nebenhandlungen bedingt durch die Beziehungen einzelner Charaktere untereinander aus, so wird der Film seiner Bestimmung auf einem Sendeplatz namens „Thrill-Time“ voll und ganz gerecht.
ProSieben zeigt «Wer hat Angst vorm schwarzen Mann?» am Montag, den 12. Oktober 2009 um 20.15 Uhr.