Quotenmeter.de erinnert an all die Fernsehformate, die längst im Schleier der Vergessenheit untergegangen sind. Folge 55: Hape Kerkelings erster Ausflug zu RTL, der ihm seinen ersten TV-Flop bescherte.
Liebe Fernsehgemeinde, heute gedenken wir des sinnlosen und unwitzigen Blödel-Chaos' eines erfolgsverwöhnten Entertainers.
«Cheese» wurde am 14. Januar 1994 bei RTL geboren und entstand zu einer Zeit als Hape Kerkeling mit seiner ARD-Show «Total Normal» auf einem ersten Höhepunkt seiner Karriere angekommen war. Nachdem er mit dem Format alle gängigen Fernsehpreise gewonnen hatte, legte der Moderator eine rund zweijährige Pause ein und wechselte vom öffentlich-rechtlichen Rundfunk zur privaten Konkurrenz. Der Kölner Sender bot ihm neben der Möglichkeit seine Sendung selbst zu produzieren auch eine millionenschweren Gage. Kerkeling selbst sagte damals in einem Interview: "Von dem, was ich bei RTL mit zwölf Shows verdiene, kann ich ein Jahr sorgenfrei leben. Das war bei der ARD nicht drin." Doch auch der Sender setzte hohe Erwartungen in den Neueinkauf.
Seine RTL-Show bot im Vergleich zu «Total Normal» nicht viel Frisches. Neu war nur, dass die halbstündige Sendung live ausgestrahlt wurde und somit etwas interaktiver war. Sie bestand aber wieder hauptsächlich aus skurrilen Liveaktionen, prominenten Gästen und seinen typischen Einspielfilmen, bei denen er in verschiedene Verkleidungen schlüpfte. So sorgte er als Stau-Berater für Chaos auf der Autobahn, verschleppte unwissende Kandidaten nach Paris und besuchte ein Ausdrucks-Tanz-Seminar. Dazwischen wirbelte Kerkeling im Studio mit seinen Gästen wild durch die gelbe Kulisse, die an eine Wohnung samt Swimming Pool erinnern sollte. Mit Siegfried Schwäbli tauchte zudem einer seiner beliebtesten Figuren regelmäßig auf, die noch Jahre später in «Hape trifft» zu sehen war.
Ein richtiges Konzept lag der Sendung nicht zu Grunde. Laut Kerkeling war "das Konzept [...] die Konzeptionslosigkeit". Hier lag auch das Hauptproblem. Was bei «Total Normal» noch erfrischend war, wirkte nun abgedroschen und planlos. Die Show brachte nur wenige Highlights hervor, wie ein Musikvideo in dem Hape den berühmten Song „Love Is In The Air“ auf dem Gelände einer Kläranlage zum Besten gab. Mit diesen Einlagen konnte der einstige Liebling aber auch die Kritiker nicht begeistern, die an der Sendung das „fehlende dramaturgisches Konzept“ und die mangelnde „durchgefeilte Konzeption“ beanstandeten.
Obwohl die Show mit über sechs Millionen Zuschauern verheißungsvoll startete und zunächst die hohen Erwartungen von RTL erfüllen zu können schien, entwickelte sie sich zu einem großen Flop für den Sender und zu Kerkelings erstem Misserfolg, der ihm anfangs schwer zu schaffen machte. Immerhin strahlte man alle geplanten Folgen am Freitagabend um 21.15 Uhr tapfer aus, bevor das Format endgültig vom Schirm verschwand. Im Jahr 2001 waren die wenigen Highlights in der Clipshow «Hapes halbe Stunde» in Sat.1 zu sehen.
«Cheese» wurde am 15. April 1994 beerdigt und erreichte ein Alter von 13 Folgen. Nach dem Ende der Show wechselte der Moderator Hape Kerkeling zurück zur ARD und präsentierte dort mit
«Warmumsherz»,
«Zappenduster» und
«Gisbert» drei weitere erfolglose Formate. Erst im Jahr 1998 kehrte der Entertainer mit seiner Show
«Darüber lacht die Welt» auf die Erfolgsspur zurück.
Möge die Show in Frieden ruhen!
Die nächste Ausgabe des Fernsehfriedhofs erscheint am kommenden Donnerstag und erinnert dann an den zweiten Flop von Hape Kerkeling.